Julia Gold Band 0045
widerstehen zu können. Denn nachdem sie die Wahrheit herausgefunden hatte, würde sie bestimmt nicht mehr in Versuchung geraten, sich von ihm verführen zu lassen.
Er hatte sie belogen, dessen war sie sich ganz sicher. Als er behauptet hatte, er sei nicht verheiratet, hatte sie nicht gewusst, ob sie es ihm glauben sollte oder nicht. Aber jetzt war sie sich ihrer Sache sicher, er war verheiratet.
Das war ihr plötzlich klar geworden, als er sich an der Tür umgedreht und sie so seltsam angesehen hatte.
Die geheimnisvolle Fremde war die Ehefrau des Scheichs.
9. KAPITEL
„Wie wär’s, wollen wir anhalten und frühstücken? Wir sind gut vorangekommen, und Sie möchten sicher etwas essen, stimmt’s?“
Amber war hin- und hergerissen. Der Scheich hatte recht, sie hatte Hunger. Doch es gefiel ihr gar nicht, mit ihm hier in der Einsamkeit zu frühstücken. Am besten würde sie ihn überzeugen, so schnell wie möglich ins Camp zu fahren, wo sie unter vielen Menschen sein würden.
„Ich möchte jetzt nichts“, antwortete sie deshalb. „Meinetwegen brauchen Sie nicht anzuhalten.“
„Im Gegensatz zu Ihnen bin ich hungrig und muss unbedingt etwas zu mir nehmen“, sagte er.
Seit einer Stunde waren sie unterwegs. Kurz nach halb sieben hatten sie sich außerhalb des Palastes getroffen.
„Es ist besser, früh abzufahren, später wird es viel zu heiß“, hatte er ihr erklärt. In der Wüste stiegen die Temperaturen rasch und höher als in der Stadt, und zum Beduinenlager brauchten sie ungefähr zwei Stunden.
Vom Palast gelangten sie geradewegs auf die Autobahn, die als heller Streifen die Wüste teilte.
Dieser Ausflug war ganz anders als ihr erster Abstecher in die Wüste, wie Amber rasch feststellte, nachdem sie die Stadt hinter sich gelassen hatten. Die Gegend hier war kein Tummelplatz für Touristen, sondern noch unberührte Natur. Vor ihnen lag eine endlos weite Fläche Sand. Und während der ganzen Fahrt war ihnen bisher nur ein einziges Fahrzeug begegnet, das in die entgegengesetzte Richtung gefahren war. Die vereinzelt an der Straße aufgestellten Schilder machten nur auf umherirrende Kamele aufmerksam. Das Land wirkte verlassen und unbewohnt und erinnerte an eine Mondlandschaft.
Und es war genauso faszinierend, wie Ambers Freundin ihr vorgeschwärmt hatte. Aber Amber konnte sich nicht so intensiv auf die Umgebung konzentrieren, wie sie es gern getan hätte, denn ihre Gedanken kreisten beinah unentwegt um den Scheich, dessen Gegenwart sie sich viel zu sehr bewusst war.
In dieser weiten und menschenleeren Landschaft war sie mit ihm ganz allein, und zuweilen stieg Panik in ihr auf, worauf dann wieder eine eigenartige Erregung folgte.
Der Scheich hingegen verhielt sich zurückhaltend und ziemlich distanziert. Als sie sich zur vereinbarten Zeit getroffen hatten, hatte er zur Begrüßung nur flüchtig genickt, ohne zu versuchen, sie zu küssen, wie sie befürchtet hatte. Während der Fahrt hatten sie sich bisher über neutrale Themen unterhalten. So hatte er ihr zum Beispiel erklärt, wie die verschiedenen Jahreszeiten in der Wüste abliefen und wie Sanddünen mit ihren wechselnden Formen entstanden.
Man hätte fast glauben können, dass es den Kuss nie gegeben hatte.
Aber Amber war klar, dass der Scheich sich dessen, was geschehen war, genauso bewusst war wie sie. Sie ließ sich nicht täuschen durch die Gleichgültigkeit, die er an den Tag legte. Deutlicher denn je spürte sie die erotische Spannung zwischen ihnen, die sie beide durch das unverbindliche Geplauder zu ignorieren versuchten. Solange sie über die gerade Straße brausten und er die Hände nicht frei hatte, weil er das Lenkrad festhalten musste, war es gerade noch erträglich, auf so engem Raum mit ihm zusammen zu sein. Bald sind wir im Camp und nicht mehr allein, redete Amber sich immer wieder gut zu.
Er hielt den großen blauen Range Rover an, zog die Handbremse an und drehte sich zu Amber um.
„Ich habe Kaffee, frische Datteln, Brötchen und etwas Gebäck mitgenommen.“ Er schaute ihr in die Augen. „Sie sollten auch etwas essen, es ist nicht gut, mit leerem Magen zu reisen.“
„Okay, einverstanden.“
Natürlich hatte er recht, und es wäre auch unvernünftig, darauf zu beharren, sie hätte keinen Hunger. Als er sich umdrehte und die Picknickbox vom Rücksitz zog, fügte Amber jedoch rasch hinzu: „Ich bin etwas steif vom langen Sitzen und möchte ein bisschen herumlaufen.“
In Wirklichkeit brauchte sie unbedingt Abstand,
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