Julia Gold Band 0045
sie, dass er ihre Bemerkung einfach ignorierte.
Deshalb fragte sie ihn direkt: „Sie halten nichts von Treue und Aufrichtigkeit, stimmt’s?“
„Wieso nicht? Weshalb sagen Sie das?“
Seine Stimme klang belustigt. Offenbar hatte er ein reines Gewissen. Ich hätte es mir denken können und brauche gar nicht überrascht zu sein, denn Schuldgefühle kennt er sowieso nicht, dachte sie.
Sie sah ihn forschend an.
„Ganz einfach, Sie verhalten sich so. Also, um ehrlich zu sein – Sie haben behauptet, Sie seien nicht verheiratet. Aber ich weiß jetzt, dass Sie es doch sind.“
„Ach ja? Und mit wem bin ich angeblich verheiratet?“ Seine Stimme klang immer noch amüsiert.
Er bestreitet es jedenfalls nicht mehr, dachte Amber.
„Natürlich kenne ich Ihre Frauen nicht, nehme aber an, eine davon ist die, die mich ständig beobachtet. Darüber haben wir ja schon geredet. Vermutlich fragt sie sich, was ich bei Ihnen im Palast tue. Vielleicht ist sie eifersüchtig. Bei Ihnen hat sie bestimmt allen Grund dazu. Natürlich nicht im Zusammenhang mit mir“, stellte Amber die Sache rasch klar. Er sollte ja nicht auf falsche Gedanken kommen. „Auf mich wird sie nie eifersüchtig sein müssen.“
„Sind Sie sich sicher?“
„Ja, sehr sogar.“
„Ich bin anderer Meinung und glaube, Sie täuschen sich.“
„Oh nein, ganz bestimmt nicht. Wenn sich einer täuscht von uns beiden, dann Sie.“
Auf einmal drehte sich alles in ihrem Kopf. Sie schloss die Augen und atmete langsam ein und aus.
Dann hatte sie sich wieder im Griff und warf dem Scheich einen vorwurfsvollen Blick zu, denn es machte sie ganz nervös, dass er sie so nachdenklich betrachtete.
„Ich finde es sehr wichtig, dass Sie genau wissen, was ich meine, und sich wegen des einen Abends keine falschen Vorstellungen machen …“
Als er aus dem Wagen stieg, unterbrach sie sich. Sie sah sein Gesicht nur noch ganz undeutlich und verstand nicht, was er sagte. Sie rang nach Luft und hielt sich in einem Anflug von Panik krampfhaft an der Autotür fest. Dabei hatte sie das Gefühl, vollständig die Kontrolle zu verlieren.
„Es ist besser, Sie glauben mir, dass ich es ernst meine“, warnte sie ihn. „Solange ich die Kraft und die Möglichkeit habe, mich zu wehren, wird so etwas wie an jenem Abend nicht mehr passieren.“
Und dann konnte sie sich nicht mehr auf den Beinen halten und sank zu Boden.
Amber war sich bewusst, dass sie von zwei starken Armen aufgehoben wurde. Sie fühlte sich so schwerelos, als würde sie im freien Raum schweben. Bedenkenlos lehnte sie sich an die Brust des Scheichs und genoss die herrliche Empfindung.
Er trug sie ins Auto. Sie barg den Kopf an seiner Schulter, und seine Stärke tröstete und beruhigte sie. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so geborgen und beschützt gefühlt. Sie schien zu ihm zu gehören, alles kam ihr ganz natürlich vor.
Dann verwandelte er den Beifahrersitz in einen Liegesitz und legte sie darauf. An ihrem Rücken fühlte sich das weiche Leder angenehm kühl an.
„Keine Angst, ich kümmere mich um Sie.“ Seine Stimme klang sanft und beruhigend, während er sich über sie beugte.
Mit den Fingern strich er ihr vorsichtig das Haar aus der Stirn.
„Sie sind wunderschön“, hörte sie ihn wie aus weiter Ferne sagen.
Und als sie aufsah und ihn anblickte, hätte sie ihm am liebsten erklärt, wie attraktiv sie ihn fand.
Er hatte die Enden seiner weißen kaffiyeh zurückgeschoben, die sein markantes Gesicht umrahmte. In den dunklen Augen mit den bemerkenswert langen und dichten Wimpern lag ein rätselhafter Ausdruck. Amber betrachtete seinen Mund und dachte daran, wie viel Vergnügen er ihr mit seinen Lippen bereitet hatte. Plötzlich sehnte sie sich danach, sie wieder auf ihren zu spüren.
„Hier, trinken Sie das.“ Er hielt ihr einen Becher an die Lippen, während er Amber mit der anderen Hand stützte.
Sie trank gehorsam, nahm aber außer seinem männlichen Duft nichts wahr, den sie so herrlich und betörend fand, dass sie Herzklopfen bekam.
Nur undeutlich bekam sie mit, dass er ihr die obersten Knöpfe der Bluse öffnete.
„Dann können Sie besser atmen“, erklärte er.
Ohne sich bewusst zu sein, was sie tat, seufzte sie und wollte die Hand heben, um ihm übers Haar zu streichen. Doch dann glitt sie in einen Traum.
Und in dem Traum berührte sie sein Haar, das sich so wunderbar weich anfühlte, wie sie es sich vorgestellt hatte. Lächelnd hielt sie den Atem an, während sie ihm mit den
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