JULIA GOLD Band 32
traditionelle Zeremonie, alle sind sehr glücklich.“
Alle, außer Bryn. Sie sehnte sich nach Liebesbezeugungen von Kahlil, oder zumindest einem kleinen Hinweis, dass er etwas für sie empfand. Ihre Unterhaltungen waren oberflächlich. Nur nachts im Bett waren sie sich nah. Ansonsten waren sie praktisch Fremde.
Jemand klopfte, und Lalia ging an die Tür. Sie kehrte mit einem gefalteten Blatt Papier zurück.
Bryn starrte auf das Blatt. Sie bekam eine Gänsehaut. Nur eine einzige Person hatte ihr im Palast jemals eine schriftliche Notiz zukommen lassen. Nur eine einzige Person würde es wagen, eine Nachricht an sie in die Unterkunft der Frauen zu schicken.
Langsam entfaltete sie das Blatt. Ich muss Dich sehen. So fort . Kein Name. Aber sie benötigte auch keinen. Sie kannte die Handschrift. Amin.
Einen Moment lang hatte sie das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, doch dann zerknüllte sie das Papier. Sie würde ihm nicht antworten. Er sollte überhaupt gar nicht hier sein. Was tat er an ihrem Hochzeitstag im Palast? Warum war er nicht in Monte Carlo und vergnügte sich auf Partys und im Kasino?
Bryn war versucht, Kahlil endlich alles zu erzählen. Es wäre das Beste, die Episode mit Amin noch vor der Hochzeitszeremonie ein für alle Mal aus der Welt zu scharfen. Doch sie zögerte, fühlte das Papierknäuel in der Hand.
Würde Kahlil sie verstehen, wenn sie ihm alles schilderte? Würde er erkennen, warum sie einem Mann wie Amin vertraut hatte?
Nein. Kahlil verachtete Schwäche, bei sich selbst und bei anderen. Egal, was sie über Amin sagte, Tatsache war, dass er und Kahlil einst unzertrennlich gewesen waren. Wie Brüder.
Amin hatte sie in die Ecke gedrängt, und er wusste es. Aber sie würde nicht nachgeben. Und sie würde auch nicht aufgeben. Dies war jetzt ihr Zuhause, ihre Familie. Vielleicht konnte sie nichts gegen Amin sagen, aber sie würde seine Spiele keinesfalls mitspielen.
Das Hochzeitskleid war ein goldfarbenes, mit kostbaren Perlen besticktes zweiteiliges Gewand. In den hohen Spiegeln an den Wänden der weitläufigen Korridore sah sie, dass es sich elegant an ihren schlanken Körper schmiegte und das Licht der Kristallleuchter einfing. Die Dienerschaft wartete draußen ungeduldig auf sie. Lalia ging aufgeregt voraus. Plötzlich legte sich eine Hand um Bryns Oberarm und zwang sie, stehen zu bleiben. „Wie sagt man noch in Amerika? Du kannst fortlaufen, aber du kannst dich nicht verstecken.“
Bryn sah, dass Lalia weiterging. Ihr Herz raste. „Du hast zu viele Filme gesehen, Amin. Lass mich los.“
„Wir müssen miteinander reden.“
„Es gibt nichts, worüber wir zu sprechen hätten.“ Aber er ignorierte sie und zerrte sie mit Gewalt zu einer Tür zwischen zwei großen Spiegeln, hinter der sich eine kleine Kammer verbarg. Er zog sie hinein und schloss die Tür. „Ich kann dir das Leben zur Hölle machen, wenn ich will.“
„Das glaubst du nur.“ Sie kochte vor Wut, dass er wenige Minuten vor der Zeremonie solch ein böses Spiel mit ihr spielte. Doch sie hatte keine Angst. Sie war nur verärgert. Warum merkte Kahlil nicht, was für eine Natter Amin war? Wie konnte er solch einen Menschen in seinem Leben tolerieren? „Du bist ein Betrüger, ein Schwindler, und wenn du mir weiterhin drohst, werde ich Kahlil alles über dich erzählen.“
„Droh mir nicht, Miss Amerika.“
„Und droh du mir nicht! Ich bin nicht mehr die naive Braut, die ich damals war, und ich habe genug von deinen schmutzigen Spielchen. Du hast mich damals in meinem Zimmer angegriffen, und du wollest mich vergewaltigen …“
Er schnappte nach ihrem Oberarm und grub seine Finger schmerzhaft in ihr Fleisch. „Du hast es gewollt. Du hast mich gewollt.“
„Dich gewollt? Ich verachte dich. Und wenn du mich jetzt nicht loslässt, fange ich an zu schreien.“
Sie wollte die Tür öffnen, doch er hinderte sie daran und presste sie mit seinem Gewicht gegen die Wand. Mit einer Hand hielt er ihr den Mund zu, die andere legte er fest an ihren Hals. „An deiner Stelle würde ich nicht schreien, und ich würde auch nicht zu Kahlil gehen und ihm alles erzählen, denn er würde es nicht verstehen. Er ist ein Scheich, ein Araber, und arabisch ist auch seine Denkweise. Niemals wird er einer Frau verzeihen, die ihn betrogen hat. Dir wird er nicht verzeihen. Niemals.“
Bryn biss ihm kräftig in die Finger und befreite sich von ihm. „Bleib mir vom Leibe“, schrie sie und riss die Tür auf.
Auf wackeligen Beinen lief sie
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