JULIA GOLD Band 32
vergangen, eigentlich genügend Zeit. Warum können wir trotzdem nicht darüber sprechen?“
Bryn kniete vor ihm nieder und legte die Hände auf seine Knie. „Kahlil, ich werde dir sagen, warum ich Amin nicht mag. Er zerstört Menschen, verdreht die Wahrheit. Ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der so falsch ist wie er. Damals dachte ich, er sei mein Freund, aber er ist es nicht. Ich habe ihm vertraut, ich habe Zeit mit ihm verbracht, aber wir hatten keine Beziehung.“
„Kein Kuss?“
„Nie.“ Sie richtete sich etwas auf, flehte ihn mit den Augen an, ihr zuzuhören und sie zu verstehen. „Ich fühlte mich nicht zu ihm hingezogen. Ich hatte dich. Und das hat ihn geärgert. Er wollte unser Glück zerstören …“
„Warum sollte er das tun?“
Zärtlich strich sie mit den Fingerspitzen über Kahlils Kinn. „Vielleicht hat er uns um unser Glück beneidet.“
Kahlil nahm ihre Hand und hielt sie fest. Sein Blick schien sie auf der Suche nach der Wahrheit zu durchbohren. „Wenn er mich betrogen hat, will ich es wissen. Wenn er dich ausgenutzt hat, wird er bestraft werden. Gibt es irgendetwas, was ich wissen sollte?“
Wessen sollte sie Amin beschuldigen? Tätlichen Angriffs? Vergewaltigung? Sie hatte ihm eine Nachricht geschickt mit der Bitte, sich mit ihr zu treffen. In ihrem Zimmer. Wie sollte sie Amins bedrohliches Verhalten erklären und gleichzeitig ihr eigenes rechtfertigen?
Sie konnte es nicht.
„Nein. Nein, es gibt nichts.“
„Ich will nicht, dass du noch einmal mit ihm allein bist. Keine vertraulichen Unterhaltungen mehr. Kein gemeinsamer Tee oder was ihr sonst noch getan habt. Meine Frau muss über alle Zweifel erhaben sein. Du musst dich so benehmen, wie es sich für eine Prinzessin gehört. Verstanden?“
„Ja.“
„In einer Woche sprechen wir unsere Ehegelübde“, sagte Kahlil langsam und betont deutlich. „Und dieses Mal gibt es keine Geheimnisse, keine Lügen, kein Weglaufen.“
Die Woche flog nur so dahin. Die Tage verbrachte Bryn mit Ben, die Nächte mit Kahlil. Von Amin sah sie nichts. Nach drei Tagen fragte sie sich, ob er vielleicht schon wieder nach Monte Carlo abgereist war. Sie lächelte in sich hinein. Der Gedanke gefiel ihr. Kein Amin mehr, keine Bedrohung mehr von seiner Seite, keine Angst mehr vor seinen miesen Spielchen.
Sie verschwendete kaum noch einen Gedanken an ihn, Kahlil dominierte ihre Aufmerksamkeit. Er hatte ihre Sachen in sein Schlafzimmer bringen lassen, und Ben war in der Nähe untergebracht worden. Kahlil nahm die meisten Mahlzeiten mit ihr gemeinsam ein, und, wenn möglich, auch mit seinem Sohn.
Nachts liebte Kahlil es, sie auszuziehen, sie zu verführen und mit ihr zu schlafen. Er liebte sie so leidenschaftlich, dass sie, wenn sie schließlich einschlief, tief und traumlos schlief. Manchmal weckte er sie mitten in der Nacht und begehrte sie erneut. Morgens verließ er sie jedoch sehr früh, um seinen Geschäften und Pflichten nachzukommen.
Einmal hatte sie zufällig ein Telefonat mit angehört. Offensichtlich sollte er an einer Konferenz teilnehmen, doch er entschuldigte sich und erklärte, dass er im Moment in Tiva unabkömmlich war.
Er lässt mich nicht allein, dachte sie beunruhigt. Er vertraut mir nicht.
Sie hatte versucht, ihn mittags auf die Konferenz anzusprechen, weil sie ihm versichern wollte, dass es keine Probleme im Palast geben würde, wenn er fort war. Kahlil hätte ihr fast den Kopf abgerissen. „Ich werde dich hier nicht allein lassen!“
„Aber ich wäre doch nicht allein“, erwiderte sie sanft. „Rifaat, Lalia, die Wachen, Ben.“
„Ich bleibe hier. Ende der Diskussion.“
In der Nacht berührte er sie nicht, und Bryn rollte sich zusammen und schlief ein. Sie fühlte sich wie eine Fremde in Kahlils Bett, die keinen Zugang zu seinem Herzen hatte.
Würde es denn niemals wieder wie früher zwischen ihnen sein?
Als er das nächste Mal mit ihr schlief, geschah es mit unbeschreiblicher Intensität. Er war, als würde er sie zurückfordern und sie daran erinnern, dass sie ihm gehörte. Sie gehörte ihm, aber er liebte sie nicht.
Der Tag der Hochzeit war da. In ihren Gemächern kümmerte Lalia sich um Bryns Wohl, ließ ein heißes Bad ein, trocknete sie anschließend gründlich ab und rieb sie dann mit einem parfümierten Öl ein.
Lalia sang leise vor sich hin, während sie Bryn in das Kleid half. Ihre dunklen Augen strahlten vor Aufregung. „Das ist ein glücklicher Tag, ja? Sie heiraten Scheich al-Assad, schöne
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