JULIA GOLD Band 32
Freundschaft war.“
„Nicht auf meiner Seite. Ich habe ihn nie gewollt, habe nie auch nur daran gedacht. Ich weiß jetzt, dass die Nachrichten falsch ausgelegt werden können, und ich weiß jetzt auch, wie unreif ich war, aber es hat keine Affäre gegeben, Kahlil, kein Verlangen, keine sexuelle Beziehung.“
Er hob den Blick. „Nur eine emotionale.“
Als Kahlil hörte, dass Amin ausfindig gemacht worden war, zögerte er keine Sekunde. Er war wütend auf Bryn, aber er würde den Jungen nicht leiden lassen. Ohne sich umzuziehen, stürzte er zu der wartenden Limousine und setzte sich in den Fond, obwohl er am liebsten selbst gefahren wäre. Er konnte immer noch nicht fassen, dass Amin ein Kind entführt hatte – egal, ob sein Kind oder irgendein anderes. Wie konnte ein Mann so tief sinken?
Die Limousine fuhr durch die Stadt. Kahlil rieb sich die schmerzenden Schläfen, doch die Spannung ließ nicht nach. Es wurde Zeit, dass endlich wieder Frieden im Palast einkehrte. Seit Langem fühlte er sich schon nicht mehr wohl in seinem eigenen Zuhause.
Bryn würde gehen müssen.
Er schloss die Augen und biss die Zähne zusammen. Der Gedanke quälte ihn so sehr, dass er nicht einmal spürte, wie der Wagen mit einem Ruck durch ein tiefes Schlagloch raste.
Er liebte sie. Kein Zweifel. Einst hatte er sie auch verehrt, doch das war zu einer Zeit gewesen, als sie sein Vertrauen noch nicht zerstört hatte, ganz abgesehen von seinem Herzen.
Lange sah, hörte und fühlte er nichts als rasenden Schmerz – halb Zorn, halb Kummer – dasselbe irrationale Gefühl, das ein kleines Kind verspürte. Er kniff die Augen zusammen und verdrängte die heißen Tränen. Was geschehen war, war geschehen. Er konnte daran nichts mehr ändern. Das Leben ging weiter.
Sieh nach vorn.
Sieh nach vorn, Kahlil, du meine Güte, sieh nach vorn .
Er öffnete die Augen und schaute mit leerem Blick aus dem Fenster. Weißer Wüstensand wirbelte am Straßenrand auf. Schließlich schaffte er es, tief Luft zu holen, ohne laut zu schreien. Er hatte schon Schlimmeres durchgemacht; er würde es überleben, Bryn zu verlieren. Er würde es überleben, alle zu verlieren. Er war Scheich Kahlil al-Assad, und sein Wort war Gesetz.
Im Palast bemühte Lalia sich, die Prinzessin zu beruhigen. Sie wrang ein feuchtes Tuch aus und legte es Bryn auf die Stirn. „Sch, Prinzessin, Sie dürfen nicht so weinen. Davon werden Sie krank.“
Bryn drehte den Kopf zur Seite und schob das Tuch weg. Sie wollte weder ein feuchtes Tuch noch Pfefferminztee noch eine Unterhaltung. Sie wollte Kahlil und Ben. Wollte einfach nur, dass ihre Familie wieder zusammen war.
Bryn wurde jäh von lauten Stimmen und Motorengeräuschen draußen am Eingang zum Palast aus dem Schlaf gerissen.
Sie war erst eingeschlafen, als die Sonne hoch am Himmel stand, doch mittlerweile tauchte die untergehende Sonne ihr Zimmer in rotgoldenes Licht.
Als sie gerade schlaftrunken aufstehen wollte, wurde die Schlafzimmertür aufgerissen. Schmutzig und mit Blut verschmiert trat Kahlil an ihr Bett.
„Steh auf“, forderte er sie auf. „Wir werden die Sache jetzt ein für alle Mal zu Ende bringen.“
Eine klaffende Wunde war auf seiner Stirn zu sehen, sein Kinn war geschwollen. Außerdem hatte er einen tiefen Riss auf seiner Wange. „Du bist verletzt!“
Er ignorierte ihre Sorge. „Wir haben Ben. Es scheint ihm gut zu gehen, doch mein Arzt untersucht ihn trotzdem vorsichtshalber. Du kannst gleich zu ihm.“
„Gott sei Dank.“ Sie warf sich Kahlil in die Arme und hielt ihn fest umschlungen. „Ich wusste, dass du ihn nicht im Stich lassen würdest. Ich wusste, dass du ihn finden würdest.“
Er erwiderte die Umarmung nicht, sondern stand stocksteif da. „Ich habe es für ihn getan, nicht für dich.“
Sie spürte die Anspannung in seinem Körper, die aufgestaute Wut, und sein abweisendes Verhalten machte ihr Angst. Würde er ihr denn niemals verzeihen? Wie sollte sie ohne ihn leben? „Kahlil, ich liebe dich. Ich habe dich immer geliebt und …“
Er löste sich aus ihrer Umarmung und schob sie von sich. „Ich will das nicht hören.“
„Aber du musst …“
„Nein. Es ist zu spät. Zu spät für alles.“ Barsch schob er sie noch weiter von sich. „Amin wartet auf uns. Lass uns die Sache hinter uns bringen.“
Es war verrückt, worum Kahlil sie bat. Erwartete er, dass sie etwas gestand, was sie nicht getan hatte? Der einzige Fehler, den sie gemacht hatte, war, Kahlil nicht genügend zu
Weitere Kostenlose Bücher