JULIA GOLD Band 32
dir! Wenn du mir Computer besorgst, bringe ich ihnen bei, damit umzugehen.“
„Hier in Sharribai sind Computer nicht so verbreitet.“
„Okay, einer genügt erst einmal. Du sagst mir, welche Industriezweige ihr habt, und wir gründen berufsbildende Schulen.“
Hassans Blick war unergründlich. „Das wird seine Zeit brauchen. Bist du bereit, so lange hierzubleiben?“
Pippa hatte sich hinreißen lassen. „Ich kann die Sache zumindest in Gang setzen“, erwiderte sie vorsichtig. „Vielleicht wäre es gut, ihnen auch Englisch beizubringen.“
„Alles, was du für richtig hältst. Du bist viel freundlicher, seit du weißt, dass ich meinen Harem nur zum Schein habe“, neckte er sie.
„Es hat meine Meinung von dir geändert“, gab sie zu.
„Willst du jetzt mit mir schlafen, da du keine Rivalinnen mehr hast?“
„Nicht mehr so viele jedenfalls.“ Pippa dachte an Analya, aber das war eine Beziehung, die sie nicht untersuchen wollte.
Hassan legte ihr die Hand um den Nacken und küsste Pippa auf die Wange. „Du könntest mich dazu bringen, jede andere zu vergessen.“
Sie war noch nie so in Versuchung gewesen. Ihr ganzer Körper verlangte nach Hassan. Er besaß alles, was sie sich bei einem Mann wünschte: physisch, intellektuell, in jeder Hinsicht. Wer wusste, wohin ihre Beziehung unter anderen Umständen vielleicht führen würde? Aber Hassan war der Sultan, und sie war eine Außenseiterin. Zwischen ihnen konnte niemals etwas Bedeutungsvolles sein.
Er spürte ihre Unschlüssigkeit. Ohne Pippa loszulassen, zog er sich ein bisschen zurück und blickte sie an. Seine Augen leuchteten auf vor Erregung. „Schöne Pippa, weißt du, wie …“ Es klopfte.
Sie war erst einmal gerettet. Fast hätte sich ihr Vorsatz in nichts aufgelöst. „Du solltest besser aufmachen“, flüsterte sie, als es wieder klopfte.
„Ich muss nichts dergleichen tun“, sagte Hassan gereizt. „Ich will nicht gestört werden!“, rief er gebieterisch.
„Es ist wichtig“, erwiderte Raysim.
Hassan presste grimmig die Lippen zusammen und ging zur Tür.
Sein Cousin warf Pippa einen schnellen Blick zu. „Tut mir leid, wenn ich störe, aber ich denke, du solltest Bescheid wissen, Hassan. Im Palast geht das Gerücht, du würdest kostenlosen Schulunterricht für alle Kinder im Land planen und sogar die allgemeine Schulpflicht einführen wollen! Du kannst dir vorstellen, wie die Minister reagiert haben. Es wäre besser, wenn du ihnen sofort versicherst, dass es nicht wahr ist.“
„Ist es aber“, sagte Hassan ruhig.
„Das ist nicht dein Ernst! Eltern erwarten, dass ihre Kinder auf dem Feld oder in den Läden arbeiten. So ist es Brauch.“
„Es ist Kinderarbeit.“
„Sie lernen den Wert ehrlicher Arbeit kennen. Warum ihre Köpfe mit Unsinn füllen?“
„Wenn Bildung Unsinn ist, haben wir beide viele Jahre in der Schule verschwendet“, erwiderte Hassan trocken.
„Das ist etwas anderes“, protestierte Raysim. „Du kannst unsere Situation nicht mit ihrer vergleichen.“
Pippa hörte interessiert zu. Anscheinend war Raysim nicht so liberal, wie Hassan annahm.
Ihm kam derselbe Zweifel. „Du hörst dich an wie dein Vater. Ich dachte, zumindest du seist auf meiner Seite.“
„Ich bin auf deiner Seite, aber die Minister regen sich über radikale Veränderungen auf. Sprich mit ihnen. Hör dir an, was sie zu sagen haben“, drängte Raysim.
„In Ordnung. Sie werden mich jedoch nicht umstimmen können.“ Hassans Miene wurde weicher, als er Pippa ansah. „Das Interview muss leider warten.“
„Ich verstehe“, versicherte sie ihm. „Hast du etwas dagegen, wenn ich im Garten spazieren gehe?“
„Natürlich nicht. Du musst es satt haben, hier oben eingesperrt zu sein. Ich sage dem Wächter, er solle dich begleiten. Es ist zu deiner eigenen Sicherheit, das siehst du doch ein?“
Pippa seufzte. „Ja.“
„Versuch einfach, den Wächter zu ignorieren. Er wird kein Wort mit dir reden.“
„Das ist es ja gerade. Ich hätte nichts gegen Gesellschaft, aber hier sind so wenige Leute, mit denen ich mich unterhalten kann.“
„Wenn das dein einziger Einwand ist, gibt es kein Problem. Haleel spricht ziemlich gut Englisch. Viel Spaß. Ich weiß nicht, wann ich zurück bin.“
Haleel war höchstens einundzwanzig. Er verzog keine Miene, während er Pippa eine Treppe hinunter ins Erdgeschoss und dann in den wunderschönen Garten führte. In der Mitte war ein Wasserbecken mit der allgegenwärtigen Fontäne. Der Rasen war von
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