JULIA GOLD Band 32
herausholen.“
„Also hast du dir meinen Vorschlag noch einmal überlegt?“
„Ich erinnere mich an keinen Vorschlag. Du hast mir nur ein unmoralisches Angebot gemacht“, erwiderte Pippa locker.
„Denk darüber nach. Das Leben im Palast hat auch Vorteile.“
„Das Leben einer Geliebten reizt mich nicht. Außerdem hast du schon genug Frauen.“
„Der Harem ist groß. Für eine mehr ist immer Platz.“
„Nicht für eine wie mich. Ich würde sie alle ermuntern, in den Streik zu treten.“
„Wofür sollten sie streiken? Mehr Lohn für weniger Sex?“ Hassans Augen funkelten mutwillig. „Dreiundzwanzig Frauen, die sich um einen Sultan kümmern. Das kommt mir nicht wie schwere Arbeit vor. Sogar die Ausdauer eines Supermanns hat Grenzen.“
Pippa wusste, dass er sie köderte, aber empört war sie trotzdem. „Du hältst dich für wohltätig, weil du sie mit jedem Luxus versorgst, doch damit tust du ihnen keinen Gefallen. Sie könnten einen Beruf haben und ein erfülltes Leben führen. Taleesha spricht Englisch und scheint den Harem zu leiten. Sie könnte eine verantwortungsvolle Stellung haben. Und Sarnou würde mühelos einen Job als Friseuse finden.“
„Du meinst wirklich, diese Frauen würden es allein schaffen? Daran habe ich überhaupt nicht gedacht“, sagte Hassan langsam. „Ich habe mich immer gefragt …“ Es klopfte. „Vielleicht ist das dein Koffer. Herein!“
Seine Vermutung war richtig, und Pippa stieß einen Freudenschrei aus. Erleichtert stellte sie fest, dass die Ersatzkamera und das Tonbandgerät weder gestohlen noch beschlagnahmt worden waren. „Jetzt können wir anfangen!“ Sie schaltete das Tonbandgerät ein. „Erzähl mir von deinem Studium. Hat man dich auf dem College wie einen normalen Studenten behandelt, oder bist du als königliche Hoheit bevorzugt worden?“
„Das soll wohl ein Witz sein!“ Hassan lachte. „Alle haben mir doppelt hart zugesetzt. Ich musste mir Anerkennung erst verdienen.“
„Ich wette, bei den Studentinnen war das nicht schwierig.“
„Am Anfang hatte ich nicht viel Zeit für Mädchen. Ich war in Ideen verliebt, über die zu Hause niemals gesprochen worden war, zum Beispiel Demokratie und Gleichberechtigung.“
Pippa lächelte. „Erstsemester sind sehr idealistisch. Wir wollten alle die Welt verändern.“
„Das ist vielleicht nicht möglich, aber man kann versuchen, in seinem eigenen Land etwas zu verändern.“
„Warum solltest du es tun wollen? Du hast alles, was sich ein Mann nur wünschen kann.“
„Weil mir mein Volk nicht gleichgültig ist. Wir haben hier archaische Gesetze, die einige Auserwählte begünstigen. Das hat Ungerechtigkeit zur Folge und muss anders werden. Kalid und die alte Garde kämpfen gegen jede Reform. Selbst die Leute, die davon profitieren, würden allem misstrauen, was allzu plötzlich kommt, deshalb muss ich langsam vorgehen.
Aber es gibt Beispiele dafür, dass eine Monarchie mit einem Parlament koexistieren kann.“
„Ein neues Regierungssystem zu gestalten – davon sprichst du im Grunde –, ist eine beängstigende Aufgabe. Woher weißt du, wie du anfangen musst?“
„Ich habe Volkswirtschaft und Staatsrecht studiert und nach dem Abschluss praktische Erfahrungen gesammelt.“
Pippa hatte Respekt vor Hassan. Er könnte sein Schicksal akzeptieren und ein Leben in Reichtum und Lobhudelei führen, doch er sorgte sich um sein Volk. Nur eins störte sie. „Wie kannst du für Freiheit eintreten und gleichzeitig dreiundzwanzig Frauen in Sklaverei halten?“
Er setzte sich neben sie. „Am Anfang habe ich mich darüber amüsiert, wenn du mich als Chauvinist verurteilt hast. Inzwischen ist der Streich zu weit gegangen, und ich hätte dir das mit dem Harem wohl schon längst erklären sollen …“
„Was ist da zu erklären? Der Harem existiert. Ich bin drin gewesen.“
„Aber ich nicht.“
„Willst du damit sagen, dass du …“ Pippa überlegte, wie sie die Frage taktvoll formulieren konnte.
„Dass ich ihre Dienste nicht nutze?“ Hassan lächelte. „Genau, tue ich nicht.“
„Warum schickst du sie dann nicht nach Hause?“
„So einfach ist das nicht. Erstens würden sie sich entehrt fühlen. Eine Haremsfrau zu sein hat Prestige. Zweitens wissen sie nicht, was sie dann tun sollen. Wenn ich sinnvolle Arbeit für sie finden könnte, würde ich den Harem auflösen. Es den Ministern zu erklären wäre ein anderes Problem“, sagte Hassan sarkastisch.
Pippas Miene hellte sich auf. „Ich helfe
Weitere Kostenlose Bücher