JULIA GOLD Band 32
skrupellos war. Mühsam stand sie auf und zog ihr Kleid zusammen.
Er blickte sie verwirrt an. „Was ist, Liebling? Was habe ich getan?“
„Du hast mir etwas vorgespielt, und ich war so naiv, dir zu glauben“, rief sie wütend. „Du hattest überhaupt nicht vor, mir ein Interview zu geben. Ich sollte nur glücklich und zufrieden bleiben, bis du es schaffst, mich zu verführen.“
Er stand auf und stellte sich vor sie. „Was gerade eben passiert ist, hatte nichts mit Verführung zu tun. Wenn du ehrlich bist, gibst du zu, dass unsere Gefühle gegenseitig sind.“
Wie könnte sie leugnen, was offensichtlich war? „Du hast angefangen“, sagte sie kindisch, weil ihr keine andere Rechtfertigung einfiel.
Hassan lächelte. „Einer von uns musste das, und ich hatte die Hoffnung verloren, dass du es tun würdest.“
„Weil ich wusste, dass es ein Fehler wäre.“
„Wie kannst du das sagen?“ Er umfasste ihr Gesicht. „Zwischen uns ist etwas ganz Besonderes. Wir beide spüren es.“
„Das nennt man sexuelle Anziehungskraft, und damit hast du recht. Ich habe mich noch nie so stark zu einem Mann hingezogen gefühlt. Aber für mich muss mehr da sein als Sex. Zumindest Vertrauen. Du hattest niemals vor, mich gehen zu lassen. In der Hitze der Leidenschaft ist dir die Wahrheit einfach herausgerutscht. Der Sultan kann alles tun, was er will.“
„Das war ein Scherz!“
„Nein, ich denke, nicht. Ich vertraue dir nicht mehr. Ich habe mich von dir überreden lassen, seltsame Kleidungsstücke zu tragen, deine Konkubine zu spielen und mich ständig bewachen zu lassen. Dafür hast du mir das Interview versprochen, aber wir haben nicht an dem Artikel gearbeitet. Du tust alles, was du kannst, um mich abzulenken.“
„Ich würde sagen, es ist andersherum. Dein Anblick genügt, um jeden Mann von der vorliegenden Angelegenheit abzulenken.“ Hassan lächelte.
„Siehst du? Du tust es schon wieder.“
Er wurde ernst. „Ich habe mich darauf gefreut, dir Sharribais Geschichte zu erzählen, und wie es dazu gekommen ist, dass wir in diesem Feudalsystem stecken geblieben sind. Und ich habe mich wirklich bemüht, Zeit dafür einzuplanen. Gerade eben habe ich dir einfach gezeigt, was ich empfinde. Oder ich habe es zumindest versucht“, sagte er sarkastisch.
„Vielleicht habe ich überreagiert“, erwiderte Pippa reumütig. „Ich habe das Temperament, das zu rotem Haar gehört. Und für das, was eben passiert ist, nehme ich einen Teil der Verantwortung auf mich, aber es darf nicht wieder vorkommen. Ich habe bei vielem nachgegeben, dieser Punkt steht jedoch nicht zur Diskussion.“
„Eine Frau hat das Recht, Nein zu sagen, und ich werde dich nicht drängen. Aber ich bin verwirrt. Warum ist es falsch, echte Gefühle auszudrücken? Ich bin nicht der Meinung, dass es nur sexuelle Anziehungskraft ist.“
„Was kann es denn sonst sein? Wir kennen uns erst so kurze Zeit.“
„Das hat nichts damit zu tun. Manchmal harmonieren zwei Menschen sofort miteinander.“
„Eine gute Basis für eine Freundschaft. Kein Grund, mit jemandem ins Bett zu hüpfen, den man kaum kennt.“
Hassan lächelte breit. „Kannst du dir eine bessere Methode vorstellen, sich kennenzulernen?“ Er wartete Pippas Antwort nicht ab. „In Ordnung, Schatz, ich begnüge mich mit Freundschaft, wenn du es so willst. Schade. Es wäre eine denkwürdige Nacht geworden.“
Pippa musste ihm einfach zustimmen. Sie ging zurück in ihre Suite und fragte sich, ob er recht und sie unrecht hatte. Er war ein besonderer Mensch, und es kam ihr vor, als würde sie ihn schon viel länger kennen. Würde sie es bereuen, auf ihren Verstand statt auf ihr Herz gehört zu haben?
Tja, jetzt war es zu spät. Sie hatte ihren Wunsch deutlich gemacht, und Hassan würde ihn respektieren. Laut seufzend ging sie ins Bett.
Hassan nahm sich während der nächsten Woche Zeit für das Interview, aber er und Pippa wurden andauernd gestört.
„Ist okay. Du musst ein Land regieren“, sagte sie, wenn er sich entschuldigte.
Einer der Anrufe hatte jedoch nichts mit seiner Arbeit zu tun. Pippa notierte sich gerade etwas und hätte nicht auf das Gespräch geachtet, wenn Hassan nicht plötzlich leiser gesprochen und sich von ihr abgewandt hätte. Das machte sie natürlich neugierig. Schnell wurde klar, dass er mit einer Frau sprach. Einer, die ein Nein als Antwort nicht hinnahm. Analya, wer sonst?
„Tut mir leid, aber es ist wirklich unmöglich“, wiederholte Hassan geduldig. „Nein,
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