JULIA GOLD Band 32
Rosenbüschen gesäumt.
„Arbeiten Sie gern im Palast?“, fragte Pippa.
„Ja.“
Das war eine blöde Frage, dachte sie. Was sonst konnte der Mann antworten? „Wie haben Sie die Stelle bekommen?“
„Mein Vater war Leibwächter des früheren Sultans und mein Großvater des zu seiner Zeit herrschenden Sultans.“
„Die Stelle wird also vererbt. Ist es das, was Sie tun wollen?“
„Es ist mein Schicksal.“
Dieses Hinnehmen kannte sie schon von Taleesha, und Pippa wusste, dass es sinnlos war, darüber zu diskutieren. „Was machen Sie gern in Ihrer Freizeit?“
„Ich helfe meinem Onkel. Er leitet die königliche Garage und Autowerkstatt. Ich beschäftige mich gern mit Motoren. Der Sultan hat einige sehr schöne Autos.“
„Kommen Sie dazu, sie zu fahren?“
Haleel lächelte zum ersten Mal. „Gelegentlich ist es nötig, eine Testfahrt zu machen.“
„Sind Sie verheiratet?“, fragte Pippa.
„Nein“, erwiderte er kurz angebunden. „Möchten Sie sich auf die Bank unter dem Baum setzen? Die Sonne ist sehr heiß.“
„Ich genieße sie. Das Wetter hier ist herrlich. Ich wünschte, ich könnte Shorts anstatt dieses Haremskleids tragen.“
„Haben Sie im Harem gewohnt?“ Haleel warf ihr einen unergründlichen Blick zu.
„Ich bin drin gewesen, aber gewohnt habe ich dort nicht.“ Pippa hatte das Gefühl, dass Haleel nicht nur aus reiner Neugier fragte. „Ich nehme an, Sie kennen keine der Frauen, da allein der Sultan hinein darf.“
Ein kurzes Schweigen folgte, dann sagte Haleel: „Ich habe eine von ihnen gekannt, bevor ihr der Vater des jetzigen Sultans seine Gunst geschenkt hat.“
„Wirklich? Welche?“
„Sie heißt Mitousha.“
Pippa erinnerte sich an die bildschöne junge Frau mit dem taillenlangen schwarzen Haar. War Haleel in sie verliebt gewesen? „Ich habe Mitousha gesehen“, sagte sie betont gleichgültig.
Sein Gesicht hellte sich auf, was Pippas Vermutung bestätigte. „Ist sie gesund und glücklich?“
„Ich weiß nicht, wie glücklich sie ist, aber sie sieht großartig aus. Sie ist sehr schön.“
„Ja“, erwiderte Haleel trostlos.
„Waren Sie Nachbarn oder so etwas?“
„Nein, wir haben uns zufällig kennengelernt. Ich habe eine Wanderung gemacht und auf dem Bauernhof ihres Vaters um ein Glas Wasser gebeten. Mitousha hat es mir gebracht.“ Die Erinnerung ließ Haleels Stimme weicher werden.
Zumindest er musste sich sofort verliebt haben. Pippa hätte gern gewusst, ob Mitousha ebenso empfand. „Haben Sie sie nur das eine Mal getroffen?“
„Nein, ich bin oft dorthin zurückgekehrt, und wir sind spazieren gegangen, wenn sie freihatte.“
„Wollte sie in den Harem?“
„Es ist eine große Ehre, ausgewählt zu werden.“
Das war keine Antwort auf ihre Frage, aber Pippa war ziemlich sicher, dass das Mädchen keine Wahl gehabt hatte. „Wahrscheinlich sehe ich Mitousha heute Abend. Wenn Sie ihr einen kurzen Brief schreiben möchten, gebe ich ihn ihr.“
Haleels Miene wurde ausdruckslos. „Mitousha gehört meinem Sultan. Wir sind ihm beide treu ergeben.“
Er traute ihr nicht. Pippa konnte es ihm nicht verübeln. Der Palast war anscheinend eine Brutstätte von Intrigen. Sie könnte ohne Weiteres ein Spitzel sein, geschickt, um herauszufinden, ob irgendein Techtelmechtel vor sich ging. „Ich denke, ich kehre jetzt in meine Suite zurück.“
Er begleitete sie schweigend wieder nach oben. Als sie die Tür öffnete, wollte er etwas sagen, dann zögerte er.
Pippa wartete ruhig.
„Könnten Sie vielleicht …“ Er überlegte es sich anders. „Verzeihen Sie, dass ich Sie aufgehalten habe. Es ist nichts.“
„Kein Problem.“ Sie verbarg ihr Mitleid und betrat ihre Suite. Hassan konnte sicher überredet werden, Mitousha aus dem Harem zu entlassen, wenn sie Haleels Liebe erwiderte. Eine weg, noch zweiundzwanzig übrig, dachte Pippa zufrieden.
5. KAPITEL
Pippa wartete den ganzen Nachmittag auf Hassan. Am Abend gab sie auf und hinterließ ihm eine Nachricht. Ein anderer Wachposten hatte Dienst vor ihrer Tür, aber er war offensichtlich angewiesen worden, sie hinzubringen, wohin sie wollte.
Die Haremsfrauen begrüßten Pippa freundlich. „Wir fühlen uns geehrt, Sie bei uns zu haben“, sagte Taleesha. „Bleiben Sie zum Abendessen?“
„Ich habe gehofft, dass Sie fragen. Es macht keinen Spaß, allein zu essen.“
„Der Sultan muss sich um viele Staatsgeschäfte kümmern. Sie werden sich daran gewöhnen“, erwiderte Taleesha mitfühlend.
Pippa ließ
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