JULIA GOLD Band 32
mit einer Robe und Satinschuhen zurückkehrte. Das lange Chiffonkleid war mit Goldfäden bestickt und mit leuchtend bunten Edelsteinen besetzt. Es war wunderschön und genau richtig für eine Haremsdame – was Bände sprach. Pippa hatte nicht die Absicht, so etwas anzuziehen. „Ich würde mich in meinen Jeans wohler fühlen“, sagte sie energisch.
„Das ist leider unmöglich.“ Taleesha hielt ihr die Robe hin. „Sie werden wundervoll darin aussehen.“
„Mir ist gleichgültig, wie ich aussehe. Wenn das der Einfall des Sultans war, kann er sich ein anderes Flittchen suchen!“ Pippas grüne Augen funkelten gefährlich. „Ich verlange, mit ihm zu sprechen. Und Sie kommen mit und dolmetschen. Keine Widerrede, so wird es gemacht!“
„Seine Majestät hat nach Ihnen schicken lassen. Er wartet auf Sie.“
„Oh.“ Nach ihrer ultimativen Forderung kam sich Pippa jetzt ein bisschen albern vor. „Tja, es wird auch Zeit. Bringen Sie mir meine Sachen, dann klären wir diesen Schlamassel endlich.“
„Es tut mir leid“, sagte Taleesha trügerisch sanft.
Pippa konnte erkennen, dass sie zwei Möglichkeiten hatte. Entweder sie zog die Robe an, oder sie traf den Sultan im Handtuch. „Geben Sie das verdammte Ding schon her! Ich vermute, irgendeine Wäsche gehört dazu.“
Eine der Frauen reichte ihr einen sehr kleinen BH und eine hauchdünne Hose mit einem bestickten Bund, der vorn und hinten zu einem V zulief. Pippa biss die Zähne zusammen und zog die Hose an, die tief auf den Hüften saß, sodass ihr flacher Bauch entblößt war. Der BH aus Chiffon hatte schmale Satinträger und zeigte verlockend ihre Brüste. Nachdem sie ohne Rücksicht auf den zarten Stoff wütend die Arme in die Ärmel der Robe gestoßen hatte, sah Pippa aufreizender aus, als sie es nackt getan hätte. „Das ist lächerlich!“, schimpfte sie. „Ich sehe aus wie eine Jungfrau, die dem Gott des Feuers geopfert werden soll. Fehlt nur noch der Vulkan.“
„Seine Majestät wird Sie sehr schön finden“, sagte Taleesha besänftigend, während sie die kleinen Haken an der Robe schloss. „Die Leibwächter Seiner Majestät werden Sie zu ihm bringen.“ Taleesha schob Pippa zur Tür.
Draußen warteten zwei Männer in Uniform. Pippa drehte sich auf der Schwelle um. „Sie müssen mitkommen“, sagte sie zu Taleesha. „Jemand muss erklären, dass alles ein schrecklicher Irrtum ist.“
Ihr Bitten war umsonst. Der Riese schloss die Haremstür und stellte sich davor. Pippa wurde weggeführt. Ein Fluchtversuch wäre zwecklos. Der Palast war ein Labyrinth aus sich gabelnden Fluren. Selbst wenn sie das unmögliche Kunststück vollbrachte, einen Ausgang zu finden, wie sollte sie aus dem Land herauskommen?
Die Wohnung des Sultans war in einem anderen Flügel des Palasts. Die Wächter öffneten eine Tür am Ende eines langen Flurs und tauschten lüsterne Blicke aus, bevor sie Pippa in dem Zimmer allein ließen und die Tür schlossen. Damit war klar, was sie erwartete. Sie spannte sich an, aber das große Zimmer war leer. Auf dem Boden lagen Orientteppiche, die massiven Möbel waren mit Schnitzereien verziert, und an den Wänden hingen Porträts von streng aussehenden Männern und mit Juwelen geschmückten Frauen. Es war eher ein Empfangssalon als ein Privatzimmer. Pippa beruhigte sich ein bisschen. Vielleicht machte sie sich umsonst Sorgen, und der Sultan wollte sie nur wegen des Vorfalls an diesem Tag befragen.
Während die Minuten vergingen, sah sich Pippa die vielen Gegenstände von unschätzbarem Wert an, die überall auf Tischen und Regalen standen. Sharribai befand sich zweifellos nicht in einer Rezession. Der jetzige Sultan hatte alles: Er war reich, mächtig, jung und hatte dreiundzwanzig Frauen. Wegen einer einzigen Frau außenpolitischen Ärger zu riskieren hatte er nicht nötig. Sie hatte sich wegen nichts aufgeregt.
Auf der anderen Seite des Zimmers ging eine Tür auf. Pippa drehte sich um und beurteilte die Situation neu. Der Gesichtsausdruck des Sultans war nicht gerade beruhigend. Pippa war männliche Bewunderung gewöhnt, nur war sie normalerweise nicht so offenkundig. Er ließ den Blick besitzergreifend und sinnlich über ihren Körper gleiten und hielt sich bei ihren kaum verhüllten Brüsten auf. Während sie wie gelähmt war, kam der Sultan auf sie zu. Und plötzlich stand er direkt vor ihr, groß, stark und verstörend männlich.
Pippa machte einen Schritt zurück. „Ich verlange, dass Sie jemanden rufen lassen, der Englisch
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