JULIA GOLD Band 32
Grimasse. „Ich würde lieber nach englischem Zeremoniell heiraten, aber Rashid sagt, dass der umständlichste Weg manchmal der kürzeste ist.“
Felicia war so überrascht über Zahras Erklärungen, dass sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Sie war überzeugt gewesen, dass Zahra zu dieser Ehe gezwungen wurde, weil Rashid sich von dieser Heirat finanzielle Vorteile versprach.
Zahra erhob sich mit der Entschuldigung, noch etwas arbeiten zu müssen. „Natürlich verlangt Sauds Familie eine sehr hohe Mitgift, aber Rashid ist da sehr großzügig. Du musst Mutter einmal bitten, dir meine Brautkiste zu zeigen.“ Damit verließ sie das Zimmer und ließ Felicia allein zurück.
Nachdenklich starrte Felicia hinaus in die Dunkelheit des Gartens. Offensichtlich hatte sie Rashid völlig falsch eingeschätzt … zumindest, was Zahra betraf. Angezogen von der kühlen Luft, die durch das offene Fenster strömte, beschloss sie, noch eine Weile in den Innenhof zu gehen.
Vor dem Brunnen in der Mitte blieb sie stehen. Ihr Blick fiel auf die Voliere, und ihr kam in den Sinn, dass sie ebenso eine Gefangene war wie diese Vögel. Ihre Schranken waren jedoch keine Gitter, sondern starre Sitten und Feindseligkeit.
„Miss Gordon?“
Felicia zuckte zusammen, als sie Rashid aus dem Schatten der Mauern auf sich zukommen sah. Am liebsten wäre sie davongelaufen, doch sie riss sich zusammen und stellte kühl fest: „Ich dachte, Sie hätten noch geschäftlich zu tun.“
„Stimmt. Aber jetzt bin ich fertig, und es hat mich genau wie Sie in den kühlen, stillen Hof gezogen.“
Felicia wandte sich ab, um ins Haus zurückzugehen, aber Rashid legte eine Hand auf ihre Schulter. Mit forschendem, durchdringendem Blick musterte er sie. „Das trifft sich gut. Ich bin dankbar für die Gelegenheit, unter vier Augen mit Ihnen sprechen zu können.“
„Ich dachte, Sie könnten bestimmen, wann Sie mit mir sprechen wollen“, entgegnete Felicia. „Ist der arabische Mann nicht Herr in seinem Haus?“
„Ich habe Sie nicht rufen lassen, um Sie nicht in Verlegenheit zu bringen und um meine Schwester nicht neugierig zu machen. Fatima hat mir erzählt, dass Zahra Ihnen heute Nachmittag die Stadt zeigen sollte. Wahrscheinlich hat mein Auftauchen Sie daran gehindert.“
Da Felicia nichts sagte, fuhr er fort: „Ich bin deshalb gern bereit, Ihnen Kuwait an einem der nächsten Tage zu zeigen. Wie Sie sicher wissen, ist Freitag unser Feiertag, aber an jedem anderen Tag stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.“
Wie großmütig, dachte Felicia, doch darauf legte sie nicht den geringsten Wert. „Das ist nicht nötig“, sagte sie laut und spürte, wie seine Finger ihre Schulter fester umschlossen.
„Es scheint, dass Sie entschlossen sind, sich mit mir zu streiten. Es ist nicht zu übersehen, dass Zahra Sie lieb gewonnen hat. Vielleicht ist das meine Schuld, weil ich sie nicht nachdrücklich genug vor Frauen Ihrer Art gewarnt habe. Doch was geschehen ist, ist geschehen, und es wird ihr wehtun zu sehen, dass wir Feinde sind. Sie wird uns bald verlassen, und ich will ihr die letzten Tage im Kreis der Familie nicht durch Unstimmigkeiten zwischen uns verderben.“
„Schade, dass Sie daran nicht gedacht haben, bevor Sie mich heute Nachmittag auf die beleidigendste Art behandelten.“
„So?“ Sein Blick schien sie zu durchbohren. „Nun, wenn ich Ihre Zustimmung nicht auf gütlichem Weg gewinnen kann, muss ich sie anders erreichen.“
Felicias Nerven spannten sich. Es ist unfair, dachte sie nervös, dass es Menschen gibt, die sich ihrer Macht so sicher sind. Er hatte seinen Griff gelockert und rieb leicht mit den Fingern über ihre Schulter. Dieser Mann ist gefährlich, schoss es ihr noch durch den Kopf, da zog Rashid sie an sich.
„Sie lassen mir keine andere Wahl, Miss Gordon“, flüsterte er gefährlich leise. „Sie haben mich immer wieder herausgefordert, und eine Frau wie Sie müsste wissen, dass ein Mann sich wehrt, wenn er so herausgefordert wird.“ Als sie versuchte, sich von ihm loszureißen, hielt er sie mit eisernem Griff gegen seinen Körper gepresst, sodass sie sich nicht mehr rühren konnte. Dann senkten sich seine Lippen langsam auf die ihren.
Wenn Felicia geglaubt hatte, Leidenschaft in den Linien seines Mundes erkennen zu können, dann spürte sie jetzt nur wilden Zorn, mit dem er sie bestrafen wollte. Mit entschlossener Standhaftigkeit hielt sie ihren Mund geschlossen. Nein, er sollte sie nicht bezwingen!
Aber schließlich siegte
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