JULIA GOLD Band 32
„Ich kann sehr gut selbst darauf achtgeben.“
„In Kuwait, Miss Gordon, liegt der Ruf einer Frau der ganzen Familie am Herzen, und der kleinste Makel an ihrem Ruf schlägt sich auf alle Mitglieder der Familie nieder. Ich weiß nicht, ob Faisal Ihnen erzählt hat, dass Zahra mit einem Mann aus einer äußerst konservativen Familie verlobt ist. Die Verlobung konnte erst nach schwierigen Verhandlungen vereinbart werden. Die Information, dass eine junge Frau, die zu unserer Familie gehört – wenn auch auf denkbar entfernte Weise – sich zur Schau stellt wie Sie heute, könnte schwerwiegende Auswirkungen auf Zahras Zukunft haben.“
„Eine arrangierte Heirat? Wie typisch für Sie!“, entrüstete sich Felicia. „Wenn es nach Ihnen ginge, würden Sie Faisals Leben ebenso ruinieren. Aber ich muss Sie enttäuschen, Scheich Rashid. Faisal und ich werden heiraten, daran wird uns niemand hindern … selbst wenn wir drei Jahre warten müssen.“
Rashid presste die Lippen noch fester zusammen. Er war es offensichtlich nicht gewöhnt, dass eine Frau so offen ihre Ansicht kundtat. Dann verzog sich sein Mund zu einem spöttischen Lächeln, und zum ersten Mal fiel Felicia auf, wie voll dieser Mund war. „Sind Sie sich bewusst, dass – wären Sie schon mit Faisal verheiratet – Sie ihm Grund für eine Scheidung gegeben hätten? Zuerst einmal dadurch, dass Sie sich öffentlich zur Schau gestellt haben, und zweitens, weil Sie mir erlauben, dass ich mich Ihnen vor aller Augen intim nähere? Faisal wäre damit ganz und gar nicht einverstanden, Miss Gordon. In einer Hinsicht stimme ich mit Faisal überein: Sie sind eine sehr schöne Frau. Aber ein begehrenswerter Körper und ein hübsches Gesicht allein machen aus Ihnen noch keine gute Ehefrau.“
„Obwohl diese Qualitäten bei einer Geliebten durchaus wünschenswert sind, nicht wahr?“
„Das habe ich nicht gesagt. War das Ihre Absicht, als Sie zustimmten, hierherzukommen? Hatten Sie vor, sich dem Meistbietenden zu verkaufen, weil Sie genau wissen, dass reiche Araber gut für einen makellosen weißen Körper bezahlen?“
Felicia hätte ihm vor aller Augen eine Ohrfeige verpasst, wenn er nicht vorher blitzschnell ihr Handgelenk gepackt hätte. „Warum fragen Sie? Wollen Sie mir etwa ein Angebot machen?“
Er musterte sie mit vernichtender Verachtung. „Ich kaufe keine zweitklassige Ware, Miss Gordon. Eine Frau aus zweiter Hand hat keinen Wert.“
Felicia zitterte vor Wut. Sie versuchte, sich von ihm freizumachen, doch er riss sie so hart zurück, dass sich ihre Körper einen kurzen Augenblick berührten. Dann ließ er sie endlich los und ging auf das Auto zu. Felicia folgte ihm völlig verwirrt. Der Kontakt mit ihm hatte zwar höchstens eine Sekunde gedauert, doch sie hatte das Gefühl, dass ihr Körper an den Stellen, wo er den seinen berührt hatte, brannte.
Zahra sah ihnen aus dem Wagen neugierig entgegen. Rashid öffnete die Tür für Felicia. Das alles hatte nicht länger als ein paar Minuten gedauert, doch Felicia glaubte, dass sie diese Begebenheit nie wieder vergessen würde. Rashid schlug die Tür hinter ihr zu und nahm auf dem Beifahrersitz Platz.
Felicia versuchte, sich zu beruhigen. Einen Augenblick lang hatte Rashid durchblicken lassen, dass er keineswegs so kühl war, wie er tat, und das erschreckte sie. Zwischen ihm und Faisal lag ein Unterschied wie Tag und Nacht. Er besaß nichts von Faisals jungenhaftem Charme und seiner sanften Heiterkeit. Warum also ging er ihr nicht mehr aus dem Sinn, wo sie sich doch mit all ihren Gedanken an Faisal und seine Liebe klammerte?
Die Fahrt nach Hause verlief schweigend. Hin und wieder wurde Felicia sich Zahras mitleidiger Blicke bewusst, die verrieten, dass Zahra genau mitbekommen hatte, was geschehen war.
Nachdem sie angekommen und ausgestiegen waren, flüsterte Zahra Felicia zu: „Reg dich nicht auf. Mir ist es auch jedes Mal schrecklich, wenn Rashid böse mit mir ist. Seine Verachtung ist schlimmer, als wenn er richtig die Beherrschung verlöre.“
Trösten konnten diese Worte Felicia kaum. „Dein Onkel mag es als seine Pflicht ansehen, über dein Leben zu bestimmen, Zahra, aber ich lasse mir von ihm nichts vorschreiben. Wenn ich allein durch Kuwait gehen will, werde ich das tun.“
„Er hat dich verärgert, nicht wahr?“
„Verärgert? Er hat mich gedemütigt, mich behandelt wie …“ Felicia brach ab. „Ach, ich bin nur froh, dass Faisal und ich, wenn wir erst verheiratet sind, leben können, wie
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