Julia Gold Band 47
Vielleicht könnten sie sich noch anders einigen.
„Ich muss mit ihr reden“, sagte er und schaute zu Rose, die ihn freundlich anblickte. Er mochte sie plötzlich, denn sie zeigte ihm, dass sie auf seiner Seite stand.
Impulsiv griff er ihre Hand und küsste sie. „Danke, Mutter.“
Das Wort klang merkwürdig, aber er wusste jetzt, dass Königin Nadirah gewollt hätte, dass er die Frau ehrte, die ihm das Leben geschenkt hatte. Langsam würde er sich an seine leibliche Mutter annähern.
„Gern geschehen“, erwiderte Rose und verbeugte sich leicht.
„Eines möchte ich noch wissen, Vater. In der Vergangenheit hast du niemals von Heirat gesprochen, und du kennst Olivia kaum.“
„Richtig, aber eines weiß ich: In den letzten Tagen bist du ein Mann geworden.“
Livy fluchte nur selten. Zumindest nicht so wie ihre Kollegen, aber jedes Mal, wenn sie versuchte, auf Prince zu steigen, ließ sie Flüche ertönen, die bei Pater Michael einen Ohnmachtsanfall ausgelöst hätten.
Sie lehnte sich gegen die Tür, um auszuruhen. Der Schweiß stand ihr auf der Stirn, der Kopf schmerzte und der Knöchel pochte.
Verwirrt wieherte Prince. „Es liegt nicht an dir, Junge, das verspreche ich.“ Vorsichtig streichelte sie seinen Nacken. „Wir haben noch drei Tage. Dann geht es dem Knöchel besser, und ich zeige allen das schnellste Pferd der Gegend.“
Sie glaubte nichts von dem, was sie sagte. Außer dass Prince das beste und schnellste Pferd war. Leider hatte sie das Gefühl, dass sie das nicht beweisen würde.
Wieso musste sie sich vor dem Rennen den Knöchel verstauchen? Wenn sie bloß in den Sattel käme!
Ein weiterer Versuch führte nur dazu, dass sie zu Boden stürzte. Dieser verflixte Shay. Alles war seine Schuld.
Erste Frau.
Sie fühlte sich völlig blamiert. Dann erinnerte sie sich daran, wie er ihre Brüste liebkost hatte und wie sie das Gefühl genossen hatte. An Liebe hatte sie gedacht, aber das war der Fehler. Wieso sollte ein Mann wie er von ihr angetan sein? Was konnte sie ihm bieten? Warum sollte er sie begehren? Ihre eigenen Eltern hatten sie nicht gewollt.
Da fiel ihr das Waisenhaus wieder ein. Sie musste Pater Michael einfach helfen. Das Haus durfte nicht geschlossen werden. Mit aller Kraft versuchte sie aufzustehen, aber es war vergeblich.
„Ich wusste, dass ich dich hier finden würde.“
Olivia blickte zu Shay, der sie besorgt anschaute.
„Du kannst verschwinden.“
„Soll ich dir helfen aufzustehen?“
„Wenn ich bereit bin, kann ich allein aufstehen.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und tat, als sei sie völlig entspannt. „Warum besorgst du nicht schon die Verlobungsringe? In der Nähe gibt es ein Kaufhaus, da bekommst du Ringe und Einladungen sicher in großen Mengen.“
Er zuckte zusammen, und sie bedauerte, dass sie das Thema angeschnitten hatte.
„Olivia, es tut mir leid.“
„Hör auf.“ Ohne nachzudenken, wollte sie aufstehen, aber sie sank gegen die Wand, weil der Schmerz zu stark war. „Du brauchst nichts zu sagen, ich wusste, dass du es nicht ernst meintest.“
Ungläubig schaute er sie an. „Natürlich. Ich möchte dir in dein Zimmer helfen, denn hier kannst du nichts mehr tun.“
„Ich sagte doch, dass ich aufstehen kann. Außerdem möchte ich mit Prince allein sein.“
Bevor sie noch mehr sagen konnte, hatte er sie auf die Arme genommen. Wieder hatte sie die sinnlichen Empfindungen, die sie schon vorher überwältigt hatten. Alles schien richtig zu sein.
Dabei war das nicht der Fall. Ihr Knöchel wäre nicht rechtzeitig zum Rennen geheilt, das Waisenhaus bekäme kein neues Dach und müsste geschlossen werden. Das Schlimmste war, dass sie nichts dagegen tun konnte.
„Woran denkst du?“, flüsterte er.
„Ich glaube, ich hasse dich.“
14. KAPITEL
Sie ist sicher müde und verwirrt, dachte Sharif. Zumindest hoffte er, dass darin das Problem lag. Er war immer noch nicht sicher, was er wirklich für sie empfand, aber er konnte nicht ertragen, dass sie Schmerzen litt. Niemand sollte ihr helfen, am Rennen teilzunehmen, denn dann würde die Person mit ihm rechnen müssen.
Ihm war aufgefallen, dass Prince gesattelt war. Allein hätte sie das sicher nicht geschafft. Er würde dafür sorgen, dass sie nicht ritt, und wenn er sie vierundzwanzig Stunden bewachen musste.
Der Gedanke war gar nicht unangenehm. Fast wünschte er, dass sie sich widersetzte, damit er sich weiter um sie kümmern konnte.
„Hasse mich ruhig“, meinte er und legte die Arme
Weitere Kostenlose Bücher