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Julia Gold Band 47

Julia Gold Band 47

Titel: Julia Gold Band 47 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbi Rawlins , Carol Grace
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sie schaffte es, Haltung zu bewahren. „Ich glaube, wir haben uns nichts mehr zu sagen“, flüsterte sie. „Mit der nächsten Maschine fliege ich nach Hause.“
    „Nach Hause?“, donnerte Raschid los. „Du wirst diesen Mann nie wieder sehen! Schlag dir den Gedanken an zu Hause aus dem Kopf! Bis ich entschieden habe, was aus dir wird, bleibst du hier.“
    Polly unternahm nichts zu ihrer Ehrenrettung. Sie hätte den Arzt zurückrufen können, aber damit würde sich an der Situation nichts ändern. Raschid hatte kein Vertrauen zu ihr und liebte sie nicht. Er wollte sie für schuldig halten und steigerte sich immer mehr in seinen Hass, seine Verbitterung hinein.
    Und plötzlich wusste Polly, was sie zu tun hatte. Mochte Raschid denken, was er wollte. Sie war fertig mit ihm. Das Baby gehörte ihr, und sie würde mit dem Kind irgendwie nach England gelangen. Eine unnatürliche Ruhe überkam sie. Sie durfte sich jetzt nicht aufregen und musste an das Kind unter ihrem Herzen denken. Ohne sich um Raschids Anwesenheit zu kümmern, legte Polly sich zurück und deckte sich zu.
    Nachdem er gegangen war, blickte Polly starr vor sich hin. Endlich rollte sie sich herum und ließ den Tränen freien Lauf. Irgendwann hörte sie das Flugzeug starten. Raschid brachte Dr. Soames zurück. Chassa und Asif waren bereits am Vortag abgereist, sodass sie das Drama nicht miterleben mussten.
    Erst am nächsten Tag erfuhr Polly, dass Ismeni vor Eintreffen des Arztes im Schlaf gestorben war. In den Haremsgemächern herrschte geschäftiges Treiben, als Polly aus Raschids Zimmer nach unten kam. Befremdet stellte sie fest, dass Louises persönliche Hinterlassenschaft in Kisten verpackt wurde. Pollys schockierte Reaktion auf den plötzlichen Tod der alten Dame veranlasste Zenobia, sie zu trösten.
    „Sie war schon sehr alt. Der Doktor hat gesagt, ihr Herz habe versagt.“
    Polly trat an Louises Schreibtisch, als eines der Mädchen die vergilbten Briefe wegwerfen wollte. „Die nehme ich an mich“, entschied Polly.
    Sie packte das Briefbündel in eine Schachtel und überließ die Bediensteten ihrer Arbeit. Die Nachricht von Ismenis Tod hatte Polly zutiefst erschüttert, und sie ertrug es nicht, zuzusehen, wie Louises Zimmer ausgeräumt wurde, das Ismeni wie ein Heiligtum gehütet hatte.
    Im Salon schaute Polly sich die Briefe genauer an. Alle waren auf Arabisch verfasst. Polly legte sie wieder in die Schachtel zurück. Jemand aus der Familie sollte sie besser lesen, falls sie etwas Wichtiges enthielten. Plötzlich unterbrach das Dröhnen eines landenden Hubschraubers die Stille. Polly war sicher, dass Raschid zurückkehrte, und hielt sich vom Fenster fern. Zu ihrer Verwunderung wurde jedoch Asif in den Salon geführt.
    „Hat dein Bruder dich geschickt?“, fragte Polly kühl. Verständnislos sah Asif sie an. „Raschid hat keine Ahnung, dass ich hier bin. Er wäre wütend, wenn er wüsste, dass ich mich einmische, und ich hoffe, wir können meinen Besuch für uns behalten“, setzte Asif ernst hinzu.
    Polly runzelte die Stirn. „Warum willst du mich allein sprechen?“
    Asif zündete sich eine Zigarette an und sog den Rauch tief ein. „Hör zu, Polly, ich war es, der die Affäre mit Francine hatte, nicht Raschid“, erklärte er ohne Übergang. „Du weißt schon, was ich meine. Jezra hat dir davon erzählt. Ich nehme an, dass es das ist, was zu dem Zerwürfnis zwischen dir und Raschid geführt hat.“
    Die Eröffnung traf Polly unvorbereitet, und sie musste sich erst einmal setzen. „Du hattest eine Affäre?“
    „Sieh mich nicht so an, die Geschichte ist vorbei“, wehrte Asif ab. „Als Raschid ohne dich zurückkehrte, sah er schlimmer aus als nach Berahs Tod. Und da ich den Eindruck habe, dass er über dieses Verhältnis geschwiegen hat, um meine Ehe nicht zu gefährden, dachte ich, ich sollte dir lieber sagen, wie es wirklich war.“
    Polly überlegte, wie sie Raschids Bruder beibringen sollte, dass ihr Problem ganz anderer Natur war. „Asif, ich …“
    Er richtete sich kerzengerade auf. „Du musst mir glauben, Polly. Ich werde dir alles erklären. Francine war Sekretärin in unserer Pariser Botschaft. Ich verliebte mich in sie und mietete ihr ohne Raschids Wissen unter seinem Namen ein Apartment“, gestand er zerknirscht. „Als Vater davon erfuhr, fühlte Raschid sich verpflichtet, mich zu decken.“
    „Du hast einen noblen Bruder mit einer noblen Moralauffassung“, bemerkte Polly spöttisch.
    Asif seufzte. „So war es nicht.

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