Julia Gold Band 47
sie zu sich herum. „Weil ich dachte, es würde dich glücklich machen.“ Er küsste sie zärtlich, dann hob er den Kopf und sagte leise: „Ich liebe dich.“
Polly konnte Raschid nicht ansehen. Sie glaubte ihm nicht. Das sagte er nur, weil sie ihm ihre Liebe gestanden hatte.
Jemand hüstelte, und Raschid wandte sich um.
„Sollen wir lieber später kommen?“ Asif und seine Frau standen amüsiert an der Tür.
Chassa strahlte, als sie Pollys überraschtes Gesicht sah. „Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass wir uns zum Weihnachtsessen eingeladen haben, Polly?“, fragte sie schelmisch.
„Wie könnte sie?“, scherzte Asif. „Wir haben es schließlich mitgebracht. Und dazu auch gleich einen Schweizer Küchenchef. Chassa hat den Baum geschmückt, Polly.“ Asif lachte. „Du hast ja keine Ahnung, wie mühsam es war, das Riesending herzutransportieren.
Chassa umarmte Polly warmherzig. „Hör nicht auf ihn. Raschid hat alles in die Wege geleitet, und es hat uns Spaß gemacht, ihm zu helfen, dich zu überraschen.“
Zu viert verbrachten sie einen zauberhaften Abend. Es machte Polly glücklich, dass Raschid sich ihretwegen so viel Mühe gegeben hatte. Chassa sprühte vor Lebensfreude und war jetzt eine ganz andere Frau. Asif umsorgte sie liebevoll und wirkte sehr viel reifer. Die Probleme, die ihre Ehe überschattet hatten, schienen überwunden zu sein. Chassa strahlte das Selbstbewusstsein einer Frau aus, die wusste, dass sie geliebt wurde.
Nachdem das Paar sich gegen Mitternacht zurückgezogen hatte, konnte Polly der Versuchung nicht widerstehen, die Päckchen zu öffnen. Raschid hatte sogar dafür gesorgt, dass die Geschenke ihrer Familie aus London eingeflogen worden waren. Um eins betrachtete Polly benommen die teuren Dinge, die Raschid für sie gekauft hatte.
„Ich habe nur einen Gedichtband für dich“, gestand sie. „Und der ist noch nicht einmal eingewickelt. Ich war nicht sicher, ob ich ihn dir schenken sollte, weil ich dachte, du machst dir vielleicht nichts daraus.“
Lachend zog Raschid sie in die Arme. „Du bist das schönste Weihnachtsgeschenk, das ich mir wünschen könnte.“
„Ich bin ja so glücklich.“ Pollys Züge überschatteten sich, und sie hatte plötzlich Angst, das Schicksal könne ihr das Glück, mit dem es sie überschüttet hatte, wieder nehmen. „Ich möchte nie mehr von hier fort.“
Raschid war der furchtsame Ausdruck in ihren Augen nicht entgangen. „Sag mir, was du hast, Polly“, bat er.
„Nichts.“ Sie lachte etwas verkrampft. „Ich habe nur überlegt, wann und wo ich den wundervollen Schmuck tragen soll.“
„Nächsten Monat findet ein Staatsbankett statt. Und in der kommenden Woche fliegen wir nach Paris“, flüsterte Raschid an ihrem Haar. „Aber das war es nicht, was dir plötzlich Angst gemacht hat, nicht wahr?“
Sie barg das Gesicht an seiner Schulter. „Ich frage mich, wie Dad die Feiertage ohne Partys überstehen wird“, wich Polly aus. „Hoffentlich ist er vernünftig.“
10. KAPITEL
Am zweiten Weihnachtstag wollte Polly unternehmungslustig aus dem Bett springen, um reiten zu gehen, stattdessen brach sie vor Raschid ohnmächtig zusammen. Helle Aufregung herrschte um sie herum, als sie wieder zu sich kam. Zenobia, die mit Kleidern für Polly eingeflogen worden war, kniete weinend an ihrem Bett. Vom Korridor waren aufgeregte Stimmen zu hören, während Raschid das Zimmer betrat.
„Ganz ruhig liegen bleiben.“ Ehe Polly sich aufrichten konnte, drückte er sie sanft wieder in die Kissen. „Bis der Arzt kommt, rührst du dich nicht.“
„Wo soll hier ein Doktor herkommen?“
Raschid seufzte. „Ich hatte Dr. Soames heute Morgen wegen Ismeni herbestellt. Er wird dich gleich untersuchen.“
„Ich brauche keinen Arzt“, widersprach Polly.“
„Ist dir deine Gesundheit so gleichgültig?“ Tadelnd schüttelte Raschid den Kopf. „Mir jedenfalls nicht.“
Tief ausatmend setzte er sich zu Polly ans Bett. „Du hast mir einen schönen Schrecken eingejagt! Lass diese Ohnmachtsanfälle bloß nicht zur Gewohnheit werden.“ Sein Lächeln fiel etwas verkrampft aus. „Aber mach dir keine Sorgen. Sicher ist es nichts Ernstes.“
Dennoch ging Raschid ruhelos im Zimmer hin und her. Polly war sorglos. Nach den Aufregungen der letzten Wochen fand sie es nicht verwunderlich, dass sie sich gelegentlich unwohl gefühlt hatte. Davon brauchte Raschid jedoch nichts zu wissen. Wahrscheinlich war sie einfach nur erschöpft.
Als der Arzt kam,
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