Julia Gold Band 47
Schuld“, gestand Polly verunsichert. „Als ich dich heiratete, glaubte ich, Chris zu lieben. Bald merkte ich jedoch, dass ich mir da nur etwas vorgemacht hatte. Damit war die Sache für mich erledigt.“
Raschid küsste ihre Handflächen. „Als ich dich in London besuchen wollte und sah, wie Chris dich küsste, war ich wie von Sinnen und hätte ihn am liebsten erwürgt.“
„Aber ich habe dir doch gesagt, dass Chris …“
„Wir haben genug über ihn geredet“, unterbrach Raschid sie. „Jetzt müssen wir über Berah sprechen. Erst als ich im Flugzeug saß, kam mir der Gedanke, dass sie mich belogen haben könnte.“
„Belogen?“
„Ja.“ Raschid lachte bitter. „Anfangs konnte ich mir das nicht vorstellen, doch je länger ich über unsere Ehe und ihre Krankheit nachdachte …“
„Ich weiß Bescheid“, warf Polly ein. „Asif hat mir erzählt …“ Bestürzt verstummte sie.
Raschid seufzte. „Schon gut. Ich weiß, dass er hier war. Nachdem er meinem Vater gestern Abend die Briefe gegeben hatte, gestand Asif mir, wo er gewesen war und was er dir erzählt hat. Aber er irrt. Berah hat sich nicht das Leben genommen. Sie ist gestürzt. Sie war hysterisch und weinte … Es war ein Unfall. Aber das entband mich nicht von der Schuld, ihr gegenüber versagt zu haben.“
Raschid gab Pollys Hand frei und stand auf. „Nachdem ich dich hier verlassen hatte, bin ich nach London geflogen.“
Polly runzelte die Stirn. „Warum?“
„Um mit dem Spezialisten zu sprechen, den Berah aufgesucht hatte. Ich musste herausbekommen, ob sie gelogen oder den Arzt irgendwie missverstanden hatte. Die Aussprache mit dem Mann hat mich von allen Schuldgefühlen befreit.“
„Es muss schrecklich für dich gewesen sein zu entdecken, dass Berah dir das angetan hat“, sagte Polly mitfühlend.
Raschid lächelte. „Im Gegenteil, es war der schönste Augenblick meines Lebens. Damit war mein Gewissen entlastet. Du musst wissen, ich habe Berah nie geliebt. Ich habe für sie gesorgt, schließlich war sie meine Frau, aber ich konnte ihre Liebe nie erwidern. Sie war launisch und eigenbrötlerisch und kam mit der Familie nicht zurecht. Mir gegenüber gab sie sich anschmiegsam, aber die Bediensteten hatten unter ihr schwer zu leiden. Sicher, sie war krank, doch zu Beginn unserer Ehe wusste ich das nicht.“
Nun verstand Polly so vieles, was sie falsch gesehen hatte. Wie töricht sie gewesen war, eifersüchtig zu sein. Polly legte die Arme um ihn. „Sie hat ihren Frieden gefunden“, sagte Polly leise.
„Aber ich nicht. Ohne dich kann ich nicht leben“, gestand Raschid mit rauer Stimme und sah Polly in die Augen. „Ich liebe dich.“
„Ja“, flüsterte sie, und diesmal glaubte sie ihm.
Er drückte sie fest an sich. „Ich merkte, dass ich dich liebe, als du die Grippe hattest … das ist nicht sehr romantisch, nicht wahr? Es war mir unmöglich, mich von deinem Bett zu rühren … Ich musste einfach bei dir sein. Dennoch kämpfte ich gegen diese Gefühle an, denn ich durfte dich nicht an mich binden.“
Polly lächelte verklärt. „Und jetzt?“
„Jetzt lasse ich dich nie mehr gehen.“ Raschid küsste sie leidenschaftlich, und es dauerte lange, ehe sie wieder an eine Unterhaltung dachten.
Schläfrig erkundigte Polly sich nach den Briefen, die Asif mitgenommen hatte.
„Wir werden mehr darüber erfahren, wenn wir wieder in Jumani sind. Louise hat meinem Großvater offenbar schließlich doch verziehen, aber sie wollte nicht mehr bei der Familie leben. Da er jedoch ein stolzer Mann war, sollte nicht einmal sein Sohn wissen, dass er sich Louises Bedingungen gebeugt hatte.“ Raschid betrachtete Polly zärtlich. „Mein Vater ist sehr glücklich darüber. Er kam bei unserem gestrigen Gespräch nicht dazu, mir viel zu erzählen, weil ich wichtigere Neuigkeiten hatte.“
„Zum Beispiel?“
Raschid strahlte. „Dass ich im August Vater werde.“
„Also, ich würde sagen, mit Juni liegst du richtiger.“ Polly lächelte zufrieden. Raschid glaubte ihr also, dass er der Vater des Babys war, auch ohne zu wissen, wann es gezeugt worden war.
„So bald schon?“
„Da staunst du, nicht wahr?“ Sie setzte triumphierend noch eins drauf. „Und du kannst den Teddy gegen einen blauen umtauschen. Ich bin nämlich sicher, dass es ein Junge wird.“
„Junge oder Mädchen, das ist unwichtig.“ Raschid strich Polly ehrfürchtig über den nicht mehr ganz flachen Bauch. „Du bekommst ein Kind … unser erstes Kind.“
„Und
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