Julia Gold Band 51
schläft, macht er sich strafbar, selbst wenn sie zustimmt“, erklärte Clio. „Peter hätte dafür ins Gefängnis kommen können, wenn er nicht gewartet hätte, bis ich alt genug war.“
Er schwieg nachdenklich.
Während sie unter einer malerischen Brücke durchfuhren, bemerkte Clio: „Ach, in dem MacAllister-Haus ist jemand.“
Jalal sah sie verwirrt an. „Wie bitte?“
Sie deutete durch die Plastikscheibe der Regenabdeckung. „Siehst du sie da oben auf der Terrasse?“
Er schaute zu dem Sommerhaus hinüber, erwiderte jedoch nichts. „Was ist mit Peter passiert?“, fuhr er schließlich fort.
„Passiert?“
„Hat er geheiratet?“
„Geheiratet? Das kann ich mir bei ihm eigentlich nicht vorstellen. Zuletzt hat er noch im Autohaus seines Vaters gearbeitet. Ich nehme an, er hat eine Freundin, aber ich weiß nichts Genaues. Ich bin ihm mal vor ein paar Jahren auf der Straße begegnet. Da fuhr er noch einen flotten Sportwagen. Ich vermute, er wird ihn vorläufig nicht gegen einen Van eintauschen wollen.“
„Er ist ein Dummkopf“, meinte Jalal leichthin, als wäre Peter so wichtig wie die Zeitung von gestern.
Clio lachte fröhlich und befreit auf. „Die Sonne ist wieder da. Lass uns die Regenabdeckung wegnehmen“, schlug sie vor.
Er hielt das Boot an, und sie machten sich an die Arbeit.
„Jetzt wird der Wind dein Haar trocknen und es lockig machen, Clio. Und ich möchte heute Abend mein Gesicht hineindrücken.“
„Natürlich ist er interessiert“, erklärte Saifuddin ar Ratib. „Aber er wird sich zu nichts verpflichten, bevor er nicht sieht, was wir anzubieten haben.“
„Dann muss er dazu gebracht werden“, verlangte die Stimme am anderen Ende der Leitung.
„Natürlich, Eure Exzellenz.“
„Wenn ich mich ihm zu früh erkennen gebe, ist er vielleicht versucht, mich schon für eine reine Gunstbezeugung seiner Onkel zu enttarnen. Wir müssen ihn erst entblößt haben.“
„Kann er den Prinzen gegenüber in irgendeiner Weise Loyalität empfinden? Ein Mann, der ins Exil geschickt wurde?“
„Haben Sie mir nicht erzählt, Sie hätten gewisse Gefühlsregungen bei ihm bemerkt?“
„Das schon, Exzellenz. Zum Teil fühlt er sich seinem Großvater für seine Erziehung und seinen Lebensweg verpflichtet.“
Am anderen Ende der Leitung entstand eine Pause, bevor die Antwort kam. „Sie haben recht, wie immer, Saifuddin. Jetzt ist der Zeitpunkt, es ihm zu sagen. Rufen Sie mich wieder an, wenn das geschehen ist.“
Jalal war nicht da, als sie mit dem Abendessen begannen. Kurz nachdem er und Clio von Solitaire zurückgekehrt waren, war er mit dem Boot noch einmal herausgefahren. Niemand wusste, wohin. Es war nicht üblich, dass Jalal ohne vorherige Ankündigung eine Mahlzeit verpasste, und so wunderten sich alle, was passiert sein mochte.
Clios Sorge ging noch tiefer. Was würde passieren, wenn Jalal an einer Verschwörung gegen die Prinzen teilnahm, und sie sich für eine Seite entscheiden musste?
„Er sagt immer, Disziplin sei wichtig. Deshalb würde er bestimmt nicht einfach wegbleiben“, erklärte Ben. Heute Abend fand wieder der Selbstverteidigungskurs statt. Deshalb waren besonders die Kinder sehr unruhig,
„Dann wird er rechtzeitig zum Unterrichtsbeginn zurück sein“, meinte Maddy. „Werdet ihr aufhören, euch Sorgen zu machen? Es hatte jemand für Jalal angerufen, und ich habe ihm die Nachricht gegeben, als er zurückkam. Wahrscheinlich hat er sich mit demjenigen getroffen und verspätet.“
Hatte derjenige einen Akzent? Die Frage ging Clio sofort durch den Sinn, aber sie biss die Zähne aufeinander und unterdrückte sie.
„Wo ist Jalal?“, wollte Donnelly zum dritten Mal wissen, und Clio lächelte mitfühlend. Donnelly hatte recht, die Familie schien nicht vollzählig ohne ihn.
Das Geräusch eines Bootsmotors ließ alle verstummen und aufhorchen. Das Boot legte an, und die Kinder lächelten erleichtert. Clio biss sich auf die Zunge, um in ihrer Freude nicht zu sehr aufzufallen. Aber als Jalals Schritt auf der Veranda zu hören war und er durch die Tür kam, strahlte sie ebenso wie Donnelly.
„Jalal, Jalal!“, rief die Kleine mit ihrer hellen Stimme, als wäre der Weltuntergang gerade noch einmal verhindert worden.
Jalal lachte, nahm wie gewohnt seinen Teller vom Tisch und holte sich seine Portion.
Alle begannen wieder zu reden. Jalal setzte sich zu ihnen an den Tisch und warf Clio einen so glühenden Blick zu, dass ihr Herz raste. Ihr Vater sagte etwas, ihre
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