Julia Gold Band 51
wie sie sich einzureden versuchte. Doch sie kämpfte auf verlorenem Posten, denn Ali hatte seine Taktik geändert. Er küsste sie nun mit einer Zärtlichkeit, die viel gefährlicher war als jede Drohung. Seine Lippen waren unendlich sanft, lockten und verführten und ließen sie jeden Widerstand vergessen.
Schließlich löste er sich von ihrem Mund, verteilte zarte Küsse auf ihrem Hals und barg das Gesicht zwischen ihren Brüsten.
„Ich höre, wie schnell dein Herz schlägt, Diamond“, flüsterte er. „Vor Liebe oder vor Hass?“
„Vor Hass“, entgegnete sie mit dem Rest an Vernunft, der ihr noch geblieben war.
„Und meines?“ Er nahm ihre Hand und legte sie an sein Herz, das ebenso heftig pochte wie ihres. „Ist es mit Liebe oder Hass erfüllt?“
„Weder noch. Du willst mich nur … besitzen.“
„Vielleicht. Noch nie wollte ich eine Frau so sehr wie dich, und noch für keine habe ich so viel riskiert. Du kannst von mir verlangen, was immer du willst.“
„Dann lass mich gehen“, forderte sie.
Jäh ließ er sie los, und seine Miene war auf einmal kalt und abweisend. „Du verlangst das Unmögliche“, sagte er schroff. „Es wird Zeit, dass du der Wahrheit ins Auge siehst. Du wirst so lange hierbleiben, bis ich zufriedengestellt bin.“
„Und wann wird das sein?“
In seinen Augen erschien ein seltsam entrückter Ausdruck, fast so, als würde er eine Vision sehen. „Erst wenn du mit Leib und Seele nach mir verlangst und dir nichts mehr wünschst, als immer bei mir zu bleiben, werde ich zufrieden sein.“
Er stand auf und ging zur Tür.
„Darauf wartest du umsonst!“, rief sie ihm nach. „Ich werde fliehen und dich vor aller Welt bloßstellen.“
Doch er hörte sie nicht mehr, sondern hatte längst die Tür hinter sich geschlossen.
Alexis war zu intelligent, um sich in unnützen Kämpfen sinnlos zu verausgaben. Zwar war sie nach wie vor zur Flucht entschlossen, doch musste sie erst einmal neue Kräfte sammeln.
Nach dem Streit mit Ali war sie müde und erschöpft, zumal sie ja auch in der vorangegangenen Nacht kein Auge zugetan hatte. Sie schlüpfte zwischen die seidenen Laken und war bald eingeschlafen.
Als sie erwachte, standen die beiden Dienerinnen vor ihrem Bett und verneigten sich lächelnd. Sie hatten den Tisch im Salon gedeckt und servierten ihr ein köstliches Mahl, bestehend aus kleinen Pasteten, Kalbsfilets mit gedünsteten Aprikosen und Reis sowie gefüllten Datteln als Nachspeise. Alles schmeckte wunderbar, und Alexis merkte erst jetzt, wie hungrig sie war.
Inzwischen hatte man ihr auch die Reisetasche gebracht. Leider fehlte ausgerechnet das, worauf sie alle ihre Hoffnung gesetzt hatte. Die Notizblöcke und das Diktaphon hatte man ihr gelassen, nicht aber das Handy. Es gab also keine Möglichkeit, telefonisch Hilfe anzufordern.
Leena, diejenige ihrer Dienerinnen, die Englisch sprach, teilte ihr mit, dass der restliche Nachmittag für den Stoffhändler reserviert sei, der sie beehren würde, ihr einige Muster zur Auswahl vorzulegen.
„Suchen Sie aus, was Ihnen gefällt“, sagte Leena. „In der Hofschneiderei wird alles nach Ihren Anweisungen gefertigt.“
Gern hätte Alexis ihr geantwortet, dass sie nicht lange genug hierbleiben würde, um eine neue Garderobe zu benötigen, doch sie beherrschte sich und nickte nur lächelnd. Bis auf Weiteres wollte sie so tun, als hätte sie sich mit ihrem Los abgefunden.
Als dann aber der Händler einen Stoffballen nach dem anderen vor ihren Füßen aufrollte, fiel es ihr schwer, die Pose gleichgültiger Gelassenheit beizubehalten.
„Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll“, sagte sie aufgeregt.
„Mein Gebieter hat gesagt, Sie können wählen, was und wie viel Sie wollen“, versicherte Leena lächelnd.
Alexis nahm sich zusammen. Keinesfalls würde sie sich durch einige Ballen Seide in ihrer inneren Abwehr schwächen lassen, mochten die Farben auch noch so herrlich und genau auf ihren Typ abgestimmt sein.
Aber da man es offenbar von ihr erwartete, ließ sie verschiedene Stoffe durch ihre Finger gleiten, um die Qualität zu prüfen. Die weiche Seide fasste sich wunderbar an. Unvermittelt fühlte Alexis sich in ihre Zeit als Teenager zurückversetzt. Wie oft hatte sie sich damals an den Schaufenstern teurer Boutiquen die Nase platt gedrückt und sich gewünscht, wenigstens eines dieser unerschwinglichen Kleider zu besitzen. Nun hatte man die Schaufensterscheibe entfernt, und sie konnte sich nach Herzenslust
Weitere Kostenlose Bücher