Julia Gold Band 51
mit Goldfäden besticktes langes Kleid.
„Ich würde lieber etwas von meinen Sachen anziehen“, sagte Alexis höflich. „Wissen Sie, wo meine Reisetasche ist?“
Das Mädchen runzelte die Stirn. „Ich weiß von keiner Tasche. Das hier ist Ihr Kleid.“
„Nein, ist es nicht. Falls Ihr Herrscher glaubt, er könnte mir wie seinen anderen Frauen vorschreiben, was ich anzuziehen habe, irrt er sich gewaltig!“
„Bitte!“, flehte das Mädchen. „Sprechen Sie nicht respektlos von unserem Gebieter.“
„Ich werde ihm noch ganz andere Dinge ins Gesicht sagen, wenn ich ihn sehe. Bringen Sie mir meine Tasche!“
Stumm sahen die beiden Mädchen sie an.
Wider besseres Wissen blieb Alexis stur. „Ich ziehe entweder meine eigene Kleidung an oder gar nichts“, beharrte sie.
Sie wickelte sich in das Handtuch und setzte sich mit dem Rücken zu den Mädchen aufs Bett. Hinter sich hörte sie Geflüster. Offenbar berieten sich die beiden, was zu tun sei.
Ohne sich umzudrehen, sagte sie so energisch, wie sie es vermochte: „Ich werde auf keinen Fall nachgeben.“
„Das klingt ganz nach meiner Diamond!“, hörte sie in diesem Moment eine belustigte Männerstimme sagen.
Sie sprang auf und wirbelte herum. Ali lehnte lässig neben dem Türbogen an der Wand und betrachtete seine Gefangene mit spöttischem Lächeln. Die beiden Mädchen waren verschwunden.
„Du!“, rief Alexis erbost. „Wie kannst du es wagen …“
Er grinste unverschämt. „Was wagen?“
So umwerfend auszusehen, schoss es ihr unwillkürlich durch den Kopf, ehe sie sich darauf besann, dass dieser Mann sich ihr gegenüber ganz erbärmlich verhalten hatte.
„Ich spreche von dem geschmacklosen Scherz, den du dir mit mir erlaubt hast“, sagte sie würdevoll.
„Einen Scherz?“
„Allerdings. Mag sein, dass du es sehr witzig gefunden hast, mich hier einsperren zu lassen. Aber nun hast du deinen Spaß gehabt, und mich interessiert jetzt, wann ich das versprochene Interview bekomme.“
Er betrachtete sie eingehend von Kopf bis Fuß, wie sie barfuß und nur mit einem Handtuch bekleidet vor ihm stand. Sie hatte die beiden Enden zwischen den Brüsten verknotet und spürte, wie sich der Knoten mit jedem Atemzug, den sie tat, ein wenig mehr lockerte. Auch Ali schien das nicht entgangen zu sein, wie sein interessierter Blick verriet. Verzweifelt hielt sie das Handtuch über der Brust zusammen, um sich nicht völlig lächerlich zu machen.
„Meine liebe Diamond“, sagte er schließlich, „für eine Frau, die so stolz ist auf ihren Verstand, bist du erstaunlich leichtgläubig. Habe ich dir nicht gleich zu Anfang gesagt, dass ich mich von dir nicht interviewen lasse? Daran hat sich nichts geändert.“
Alexis konnte nicht fassen, was sie da hörte. „Du … du hast nie vorgehabt …“
Er schüttelte den Kopf. „Keine Sekunde. Ich unterhalte mich nicht mit Frauen über Themen wie Geschäfte, Geld oder Politik. Ist dir das noch immer nicht klar?“
„Dann hast du mich also mit falschen Versprechungen hierher gelockt?“
„Aber ja.“ Er trat näher, und seine Miene verfinsterte sich. „Du hättest wissen müssen, dass ich kein Mann bin, den man ungestraft beleidigen kann.“
„Ich habe dich nicht beleidigt.“
„Du hast mich mit dem Scheck aufs Kreuz gelegt und damit meine Ehre verletzt.“
„Deine Ehre!“, rief sie verächtlich.
Seine Stimme bekam einen harten Klang. „Der Herrscher eines Landes muss seine Ehre verteidigen, sonst macht er sich zum Gespött der Leute. Ich kann mich von dir nicht ungestraft zum Narren halten lassen. Es geht ja nicht nur um den Scheck, sondern du hast mir schon an jenem ersten Abend etwas vorgespielt und dich wenig später als Dienstmädchen verkleidet in mein Haus eingeschlichen. Allmählich hatte ich deine Spielchen satt und beschloss, dir eine Lektion in Sachen Realität zu erteilen.“
„Realität nennst du das?“, rief sie empört. „Mich mit deinen Konkubinen in ein Haus zu sperren?“
„Du hast mich provoziert, und ich habe die Herausforderung angenommen. Nun liegt es an dir, den nächsten Schritt zu tun.“
„Das werde ich, spätestens dann, wenn man zu Hause wegen meines Verschwindens Fragen zu stellen beginnt.“
„Bis dahin wird es noch eine Weile dauern. Hast du mir nicht selbst erzählt, dass kein Mensch von deiner Tätigkeit als Dienstmädchen in meinem Haus etwas wusste? Dein Freund Joey arbeitet derzeit in Nordengland, und eine Familie, die dich vermissen würde, hast du auch
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