Julia Gold Band 51
stellte sie an. Da er abwartend und viel zu dicht hinter ihr stehen blieb, waren ihre Nerven bis zum Zerreißen angespannt.
„Halten Sie es für so unmöglich, dass Ihrer Schwester kein Leid zugefügt wurde, während sie meine Gefangene war? Denken Sie, ich hätte ihr etwas antun wollen oder es zugelassen, dass ihr etwas angetan wird?“, fragte er schließlich.
War es das, was sie befürchtet hatte? Sie wusste es nicht. Sie wusste nur, dass Jalal eine Bedrohung für sie darstellte, und sie wünschte, er wäre nie gekommen.
„Sehen Sie mich an, Clio.“
Seine Stimme klang verlockend, fast hypnotisierend, und sie hielt es nicht länger aus und wandte sich ihm zu. Er stand viel zu dicht vor ihr. Sofort begann ihr Herz zu rasen.
„Können Sie sich vorstellen, dass Prinzessin Zara mich ermuntert hätte, hierherzukommen, wenn so etwas Schreckliches passiert wäre?“
„Falls sie sich etwas vorgemacht hat, ja“, antwortete sie. Nicht dass sie das glaubte, aber möglich war es. Das musste er doch einsehen.
Ehrlich entsetzt schaute er ihr ins Gesicht. „Sich selbst etwas vormachen? Wie kann eine Frau sich so etwas vormachen? Und warum sollte sie das tun?“
Clio wurde nervös. „So etwas passiert durchaus! Frauen nehmen die Schuld auf sich oder sie wollen nicht wahrhaben, was ihnen zugestoßen ist, und deshalb leugnen sie es.“
Er ließ sie nicht aus den Augen. „Ist das wirklich so, Clio? Sind Sie sicher?“
„Wenn Sie etwas von Psychologie verstünden, würden Sie nicht fragen.“
„Leugnen Sie etwas? Hat jemand Sie verletzt und fällt es Ihnen deshalb leichter, sich vorzustellen, ich hätte Ihrer Schwester etwas angetan, als sich einzugestehen, dass Ihnen etwas angetan wurde?“, fragte er und bewies damit, dass er sogar sehr viel von Psychologie verstand.
Sie schnappte erschrocken nach Luft und ballte die Hände zu Fäusten. Nie zuvor war sie so kurz davor gewesen, jemandem eine Ohrfeige zu geben. Aber sie brauchte ihm nur in die Augen zu sehen, um die Warnung zu erkennen. So sanft er mit den Kindern umging, so wenig behutsam würde er auf sie reagieren, sollte sie es wagen, ihn tätlich anzugreifen.
„Mir ist nie etwas angetan worden!“, stieß sie wütend hervor. „Damit eines klar ist, Jalal, was immer sich in Ihrem Lager abgespielt hat oder nicht, wir sind Feinde, und das nur, weil Sie etwas getan haben.“
Er schüttelte den Kopf. „Wir sind keine Feinde. Das ist es nicht, was zwischen uns steht“, bemerkte er leise.
Clio brachte keinen Laut über die Lippen, während ein heißer Schauer ihr über den Rücken rann.
„Deine Schwester ist für dich eine willkommene Ausrede, um das nicht zu tun, was dir Angst macht. Das ist die Wahrheit, nicht wahr?“
Jalal trat näher, und sie wich sofort gegen die Anrichte zurück.
„Ich habe keine Angst!“, protestierte sie hitzig.
„Gut“, flüsterte er, und als sie abwehrend eine Hand hob, umfasste er ihr Handgelenk.
Sie erzitterte bei der Berührung. Und wie aus dem Nichts flammte Zorn in ihr auf. Langsam beugte er sich über sie. Er würde sie küssen. Das konnte sie nicht zulassen. Sie wollte ihn anschreien, doch etwas schnürte ihr die Kehle zu. In ihrer Wut und Verzweiflung wollte sie ihn abschütteln. Aber sie konnte sich nicht bewegen.
„Machen Sie immer, was Sie wollen, ohne Rücksicht auf den anderen?“ Ihre Stimme war rau.
„Ich will dich küssen“, flüsterte er. Seine Lippen waren nur wenige Zentimeter von ihrem Mund entfernt. „Fragen Männer in diesem Land um Erlaubnis, wenn sie das möchten?“
Clio versuchte zu schlucken. „Ja“, entgegnete sie abweisend. Ihr Hals war trocken, als wäre sie durch die Wüste gelaufen, aus der er kam. Die Regeln zwischen Männern und Frauen waren dort so anders als hier. Erneut wollte sie ihn von sich stoßen, um mehr Luft zu bekommen. Aber eine eigenartige Mattigkeit schien sie befallen zu haben.
„Dann verstehen sie nichts davon.“ Er zog sie an sich.
Sie spürte die Hitze seines Arms im Rücken und den Druck seiner Hand an ihrer Taille. Sein Atem streifte ihre Wange, während er ihr auffordernd in die Augen schaute. Sein Blick weckte etwas in ihrem tiefsten Innern.
Er streichelte sie genau dort, wo ihre Haut unbedeckt war, nämlich zwischen ihrem knappen Top und der auf den Hüften sitzenden Shorts. Sie erschauerte bis in die Fußspitzen, und ihre Brüste spannten sich unter dem dünnen Top vor Erregung an.
Plötzlich war sie wütend auf sich selber. Das hier war der Mann,
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