Julia Gold Band 51
lockigen Haar, und Jalal ging in die Hocke, um auf Augenhöhe mit ihr zu sein.
„Mein Vater war der Sohn eines Königs. Und die Mutter von meiner Mutter war eine Prinzessin. Was meinst du, bin ich ein Prinz?“
Ihre Augen wurden groß. „Ja“, antwortete sie und schaute zu Benjamin empor, ihrem siebzehnjährigen Bruder und für sie der Quell der Weisheit.
„Natürlich ist er ein Prinz, Donnelly. Man wird das, wenn der Vater einer war“, erklärte Ben ihr.
„Aber du hast keine Krone“, wandte sie ein und schaute wieder Jalal an. „Du siehst gar nicht aus wie auf dem Bild.“
„Du hast ein Bild von einem Prinzen?“, fragte Jalal.
Donnelly nickte stumm. Jalal breitete einen Arm aus und sie schmiegte sich an ihn. „Also, ich habe eine Krone, die Krone meines Vaters, aber ein Prinz geht nicht mit der Krone schwimmen, oder?“
„Nicht?“ Donnelly schien enttäuscht.
„Nein.“ Jalal schüttelte lächelnd den Kopf. Die Kinder waren alle still geworden und hörten ihm beinahe andächtig zu. „Tragt ihr euren Badeanzug zur Schule?“
Donnelly, die noch nicht zur Schule ging, schaute ihn verwundert an und schüttelte dann den Kopf.
„Ein Prinz trägt seine Krone nur im Palast. Und hier ist kein Palast. Deshalb habe ich meine Krone zu Hause gelassen.“
„Oh.“
„Aber eines Tages, hoffe ich, kommst du mich besuchen, und dann zeige ich dir meine Krone.“
„Oh ja! Kann ich auch mitkommen?“
„Hast du einen Palast?“
„Kann ich kommen, kann ich kommen?“
„Wohnst du in der Wüste?“
„Hast du ein Zelt oder einen richtigen Palast?“
„Hast du auch Kamele, Jalal?“
„Wie ist es in der Wüste?“
„Warst du ein Bandit, ehe du Prinz wurdest?“
Umringt von den begeisterten Kindern, wurde Jalal ins Haus geführt. Clio blieb an der Anlegestelle zurück und sah ihnen nach.
Sie hätte es ahnen müssen. Ein Mann, dem es gelungen war, so viele Anhänger um sich zu scharen, wie Jalal, musste natürlich eine starke Ausstrahlung besitzen. Es gefiel ihr überhaupt nicht, dass sich sogar ihre Geschwister alle auf ihn stürzten, aber daran konnte sie nichts ändern.
Jedenfalls im Augenblick nicht.
„Onkel Brandon musste noch mal los. Er hat gesagt, wir sollen nichts für ihn aufbewahren“, berichtete Rosalie, als Clio die Küche betrat.
Das war nichts Ungewöhnliches in der Vorsaison. Vermutlich musste er noch mehr Desinfektionsmittel oder irgendetwas anderes besorgen und würde sich unterwegs einen Imbiss gönnen. Allerdings wäre es Clio lieber gewesen, wenn ihr Vater da gewesen wäre, um Jalal zu begrüßen.
„Du machst schon was zu essen?“, fragte sie und sog den Duft ein. „Großartig, Rosalie.“
Sobald ihre Mutter auf Einkaufstour für ihren Laden mit Kunsthandwerk war, hatte Clio das Sagen. Dieses Jahr erwies sich Rosalie, die kurz nach Weihnachten aufgelöst zu ihnen gekommen war, weil sie ihre neue Stiefmutter hasste, als große Hilfe. Sie füllte die Lücke, die Romany hinterlassen hatte. Romany war zu Besuch bei Zara und Rafi.
Jalal saß am Tisch, erneut umringt von den Kindern. Jedes hatte etwas, das es ihm zeigen wollte.
„Du musst dir eine Plakette aussuchen“, erklärte Sandor gerade und erläuterte ernst die Hausordnung. „Die wird für die Pflichtentafel gebraucht.“
Im Nu waren die noch erhältlichen Plaketten auf dem Tisch ausgebreitet, und Jalal überlegte, was er aussuchen sollte. Clio war nicht sicher, ob er aus den chaotischen Erklärungen schlau wurde.
„So, alle Mann den Tisch räumen. Er muss gedeckt werden!“, verkündete sie. „Tut mir leid, aber dein Fan-Club hat Arbeit“, fügte sie an Jalal gewandt hinzu.
Jalal nickte gleichmütig, doch er hatte die Eifersucht in Clios Ton gehört.
„Er muss sich zuerst eine Plakette aussuchen!“
„Welche Plakette hat Clio?“, fragte Jalal und stöberte in dem Berg Plaketten, die für Besucher gedacht waren.
„Clio hat eine Katze“, antwortete Donnelly und deutete auf die Tafel an der Wand. „Die schwarz-weiße da. Ich bin der Schmetterling.“
„Also gut, dann nehme ich die hier“, entschied Jalal und zog eine Plakette aus dem Stapel hervor.
„Den Tiger!“, riefen alle.
„Das ist ein sehr wilder Tiger!“, sagte Donnelly beeindruckt.
Clio versuchte es, aber sie konnte den Blick nicht von Jalal lösen.
Er beobachtete sie aufmerksam, und etwas geschah zwischen ihnen, etwas, das Clio sehr nervös machte und für das sie keine Worte hatte.
„In Ordnung! Er hat eine Plakette gewählt!
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