Julia Gold Band 51
Anlegestelle, den Weg zum Haus und das Umfeld.
„Hier ist die Flussmündung“, sagte sie schließlich.
„Du bleibst im Boot, bis ich alles überprüft habe, Clio. Lass den Motor laufen. Falls es eine Gefahr gibt, machst du sofort kehrt, wenn ich es dir sage, und suchst deinen Vater oder holst die Polizei. Hast du verstanden?“
Clio straffte sich. „Du bist hier nicht in deinem Rebellenlager, Prinz Jalal! Und ich bin keiner deiner Anhänger.“
„Nein“, erwiderte er ruhig. „Keiner meiner Anhänger wäre so dumm gewesen wie du. Jedenfalls wirst du mir gehorchen. Falls dich jemand gefangen nimmt, kann ich nämlich nichts machen. Wenn sie drohen, dich zu verletzen, müsste ich nachgeben. Willst du das?“
4. KAPITEL
Wegen seiner Form hieß der Fluss „gebogene Nadel“. Ein schmaler Streifen Wasser schlang sich wie ein Nadelöhr um die Insel. Am Fuß der Insel hatte er eine so starke Krümmung, dass er aus der Luft wie eine Polsternadel aussah. Hinter der Insel erstreckte sich über mehrere hundert Meter ein schmaler Bach, der wie ein Faden schien, der aus einem Nadelöhr hängt.
Das Haus lag auf der anderen Seite der Insel. Das Geräusch des Motorbootes wurde vom Laub der Bäume und des Unterholzes stark gedämpft. Clio musste erst um die Biegung fahren und fast die Anlegestelle erreichen, ehe jemand sie hören könnte. Sie näherte sich dem Platz langsam. Der Kanal war nicht abgesteckt und zu beiden Seiten war das Wasser niedrig.
Ein kleines Motorboot schaukelte am Anlegesteg im Wasser. Verschiedene Sachen waren am Steg aufgestapelt. Clio sah einen Fernseher, einen Videorekorder und einen Karton. Die Eingangstür des Ferienhauses war aus den Angeln gehoben. Auch auf der Veranda befand sich Diebesgut.
Also kein Waschbär. Clio erschrak über die Gefahr, in die sie sich begeben hätte, wäre sie allein gekommen. Sie warf Jalal einen Seitenblick zu, während sie das Boot leise an den Steg steuerte. In dem Augenblick erschien ein Mann mit einem Staubsauger in der Hand auf der Veranda.
Jalal hatte das Geschehen mit einem Blick erfasst. „Bleib im Boot, lass den Motor laufen und halt dich bereit, abzufahren, wenn ich dir ein Zeichen gebe“, befahl er ihr leise. Dann sprang er auf den Steg und blieb, auf das Paddel gestützt, das er mitgenommen hatte, stehen.
Clio beobachtete, dass der Mann auf der Veranda flüchten wollte, sich dann aber umdrehte und auf Jalal zuging. Er war dünn und sehnig, hatte schulterlanges, verfilztes braunes Haar und musste um die vierzig sein. Seine Kleidung war schäbig, aber nicht schmutzig.
„Hallo! Kann ich Ihnen helfen?“, rief er Jalal zu, aber übertrieben laut.
Hoffentlich merkte Jalal, dass der Mann das tat, weil noch jemand im Haus sein musste.
„Ziehen Sie aus?“, fragte Jalal.
„Das wäre schön, ja?“ Der Mann grinste und wollte offenbar nicht bis an die Anlegestelle kommen. Aber es blieb ihm keine andere Wahl. Er stellte den Staubsauger ab und richtete sich misstrauisch auf.
In der Tür des Hauses erschien ein Schatten.
„Nein, ich bin nur von der Umzugsfirma.“
Jalal nickte. „Ich verstehe. Aber Sie haben sich in der Adresse geirrt. Hier zieht niemand aus. Ich schlage vor, Sie steigen in Ihr Boot und fahren wieder.“
Der Mann zeigte sich empört. „He, was glauben Sie, mit wem Sie reden?“ Doch es war seiner Stimme anzuhören, dass er bei etwas mehr Druck nachgeben und verschwinden würde.
Erleichtert atmete Clio auf.
Schon bewegte er sich auf die Stelle zu, an der sein Boot vertäut war.
„Ich weiß, mit wem ich rede, und ich sage Ihnen, Sie haben sich in der Adresse geirrt. Noch haben Sie die Möglichkeit, in Ihr Boot zu steigen und zu fahren. Ihre Freund auch.“ Jalal hob die Stimme an. „Warum kommen Sie nicht raus? Ihr Freund möchte weg, und Sie können mit ihm fahren.“
Da erschien eine Gestalt in der Tür. „Was, zum Teufel, ist hier los?“
Clio hielt den Atem an. Dieser Mann war das Gegenteil von seinem Partner. Er war groß und kräftig, sein Kopf war kahl geschoren und der Gesichtsausdruck eindeutig aggressiv. Sein weißes Unterhemd und seine Tarnhose waren ordentlicher als die Sachen seines Partners. Er trug einen breiten Gürtel und schwere Stiefel.
Drohend kam er die Treppe herunter und auf die Anlegestelle zu. Jalal, der lässig dastand, veränderte seine Haltung nicht. Der Einbrecher blieb ein paar Schritte von ihm entfernt stehen und spuckte verächtlich auf den Boden.
„Hallo, Araber!“ Sein Blick glitt an
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