Julia Gold Band 51
Solange Sie bekommen hätten, was Sie haben wollten, wäre es Ihnen egal gewesen.“
„So habe ich nicht gedacht“, erwiderte er ruhig. „Ich habe daran geglaubt, dass er sie zurückhaben will und sie zu seiner Frau macht, wenn ich ihr nichts antue.“
Clio hatte sich in Rage geredet und hielt es für besser, Jalal keine Antwort darauf zu geben.
Ein paar Minuten später erreichten sie ein geräumiges Ziegelsteinhaus, das am Ufer eines der kleineren Seen lag. Hinter dem Haus erstreckten sich waldbedeckte Hügel, als müsste der See beschützt werden, und es befanden sich nur wenige Häuser am Ufer.
Während sie sich ihrem Ziel näherten, entdeckte Jalal auf der einen Seite einen großen Bootsverleih sowie ein künstlerisch gestaltetes Schild an der Hauswand, wonach hier selbstgemachtes Eis angeboten wurde. Außerdem gehörten eine Werkstatt und ein Laden mit Kunsthandwerk zu dem Komplex.
Clio steuerte auf die Anlegestelle zu, schaltete den Motor aus und lenkte das Boot geschickt an seinen Platz. Im gleichen Moment flog die Haustür auf und mindestens ein halbes Dutzend Kinder verschiedenen Alters stürmten zusammen mit vier Hunden und ein paar Katzen heraus. Rufe wie „Ist er schon da? Ist der Prinz gekommen? Wie sieht er aus?“ mischten sich mit lautem Bellen.
Alle, bis auf die Katzen, rannten zum Anlegesteg.
„Beruhigt euch, ja, er ist da, und er will nicht schon nach einem Tag taub sein! Hier, Jonah, fang auf!“, rief Clio und warf einem großen Jungen, der an den Bug gelaufen kam, das Tau zu.
Die anderen drängten sich auf dem Anlegeplatz und starrten Jalal an. „Ist er das? Ist das der Prinz?“
Mehr konnte Jalal nicht verstehen, wie immer, wenn so viele Leute auf einmal Englisch redeten.
„Er trägt ja gar keine Krone!“, rief eines der Kinder schrill und schaute ihn mitleidig an.
Clio und Jalal wechselten einen Blick. Sie bemühte sich, nicht zu lachen.
„Die Einheimischen sind aus dem Häuschen“, bemerkte er.
Da musste sie nun doch lachen. „Ich hätte wissen müssen, was auf uns zukommt, nachdem sie eine Stunde gewartet haben. Sie waren schon aufgeregt, als ich abfuhr. Macht Platz! Prinz Jalal will aus dem Boot steigen, ohne baden zu gehen!“
Einer der Hunde machte einen riesigen Satz ins Wasser, während Jalal an Land ging.
„Bist du Prinz Jalal?“
„Bist du ein richtiger Prinz?“
„Wo ist …“
„Langsam!“, rief Clio. „Was habe ich euch gesagt?“ Nachdem das Geschrei etwas nachgelassen hatte, sprach sie jeden mit Namen an. „Rosalie, Benjamin, Sandor, Alissa, Jonah, Jeremiah, Arwen und Donnelly, das ist Prinz Jalal.“
„Willkommen in Kanada, Eure Hoheit“, waren mehrere Stimmen gleichzeitig zu vernehmen. Das Ganze wurde noch einmal von den Nachzüglern wiederholt. Zu Jalals Überraschung verneigten sie sich anschließend alle zusammen. Er konnte ein lautes Auflachen nicht unterdrücken. Verwundert schielten sie zu ihm hoch.
„Danke!“, rief er. „Ich freue mich, dass ich hier bin. Aber ich bin es nicht gewohnt, dass man sich vor mir verneigt und mich Eure Hoheit nennt.“
„Aber Clio hat gesagt, dass die Leute sich vor Prinzen verneigen.“
„Clio hat gesagt, wir sollen Eure Hoheit sagen.“
Jalal warf Clio einen etwas verärgerten Blick zu. Doch sie kümmerte sich nicht darum, sondern vertäute das Heckseil.
„Da hat Clio sich geirrt. Sie hat wohl geglaubt, ich sei ein großer Mann“, bemerkte er amüsiert.
Und er glaubt wohl, ich sei keine würdige Gegnerin, dachte Clio. Aber da wird er sich noch wundern,
„Du bist aber groß. So groß wie Daddy.“
„Wie sollen wir dich denn nennen?“
„Warum nicht einfach Jalal? So heiße ich, und ich würde mich wohler fühlen, wenn ihr mich so ansprecht. Dann ist es wie unter Freunden. Wollen wir Freunde sein?“
„Oh ja!“
„Cool!“
„Super!“
„Ich bin auch dein Freund, Jalal“, sagte Donnelly und schob ihre Hand vertrauensselig in seine. Sie hatte ihn auf Anhieb in ihr Herz geschlossen. Das war nicht zu übersehen.
Das Lächeln, das er ihrer kleinen Schwester schenkte, hätte Clio umgestimmt, wenn sie sich nicht dagegen gewappnet hätte.
„Verneigen sich denn die Leute nicht vor Prinzen?“, wollte Arwen wissen und legte den Kopf zur Seite.
„Doch, das tun sie. Es sei denn, sie werden ausdrücklich davon befreit“, erklärte er. „Und da wir Freunde sind, befreie ich euch davon.“
„Aber du bist ein richtiger Prinz, nicht wahr?“ Wieder war es die kleine Donnelly mit dem
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