Julia Gold Band 53
setzte sich an ihren Computer und schaltete ihn ein. Wenn sie emotional aufgewühlt war, konzentrierte sie sich meist auf ihre Arbeit, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Obwohl sie momentan eine heftige Liebesaffäre hatte, durfte sie ihre Mandantin nicht vergessen.
Diesen Prozess musste sie gewinnen. Die Fotos, die Zayads Freund gemacht hatte, stellten sicherlich nicht den Durchbruch dar, aber vielleicht enthielten sie etwas, das sie weiterbrachte.
Sie griff nach dem Fax, das Zayad auf ihren Schreibtisch gelegt hatte, und setzte sich damit in einen Sessel, um die Bilder genauer zu betrachten.
Der Schweiß troff Zayad von der Stirn, so entschlossen trainierte er mit seinem Schwert. Er teilte Hiebe nach rechts und links aus und glitt behände über den Parkettboden. Schwer atmend warf er sich herum, stieß mit der Klinge nach oben und gleich darauf nach unten, wo er mit der Spitze der Klinge knapp vor einem Apfel verharrte.
Er lächelte in sich hinein. Ja, sein Sohn würde mit diesem Schwert gut zurechtkommen.
Bei dem Gedanken an Redet kam ihm Jane, das neue Familienmitglied, in den Sinn. Während er sich mit einem Handtuch das Gesicht abrieb, dachte er daran, dass seine Schwester bereits in zwei Tagen da sein würde. Das hatte er von Mariah erfahren. Er war sehr gespannt auf sie. Er würde sie über die Geschehnisse unterrichten und sie mit nach Emand nehmen.
Dass sie sich weigerte, käme nicht infrage. Sie musste ihren Titel annehmen und ihre Pflichten erfüllen, genau wie er. Das stand an erster Stelle, und Jane würde es sicher verstehen.
Er hielt das schottische Schwert hoch und drehte es hin und her, um die Linienführung zu prüfen.
Sein Vater hatte ihm einst erklärt, dass das Herz einer jeden Klinge in dem Stahl lag, aus dem sie geschmiedet worden war. Diese Klinge bestand aus einer Legierung aus Eisen und Kohlenstoff, eine perfekte Mischung, die ihr Härte und Flexibilität verlieh. In früheren Zeiten waren Kraft und Härte die wichtigsten Eigenschaften eines Mannes gewesen. Doch im Lauf der Entwicklung hatten die Menschen neue Ideen aufgenommen. Auch die Werte seines Volkes hatten sich im Laufe der Zeit gewandelt.
Zayad blickte aus dem großen Fenster zu seiner Rechten. Der Nachmittag neigte sich bereits dem Abend zu. Er hatte völlig die Zeit vergessen. So war es stets, wenn er trainierte.
Er beendete seine politischen Erwägungen und beschäftigte sich in Gedanken mit schöneren Dingen. Mariah. Nur noch zwei Tage blieben ihm mit ihr, und er wollte diese Zeit zu etwas Unvergesslichem für sie gestalten. Denn wahrscheinlich würde sie sich von ihm abwenden, sobald sie erfuhr, weshalb er hier war und warum er seine wahre Identität nicht preisgegeben hatte.
Sein Magen zog sich zusammen. Es war dumm von ihm, aber er wollte nicht, dass sie das alles erfuhr. Er wollte, dass es ewig so weiterging.
Zum ersten Mal war er jemandem begegnet, der nichts von seiner Stellung und seinem Vermögen wusste. Mariah mochte ihn als Mann, nicht als Fürsten. Und daher würde er für immer in ihrer Schuld stehen. Ein wenig konnte er sie entschädigen, wenn er ihr bei ihrer Arbeit half.
„Essenszeit!“
Zayad fuhr herum, sein Körper verspannte sich augenblicklich.
Da stand sie, in Mondlicht getaucht, bekleidet mit einem leichten ärmellosen Top und knappen Baumwollshorts. Am liebsten hätte er auf der Stelle mit ihr geschlafen.
Vielleicht bekam er ja das Dessert vorweg. Er ging auf sie zu.
12. KAPITEL
„Ich hatte mich gestern Abend schon gefragt, wo wir dieses Mal landen würden“, sagte Mariah und schmiegte sich an Zayads warme Brust.
Sie hatten das Dinner ausfallen lassen und waren direkt ins Schlafzimmer gegangen. Im Nu hatten sie das Bett aufgedeckt und sich dann gegenseitig ausgezogen.
Zwei Stunden später waren sie ermattet eingeschlafen. Und wieder zwei Stunden später hatte Mariah Zayad mit aufreizenden Küssen zu einem neuen Liebesspiel geweckt.
Unnötig zu bemerken, dass der Rest der Nacht nicht viel anders verlaufen war.
Zayad drückte einen Kuss auf Mariahs Scheitel. „Was meinst du damit?“
Sie lachte. „Ich hatte mich gefragt, ob wir in deinem oder in meinem Bett landen werden.“
Zayad lachte. „Solange wir in ein und demselben Bett landen, ist es doch egal, oder?“
„Allerdings.“
Mariah seufzte. Durch das große Fenster konnte sie sehen, wie ein weiterer sonniger Tag heraufzog. Schönes Wetter war begrüßenswert, aber ihr wäre es gleichgültig gewesen, wenn ein
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