Julia Gold Band 53
umspielten und ihre nackten Schultern sich gegen das weiße Leinen abhoben. „Erst müssen Sie Ihre Schuld bei mir begleichen, Sidi, ehe Sie an eine Ehe denken können.“
„Schuld?“ Sollte er so tun, als würde er sie nicht verstehen?
„Sie haben gesagt, ich könnte alles haben, was ich will.“
Hassan fühlte sich völlig ausgelaugt, als hätte er fünfzehn Runden im Ring geboxt. Runde eins in der Maschine, als Rose ihn mit ihren unglaublichen Augen verhext hatte. Runde zwei hinten im Landrover, als sie sein Gesicht berührt hatte und er kurz zu Boden gegangen war. Und letzte Nacht … Da hatte er sie geküsst, und sie hätte ihn fast ausgezählt. Er war nur ganz knapp davongekommen. Und auch heute hatte sie ihn zwei Mal in die Knie gezwungen … wie jetzt …
„Ich meine es ernst. Nennen Sie Ihren Preis. Was immer Sie haben wollen.“
„Ich will …“
Lass sie sich Diamanten wünschen. Oder dass sie in Gold aufgewogen wird …
Rose ließ den Bademantel fallen und streckte die Hand aus. „Hassan …“, flüsterte sie verlangend.
Schauer überliefen ihn. Der Ton, in dem sie das sagte, berührte etwas in Hassan, das er tief in sich verschlossen gehalten hatte …
Sie konnte in seine Seele blicken, die Leere in seinem Herzen erkennen, versprach ihm, dass er nie mehr allein sein würde.
Ihre Finger berührten sich und hielten sich fest.
9. KAPITEL
Hassan lag auf der Seite, den Kopf auf eine Hand gestützt, und beobachtete, wie ihre Brust sich sanft hob und senkte. Rose schlief auf dem Rücken, vertrauensvoll wie ein Kind, dem niemand etwas tun konnte.
Ihre Wimpern bewegten sich, und sie streckte sich seufzend und lächelte im Traum. Für ihn, den Mann, der nicht an die Liebe geglaubt hatte, waren die letzten Tage eine Enthüllung, ein Erwachen gewesen, und in diesem Moment ging ihm das Herz über. Er musste sich zwingen, sich Roses Wärme, ihrer Liebe zu entziehen.
Alles hatte sich verändert, und dennoch war alles wie vorher. Sie waren zwei grundverschiedene Menschen und blieben jeder in seiner Kultur, in den eigenen Erwartungen verhaftet.
Trotz allem würde Rose gehen, denn ihr Leben, das wirkliche Leben, fand für sie anderswo statt. Und er würde in Ras al Hajar bleiben, denn hier war letztlich seine Heimat.
Die Erinnerungen an die letzten Tage und Nächte würden ihnen für den Rest des Lebens genügen müssen, denn für ihre Situation gab es keine Lösung. Nur den unvermeidlichen Herzschmerz nach einem Traum, der keine Erfüllung finden konnte.
Draußen war es klar und so kühl, dass der Atem dampfte. Unter Hassan breitete sich still die Oase aus. Die einzigen Laute stammten von einem ruhelosen Tier im Steinpferch.
„Hassan?“
Widerstrebend drehte er sich um. Mit zerzaustem Haar, in den blauen Bademantel gehüllt, das Haar vom Sternenlicht geküsst, verkörperte Rose alles, was ein Mann sich wünschen konnte. „Entschuldige. Hoffentlich habe ich dich nicht gestört.“
„Für Entschuldigungen ist es zu spät, Hassan“, erwiderte sie leise lachend. „Du hast mich vom ersten Augenblick an um den Schlaf gebracht.“ Ihre Augen funkelten herausfordernd, und sie streichelte seine Wange.
Dem konnte ein Mann unmöglich widerstehen. In den unvergesslichen Stunden, die er, Hassan, mit Rose in der Einsamkeit der Wüste verbracht hatte, hatte er erfahren, dass er ein Herz besaß. Alle Vorsätze, sich von ihr fernzuhalten, waren in dem Moment dahingeschmolzen, als er der Versuchung erlegen und Rose in die Arme gesunken war.
Sie schien zu spüren, dass er versuchte, innerlich auf Abstand zu gehen, denn sie wich leicht zurück und blickte ihm ins Gesicht. „Ihr habt Faisal gefunden, stimmt’s?“
Sie kam direkt zur Sache. Eine Frau, der man nichts vormachen konnte. Er hatte es versucht, mit seinem Gerede von der Vernunftehe, doch sie hatte ihn sofort durchschaut.
„Ja. Er ist auf dem Nachhauseweg.“ Forschend betrachtete Hassan sie, um zu sehen, wie sie auf die Mitteilung, dass ihre Idylle zu Ende war, reagierte.
Rose strich ihm beruhigend über den Arm. „Sicher bist du sehr erleichtert.“
„Ja.“ Und auch wieder nicht. Ihn quälte der verrückte Wunsch, für immer mit ihr zusammenzubleiben. Aber selbst wenn Faisal nicht aufgetaucht wäre, hätte er, Hassan, sie zurückbringen müssen.
„Was ist mit dem Mädchen, das bei Faisal war?“, fragte sie.
„Dem Mädchen?“ Nach der jungen Frau hatte er sich nicht erkundigt, und Partridge hatte sie nicht erwähnt. „Sicher wird
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