Julia Gold Band 53
Partridge dafür sorgen, dass sie sicher nach Hause zurückkehrt.“ Er machte eine Pause und setzte dann hinzu: „Mit einer angemessenen Entschädigung für ihren unterbrochenen Urlaub.“
„Ja, sicher.“ Unwillkürlich fragte sie sich, welche Entschädigung Hassan bei ihr für angemessen halten würde. Blut, Gold oder Ehre. Blut … Undenkbar. Gold … Eine Beleidigung. Schweigend verließ Rose das Zelt und ging in die Dunkelheit hinaus.
Hassan folgte ihr und hielt sie zurück. „Wohin gehst du?“
„Dort hinauf.“ Rose deutete auf die Anhöhe oberhalb des Lagers. „Komm mit. Ich möchte mit dir von da in den Himmel blicken.“ Sie sah ihn an, nahm seine Hand von ihrer Schulter und hielt sie fest. „Hier in der Wüste erscheint er einem so nah, dass man das Gefühl hat, die Sterne berühren zu können.“
„Möchtest du die Sterne berühren?“
„Den Mond.“ Rose blickte zu der dünnen silbernen Sichel am endlosen Himmel. „Die Sterne …“
„Das ist alles? Warum nicht auch gleich einige Planeten?“
„Ja, warum nicht?“, erkundigte sie sich herausfordernd. „Wenn du mich hochhebst, weiß ich, dass ich alles kann.“
Sein Lächeln verschwand. „Bei dir könnte ich fast glauben, dass du es kannst, Rose.“
Bewahr dir den Glauben, Hassan, dachte sie. Hand in Hand wanderten sie zu der Anhöhe hinauf, wo der Himmel sich wie eine riesige diamantenübersäte Kuppel über ihnen wölbte.
Rose blieb stehen, als im Westen eine Sternschnuppe aufleuchtete und einen Funkenregen hinter sich zurückließ.
„Sieh mal, Hassan“, flüsterte sie. „Traumhaft. Hast du dir etwas gewünscht?“
Hassan drückte ihre Hand. „Unser Schicksal ist vorherbestimmt, Rose.“ Dann blickte er sie an. „Hast du dir etwas gewünscht?“
„Ich glaube, es war mein Schicksal, heute Nacht hier mit dir zu stehen, als die Sternschnuppe erschien. Es war mein Schicksal, mir etwas zu wünschen.“ Er fragte nicht, weil er wusste, dass sie es ihm sagen würde. „Nichts Dramatisches“, verriet sie. „Ich wünsche mir immer dasselbe. Dass die Menschen, die ich liebe, glücklich und wohlbehalten sind.“
Hassan schien zu seufzen. „Nichts für dich selbst?“
Hatte er gehofft, sie würde sich wünschen, immer hierbleiben zu können? „Das war für mich. Wenn sie glücklich und wohlbehalten sind, wünsche ich mir nichts weiter.“ Jetzt lächelte sie. „Wenn auch nicht das Schicksal, die kleinen Dinge kann ich selbst steuern. Ich bin doch im richtigen Moment hergekommen, oder nicht?“
„Du bist so …“, stieß er hervor.
„Wie bin ich?“, erkundigte sie sich scherzhaft. „Selbstbewusst? Eigenständig?“ Als Hassan nicht gleich antwortete, seufzte sie dramatisch. „Nein, das wohl nicht. Du hältst mich eher für halsstarrig, stimmt’s?“
Er legte ihr den Finger auf die Lippen. „Entschlossen“, erwiderte er leise. „Kompromisslos.“ Zärtlich strich er ihr eine vorwitzige Strähne hinters Ohr. „Voller Feuer und Lebenskraft.“
„Was auf dasselbe hinauslaufen dürfte“, bemerkte Rose.
„Nicht ganz.“ Es gab keinen Zweifel, was auf Rose Fenton zutraf. Sie verzauberte, verhexte einen, war so selten, so wunderschön … wie eine Rose in der Wüste. In diesem Moment wusste Hassan, was er ihr geben würde. Eine unausgesprochene Liebeserklärung. Etwas, das diesen Augenblick zurückbringen würde, wenn sie es ansah, es berührte.
„Hast du schon mal eine Wüstenrose gesehen?“, fragte er.
„Eine Wüstenrose? Du meinst, ein Sonnenröschen?“ Sie überlegte. „Meine Mutter hat eins in ihrem Garten …“
„Es ist keine Blume oder Pflanze. Ich spreche von einer kristallinen Formation.“ Selten, wunderschön. „Manchmal ist sie rosa, und die Kristalle sehen aus wie Blütenblätter. Man findet sie in der Wüste, wenn man weiß, wo man suchen muss.“
„Und?“
Die Fantasie ging mit ihm durch, er war nahe daran, dieser Frau sein Herz zu schenken. „Sonst nichts, außer dass du Rose heißt. Ich musste daran denken, dass ich dich in der Wüste gefunden habe.“
„Wie eine Wüstenrose.“ Sie hätte lächeln sollen, stattdessen seufzte sie leise. „Wir müssen morgen in die Stadt zurückkehren, stimmt’s? Zurück in die wirkliche Welt.“
Sie redete nicht darum herum, seine Wüstenrose. „Ich wünschte, es wäre anders, aber uns bleibt keine andere Wahl. Wir wussten beide, dass dies nicht von Dauer sein konnte.“
Das hatte Hassan entschieden, doch sie traf ihre Entscheidungen lieber
Weitere Kostenlose Bücher