Julia Gold Band 53
sie hätte den Kaftan absichtlich offen gelassen.
Und vielleicht war es auch so. Hassan hatte so tapfer Abstand gehalten. Doch dann hatte sie ihren Kaftan aufgeknöpft, ihn gequält, und selbst als er sie aufhalten wollte, hatte sie sich halb nackt zu ihm gesetzt.
Die Wangen brannten ihr vor Scham, und sie lief zum Bach. Dort watete sie ins Wasser, bis es ihr bis zur Taille reichte. Erst jetzt ließ sie den Kaftan los, tauchte die Hände in das kalte Wasser, um sich Gesicht, Hals, Brüste und Schultern zu bespritzen, bis sie völlig durchnässt war.
Es nützte nichts. Und als sie sich umdrehte, wusste sie, warum. Hassan war ihr gefolgt.
Ihre Augen waren unnatürlich groß, nasse Haarsträhnen fielen ihr ins Gesicht, und Hassan verschlug es den Atem. Die dünne Seide klebte an ihrem Körper und betonte ihre weiblichen Formen.
Sie war so groß und geschmeidig, so atemberaubend schön. Die Frau, die ihm gewachsen war. Die ideale Partnerin. Ihre Söhne würden so stark und mutig sein wie sie. Und die Töchter, die er ersehnte, würden ihre Schönheit besitzen.
Doch um Rose zu gewinnen, sie zu halten, würde er seine Heimat verlassen, in ihrer Welt leben und zusehen müssen, wie sie an irgendeinem Krisenherd, fern von ihm und ohne seinen Schutz, die neusten Reportagen brachte.
Das konnte, durfte er nicht tun.
Er gehörte hierher. Hier wurde er gebraucht. Dennoch riss er Rose aufstöhnend an sich und hielt sie umfangen.
Einen Moment lang wehrte sie sich und sah ihn an. „Nein, Hassan.“ Ihre Stimme war heiser vor Verlangen, und auch er verspürte eine brennende Leidenschaft, doch Rose schien genau wie er erkannt zu haben, dass sie ihren Gefühlen nicht nachgeben durften.
Leise, beruhigend redete er auf sie ein: „Gut, Rose. Schon gut, ich habe verstanden. Kommen Sie. Das Wasser ist zu kalt. Sie werden sich erkälten.“
Vielleicht war das Wasser gar nicht kalt. Es war die Eiseskälte, die sich um sein Herz gelegt hatte. Sanft hob er Rose hoch und trug sie aus dem Wasser über den felsigen Weg zu seinem Zelt. Niemand war zu sehen. Seine Männer hatten sich zurückgezogen und waren außer Hörweite.
Nichts hätte deutlicher zeigen können, dass sie seine Wahl billigten. Die älteren Männer waren wie Väter für ihn gewesen, hatten ihn die Dinge gelehrt, die sie ihren Söhnen beigebracht hatten. Ihre Söhne waren seine Jugendfreunde gewesen.
Offenbar hatten sie in Rose die gleichen Eigenschaften erkannt, die er bewunderte: Mut, Zielstrebigkeit, einen unbezwingbaren Willen. Sie hatten ihren Respekt gezeigt, indem sie sie Sitti nannten und sich ihr gebeugt hatten.
Für die Männer war es so einfach. Er begehrte Rose, würde sie zu seinem Eigen machen, und sie würde sein Haus nicht mehr verlassen. Sein Großvater hätte damit kein Problem gehabt. Wenn du sie haben willst, nimm sie dir, hätte er gesagt. Nimm sie, und behalte sie. Schenk ihr Kinder, dann wird sie zufrieden sein.
Doch Rose konnte und wollte er, Hassan, das nicht antun. Und genau das konnte seinem Ansehen schaden.
Als Hassan mit Rose das Zelt betrat, zitterte sie trotz der Hitze. Behutsam setzte er sie ab und brachte ihr ein Handtuch. Sie nahm es, hielt es jedoch teilnahmslos in der Hand. „Bitte, Rose, Sie müssen das Kleid ausziehen“, drängte er und wandte sich ab, um in der Kommode nach dem warmen Morgenmantel zu suchen, den seine Mutter seinem Vater zur Hochzeit geschenkt hatte. Als er sich damit zu Rose umdrehte, versuchte sie vergeblich, die restlichen Knöpfe zu öffnen.
„Tut mir l…leid“, flüsterte sie hilflos. „Meine Hände zittern einfach zu sehr.“
„Schon gut. Ganz ruhig. Ich mache das.“
„Aber …“
„Ich mache das.“
Doch die nassen Schlaufen hatten sich über den Knöpfen zusammengezogen, und es dauerte zu lange. Schließlich riss Hassan den Kaftan einfach auf, sodass dieser nass zu Boden glitt.
Er hatte die Frau eines seiner Männer in die neue Einkaufspassage geschickt, damit sie dort Kleider und Unterwäsche für Rose kaufte. Jetzt musste er zugeben, dass sie sein Geld sehr gut angelegt hatte.
Während er den hauchzarten Spitzen-BH öffnete und Rose den knappen Slip über die Hüften streifte, war er froh, dass er selbst auch ins kalte Wasser gestiegen war, sodass der kühle, nasse Stoff sein Verlangen zügelte.
„Kommen Sie“, sagte Hassan und half Rose in seinen flauschigen blauen Bademantel. Gleich würde ihr warm sein. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen. Stattdessen nahm er das
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