JULIA HOCHZEITSBAND Band 19

nicht erreicht habe, bin ich selbst nach Anahola gefahren. Die Mutter der Frau, die den Service be treibt, hat gesagt, dass sie holoholo gegangen ist. Ich hoffe, dass sie sich bis Samstag wieder besser fühlt.“
    „Holoholo heißt nur, dass sie sich ein paar Tage Erholung gönnt“, erklärte Oleo, „irgendwo draußen in der Natur.“
    „Sie sprechen Hawaiianisch?“
    „Wenn man länger auf der Insel lebt, schnappt man ein paar Brocken Hawaiianisch auf, und irgendwann beherrscht man auch das Englisch, das hier gesprochen wird.“
    „Leinani ist auf die Nachbarinsel Big Island gefahren. Muss ich mir Sorgen machen?“
    Oleo schloss die Augen und atmete tief durch. Carrie wartete. Als Oleo die Augen wieder öffnete, verkündete sie: „Alles wird gut.“
    „Und was ist mit der Heiratsurkunde?“
    „Ist schon in meinen Händen.“
    „Wir werden also ganz offiziell verheiratet sein?“
    Oleo lachte. „Ganz offiziell. In allen fünfzig Staaten der USA. Übrigens, wie spät ist es eigentlich?“
    Carrie bemerkte, dass die junge Frau keine Uhr trug. Wie war es möglich, dass man in ihrem Beruf keine Uhr am Handgelenk hatte?
    „Halb zwölf“, antwortete Carrie.
    Oleo raffte ihre Papiere zusammen. „Ich muss mich beeilen. Bis heute Nachmittag habe ich noch viel zu erledigen. Wir sehen uns am Strand.“
    Kurt war aufgewacht und schaute sich die Nachrichten an, als Carrie ins Zimmer zurückkam. Kaum war sie aufgetaucht, schaltete er den Apparat ab. Hoffentlich hat sie nichts mitbekommen, flehte er insgeheim.
    „Hey, Babe.“ Lächelnd warf er die Fernbedienung auf den Tisch und stand von seinem Stuhl auf. Als er bei ihr angekommen war, war ihm klar geworden, dass irgendetwas nicht stimmte, und er fragte sich, ob sie vielleicht doch ferngesehen hatte, während er schlief.
    „Wo hast du gesteckt?“, fragte Kurt und versuchte, so beiläufig wie möglich zu klingen.
    „Die Assistentin der Hochzeitsplanerin hat vorbeigeschaut. Wir haben uns draußen am Pool unterhalten.“
    „Und? Fühlst du dich jetzt besser?“ Erschrocken bemerkte er, dass ihr die Farbe aus den Wangen gewichen war. Sie nagte an ihrer Unterlippe, bevor sie ihn wieder anschaute.
    „Sie heißt Oleo.“
    „Oleo? Was ist mit Rainbow?“ Kurt war stolz, dass er sich überhaupt an den Namen erinnerte. Denn schließlich hatte er die gesamten Vorbereitungen Carrie überlassen. Trotzdem fragte er sich jetzt, ob er sich nicht besser doch darum hätte kümmern sollen. Es war offensichtlich, dass der Stress ihr schwer zu schaffen machte.
    „Rainbow ist nach Bangkok geflogen und lässt sich das Fett absaugen. Der Florist ist neulich auch dort gewesen. Er hat … wie soll ich sagen … also, er ist nicht mehr ganz er selbst.“
    „Ich kann mir vorstellen, dass sie es schon öfter gemacht haben.“
    „Dass sie schon öfter für kosmetische Operationen nach Bangkok geflogen sind?“
    „Dass sie schon öfter Hochzeiten organisiert haben.“
    Carrie schmiegte sich in seine Arme. „Kurt, halt mich bitte ganz fest. Ich glaube, ich werde noch verrückt.“
    „Hey. Schau mich an.“
    Kurt legte den Zeigefinger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf. Ihre Lippen schimmerten rosa wie pastellfarbene Blüten, ihre Augen in üppigem Violett, umrahmt von sandfarbenen Wimpern. Er merkte ihr an, dass sie sich große Sorgen machte. Denn sogar in seiner Umarmung spürte er, wie ihre Nerven zitterten.
    Dabei sah es Carrie gar nicht ähnlich, den Mut zu verlieren. Es beunruhigte ihn, dass sie sich ängstlich an ihn klammerte. Gar nicht auszudenken, wie sie reagieren würde, wenn sie erfuhr, was sich auf dem Festland abspielte.
    „Ich liebe dich“, flüsterte Kurt. Plötzlich keimte die Hoffnung in ihm auf, dass seine Liebe reichen würde, sie zu beruhigen.
    „Ich liebe dich auch. Von ganzem Herzen. Das weißt du doch, oder?“ Carrie strich ihm das Haar aus der Stirn zurück. Mit der Fingerspitze zeichnete sie sanft seine Brauen nach.
    „Ja, das weiß ich“, erwiderte er leise.
    „Deinen Eltern hat es doch auch gereicht, dass sie sich geliebt haben, oder? Sie haben doch auch auf das ganze Theater verzichtet …“
    „Aber sechs Gäste und eine Hochzeit am Strand sind doch kein Aufwand, oder? Außerdem ist es mir völlig egal, wer pünktlich auf Hawaii landet und wer nicht. Ich will, dass du meine Frau wirst. Für immer, Carrie“, wisperte Kurt.
    „Ich will dich auch für immer“, erwiderte sie mit sanfter Stimme, „weil ich dich liebe. Ich habe dich immer geliebt.