JULIA HOCHZEITSBAND Band 19
den Knöpfen an seinem Mantel. Natürlich hatte er in Venedig romantische Zeiten erlebt. Und auch in vielen anderen Städten rund um den Globus. Handfeste Romantik. In Sekundenbruchteilen ließ Max all seine Affären an sich vorüberziehen. Aber keine einzige Frau war ihm nennenswert im Gedächtnis geblieben.
Romantik mit der richtigen Begleitung? Fehlanzeige.
Max verzog das Gesicht und schob die Hände in die Manteltaschen. Was ist los mit dir?,schalt er sich, du hast doch genau das, was du immer gewollt hast. So war es geplant. Niemals hatte er es auf dauerhafte Beziehungen angelegt. Auf schmerzhafte Erinnerungen und endlose Sehnsucht.
Es passte weder zu seinem Lebensstil noch zu seiner Persönlichkeit. Anders als sein Vater war Max vorsichtig, wenn es um die Gefühle anderer Menschen ging. Niemals gab er ein Versprechen, das er nicht halten konnte.
„Eine Hochzeit in Venedig wäre einfach ideal“, meinte Dayle. „Wir würden eine kleine und intime Feier ausrichten. Das gilt schon für die Vorbereitungen. Meine Mutter hätte keine Chance, Cousins und Cousinen zweiten Grades einzuladen, die ich seit der Pubertät nicht mehr gesehen habe.“
„Ich weiß nicht, ob das unbedingt eine gute Idee ist“, widersprach Max und fühlte sich immer noch unbehaglich.
„Komm schon, Max. Venedig ist Romantik pur. Die Stadt ist angesagt. Man muss einfach dort gewesen sein. Du warst doch selbst der Meinung, dass ich es verdient habe.“
Max lächelte schwach. Schön, dass sie jetzt den Spieß umdreht, dachte er unwillkürlich, und mich mit meinen eigenen Worten aus dem Rennen wirft. Wie sollte er jetzt noch widersprechen? Trotzdem gab er sein Bestes.
„Ich werde nur ein paar Tage dort sein“, gab er zu bedenken, „und wenn es dir wirklich ernst ist, dass du mich bei meinen Einkaufsgesprächen begleiten willst, dann werden wir sehr viele geschäftliche Termine zu erledigen haben. Du wirst kaum Zeit haben, um dich umzuschauen und deine Hochzeit vorzubereiten.“
„Du hast vollkommen recht“, stimmte Dayle zu. Verdammt noch mal, sie lächelte. „Genau deshalb habe ich die Buchung für unsere Hotelzimmer um zehn Tage verlängert.“
„Unsere Hotelzimmer?“
„Du bleibst doch mit mir in Venedig, nicht wahr? Bitte, Max“, flehte Dayle, „du kennst dich doch so gut aus in der Stadt.“
„Wie meine Westentasche“, murmelte Max und ließ den Blick auf den Ring an ihrer linken Hand schweifen. Das Licht fing sich im Diamanten. Die Funken schienen direkt in sein Herz zu sprühen. Wieder zuckte der vertraute Schmerz. Verdammtes Herz, fluchte er unhörbar und wühlte in seiner Tasche nach den Tabletten, die er neuerdings immer bei sich trug.
„Ich brauche dringend Urlaub“, erklärte Dayle. „Du redest doch schon seit langem auf mich ein, dass ich mir mehr Zeit für mich gönnen soll. Und irgendwo hinfahren, wo es aufregend ist. Meinst du das auch so, oder ist das alles nur leeres Gerede?“
„Man hat mir noch nie vorgeworfen, dass ich leeres Gerede von mir gebe“, erwiderte Max.
„So?“
Max hatte noch nie vor einer Herausforderung zurückgeschreckt. Aber jetzt zerkaute er die Tablette und ließ sich Zeit mit der Antwort, um dann noch weitere Fragen zu stellen. „Was ist mit Ryan? Was sagt er dazu?“
„Er ist einverstanden.“ Dayle lachte. „Er hat endlich zugegeben, dass seine Mutter ihn auch langsam in den Wahnsinn treibt.“
„Das heißt, er reist mit uns nach Venedig?“
„Ich würde es mir wünschen“,seufzte Dayle.„Aber leider muss er einen Vorbereitungskurs für seinen neuen Job absolvieren. Mach dir keine Sorgen. Er verlässt sich voll und ganz auf mein Urteil.“
„Ausgezeichnet.“
„Und er vertraut dir.
„Er vertraut mir?“, fragte Max überrascht. Wäre er an Ryans Stelle gewesen, hätte er nicht gewusst, woher er das Vertrauen nehmen sollte.
Aber Dayle nickte. „Ihm ist bewusst, dass dein Geschmack unfehlbar ist.“
Max zwang sich zu einem Lächeln. „Ja.“
„Und dass du ein unschlagbares Gespür für Qualität hast.“
Max ließ den Blick über Dayles Gesicht schweifen und verweilte einen Moment länger als nötig auf ihren Lippen. „Qualität“, murmelte er kaum hörbar.
Beth hockte mit gekreuzten Beinen auf Dayles Bett und trank einen Energydrink, den sie auf dem Weg zur Wohnung ihrer Freundin gekauft hatte. Sie war einen halben Kopf kleiner als Dayle und schlank wie eine Sportlerin. Ihre Freunde hatten den Eindruck, dass sie ständig für einen Marathon oder
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