JULIA HOCHZEITSBAND Band 19
klug. Das macht dich unwiderstehlich.“
„Stimmt.“ Dayle drängte. „Du weißt ja, dass mein Vater verstorben ist. Mom möchte, dass ich meinen Onkel Lyle bitte, mich bei der Trauung zum Altar zu führen. Um ehrlich zu sein, ich habe ihn vor vielen Jahren das letzte Mal gesehen. Außerdem waren wir nie besonders vertraut miteinander. Und deshalb habe ich mich gefragt … habe sogar gehofft … dass ich dich überzeugen kann, mich zum Altar zu führen.“
Dayle lächelte. Max verzog das Gesicht. Als sie zu Ende gesprochen hatte, hatte er zuerst gewirkt, als hätte ihre Bitte ihn tief berührt. Kurz darauf schien er überrascht, aber nicht unbedingt erfreut. Er war sogar aschfahl geworden.
„Du fragst mich, ob ich bereit bin, dich einem anderen in die Hand zu geben?“
„Ja.“
Max’ Stimme klang heiser, obwohl er nicht die Absicht hatte, sexy zu sein. „Aber was, wenn ich dich lieber für mich behalten will?“
Dayle blinzelte. Wahrscheinlich hatte sie ihn falsch verstanden. Sie lehnte sich dichter zu ihm. „Max?“
Max atmete tief durch. Er brauchte einen Moment, um sich wieder zu sammeln. Es lag auch daran, dass sie ihn die ganze Zeit aus ihren großen Augen anschaute und sogar ein bisschen besorgt war. Schließlich zwang er sich zu einem Lächeln. „Natürlich werde ich dich zum Altar führen. Sehr gern sogar. Es ist mir eine Ehre.“
Dayles Miene hellte sich auf. „Wunderbar. Vielen Dank.“
„Keine Ursache.“ Er zupfte an seinen Manschetten herum. Irgendwie musste er seine Finger beschäftigen. „Das verschafft mir die Gelegenheit, mir einen neuen Smoking zu kaufen, wenn ich in Italien bin. Niemand schneidert so gute Smokings wie die Italiener.“
Dayle langte über den Tisch und legte ihre Hand auf seine. „Das bedeutet mir sehr viel.“
Max erwiderte ihr Lächeln, fühlte sich aber trotzdem hilflos. Dayle sah so erleichtert aus, so unglaublich dankbar. Er spürte den vertrauten Schmerz direkt unter dem Herzen. In den letzten Tagen schien der Schmerz allgegenwärtig. Ich sollte wirklich mal einen Arzt aufsuchen, dachte er. Vielleicht habe ich ein Magengeschwür. Oder etwas mit dem Herzen.
Wohl eher das Letztere, denn als er antwortete. „Du bedeutest mir sehr viel“, wurde der Schmerz noch schlimmer.
4. KAPITEL
„Ich komme mit dir“, verkündete Dayle.
Überrascht zog Max die Brauen hoch. Es war Freitag am späten Nachmittag. Er schlüpfte gerade in seinen Mantel und wollte sich ins Wochenende verabschieden. Am Montag würde er nach Italien abreisen. „Wohin? Zu mir nach Hause?“, fragte er lächelnd. „Willst du etwa eine private Abschiedsparty mit mir feiern?“
Dayle seufzte ungeduldig. „Ich spreche von Venedig.“
Offenbar starrte Max sie immer noch unverwandt an, denn Dayle schnipste mit den Fingern vor seinen Augen. „Ja, nach Venedig“, fügte sie hinzu, „die Stadt in Italien mit den tausend Kanälen.“
„Und du willst wirklich mit mir reisen“, wiederholte Max, weil er ein paar Minuten Zeit schinden wollte. Sein Herz pochte so aufgeregt, als hätte er gerade eine Extrarunde im Fitnessstudio eingelegt … oder eine Nacht lang fantastischen Sex gehabt.
„Ja, ich will“, erklärte Dayle und nickte.
Ich will. Zwei kurze, erregende Worte. Worte, mit denen sie bald die Frau eines anderen Mannes sein würde. Dayle und Max standen in der hübsch eingerichteten Lobby des Globetrotter. Max klimperte mit den Schlüsseln und dachte darüber nach, wie er sich am besten aus der Affäre ziehen konnte.
„Aber du lässt dich doch sonst nicht auf Shoppingtouren ein“, begann er.
Dayle zuckte die Schultern. „Sag niemals nie. Das ist doch sogar dein Lebensmotto, oder?“
Dayle hatte ins Schwarze getroffen. So schien es jedenfalls. Max ließ den Blick kurz über ihren Mund schweifen. Ihre Lippen waren wie immer pfirsichfarben geschminkt und hatten sich zu einem Lächeln verzogen. Das Wörtchen „niemals“ galt ganz besonders in einer Hinsicht. Oder musste es nicht besser „niemals wieder“ heißen?
„Übrigens“, fuhr Dayle fort, „hast du nicht erwähnt, dass ich mehr Erfahrung im Einkauf brauche, wenn ich für unser Büro an der Westküste auf Reisen gehe?“
Ja, das hatte Max erwähnt. Aber er hatte nicht damit gerechnet, dass sie seine Bemerkung benutzen würde, um eine Einladung daraus zu basteln. Um die Wahrheit zu sagen, er hatte sich auf die Reise nach Italien gefreut, weil dann der weite Ozean zwischen ihm und Dayle liegen würde.
Je näher der
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