JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
kannte.
Jetzt schämte sie sich dafür, weil ein Fremder ihr wichtiger gewesen war als ihre beste Freundin. Etwas Schlimmeres hätte sie wohl kaum machen können. Irrtum. Eines wäre auf jeden Fall noch schlimmer gewesen: wenn sie den Bräutigam geküsst hätte.
„Ich muss jetzt wirklich nach meinen Freunden sehen“, beteuerte sie, wobei ihre Stimme fast versagte.
„Und ich muss mich um die Jungs kümmern“, erwiderte er, während er ihr von der Tanzfläche folgte.
Brenna ging etwas schneller, um zu Josh auf Abstand zu gehen. Sie brauchte diese Distanz, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Wie sollte sie nur die nächsten zwei Wochen durchstehen, die er mit den Jungs bei ihr zu Hause verbringen würde?
Josh nahm die Fliege ab und zog das Jackett aus, dann hängte er beides über den Stuhl im Salon. Er hätte nicht einwilligen sollen, hier zu übernachten, wenn so viele Gründe dagegen sprachen.
Unwillkürlich verkrampfte er sich, als der Holzfußboden im Stockwerk über ihm knarrte. Brennas Zimmer befand sich genau über dem Salon. Also war sie auch noch wach. Ihre Eltern waren vor einer Weile nach Hause gekommen und kurz darauf zu Bett gegangen. Die Jungs waren quasi im Stehen eingeschlafen, für sie war der Tag anstrengend genug gewesen. Dass nur er und Brenna jetzt noch wach waren, hatte etwas seltsam Intimes an sich.
Nein, zwischen ihnen konnte sich niemals etwas Intimes abspielen, sosehr ihre Schönheit und ihr Wesen ihn auch in Versuchung führten. Er war noch immer verlobt, und selbst wenn es nicht so gewesen wäre, wollte er sich nie wieder Hals über Kopf in eine Beziehung stürzen.
Ein Piepsen ließ ihn aufhorchen, und nach kurzem Überlegen fiel ihm ein, es war sein Mobiltelefon, das vor einem leeren Akku warnte. Er zog es aus der Jackentasche, klappte es auf und entdeckte den Hinweis, dass jemand eine Nachricht auf seine Mailbox gesprochen hatte.
Er rief sie ab und hörte eine sanfte Frauenstimme. „Josh, es tut mir leid. Ich hoffe, du hasst mich nicht dafür …“
Wie sollte er sie hassen, wenn sie mit ihrem Rückzieher sie beide vor einem folgenschweren Fehler bewahrt hatte? „… du hast gesagt, du würdest es verstehen“, redete Molly weiter. „Ich hoffe, du verstehst es wirklich.“
Das war die ganze Nachricht. War es aus? War die Verlobung damit gelöst, oder wollte sie zu ihm zurückkehren und erwartete, dass er bis dahin auf sie wartete?
Er hatte ihr nie gesagt, dass er sie liebte, und sie hatte diese Worte auch nie gesprochen. Sie bedeuteten einander sehr viel, doch sie musste noch gerade rechtzeitig erkannt haben, dass das als Grundlage für eine Ehe nicht genügte. Wäre ihm das doch bloß vor seinem Heiratsantrag bewusst geworden.
Während er sein Hemd aufknöpfte, versuchte er wieder zur Ruhe zu kommen, doch der Salon mit seinen schweren Samtvorhängen und den Möbeln, die jedes freie Eckchen belegten, wirkte so erdrückend auf Josh, dass er sich auf die Veranda flüchtete.
Dort, wo die Veranda um die Küche und das Esszimmer herum verlief, bemerkte er eine schemenhafte Gestalt. Vielleicht waren er und Brenna nicht als Einzige immer noch wach.
„Pop?“, fragte er leise und ging um Schaukelstühle und Liegestühle herum, um zu dem Tisch mit Sitzbank zu gelangen.
In diesem Moment riss die Wolkendecke auf, der Vollmond kam zum Vorschein und tauchte die Szene in so helles Licht, dass es ihm fast wie früh am Morgen vorkam. Sein Atem stockte, als er erkannte, wer da am Tisch saß: Brenna. Das Mondlicht ließ ihre roten Haare wie Feuer leuchten. Sie trug jetzt ein Baumwollshirt mit Spaghettiträgern und eine Schlafanzughose.
„Willst du auch was?“, fragte sie ihn mit belegter Stimme.
„Was?“
Sie hielt ihm die Gabel hin. „Kuchen.“
„Nein, danke.“ Er schüttelte den Kopf und behauptete: „Ich bin immer noch satt vom Abendessen.“ In Wahrheit hatte er nur ein paar Happen gegessen. Er musste schlucken und fühlte sich so nervös wie bei seinem ersten Date.
„Für Kuchen ist immer noch Platz“, beteuerte sie.
„Könnte ein Spruch von Buzz und T. J. sein“, merkte er an und haderte mit sich, ob er sich zu ihr an den Tisch setzen sollte oder nicht.
„Die beiden sind zwei richtige Engel“, sagte sie und lächelte liebevoll.
„Nur wenn sie schlafen.“
„Warum schläfst du eigentlich nicht?“ Bevor er etwas sagen konnte, antwortete sie auf ihre eigene Frage: „Die Schlafcouch ist wohl nicht allzu bequem.“
„Für mich genügt das.“
„Du
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