JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
verabredete sich ausschließlich mit vernünftigen, unabhängigen Frauen, bei denen keine romantischen Verwicklungen zu erwarten waren.
„Und Abby ist kaum jünger als ich. Nur vier Jahre.“
Rory blies sich die Haare aus den Augen und sah Clayton an, als habe er ihn noch nie gesehen. „Du bist schon alt, seitdem ich dich kenne.“
Ja, vielleicht hatte Rory recht. Clayton seufzte resigniert.
„Ist schon okay. Ich kenne ja den Grund“, sagte Rory. Und dann fügte er in ernsthaftem Ton hinzu: „Danke.“
Entgeistert starrte Clayton ihn an. Nie zuvor hatte er erlebt, dass Rory so erwachsen mit ihm sprach. „Wofür?“
„Dafür, dass du versucht hast, Dad zu ersetzen. Du hast dich um uns alle gekümmert, doch ich war immer nur undankbar.“
Was zum Teufel hatte Abby ihm gesagt?
„Du bist ganz schön oft ziemlich unerträglich, aber ich verstehe jetzt, warum du dich so benimmst.“ Gedankenverloren sah Rory ihn an. „Und ich war in letzter Zeit auch nicht leicht zu ertragen. Es tut mir leid.“
Clayton konnte kaum glauben, was er da hörte. Sein Bruder meinte es ganz offensichtlich ernst. „Du bist ein guter Junge.“
Mit Tränen in den Augen grinste Rory ihn an. „Nein, das bin ich nicht. Aber ich will versuchen, einer zu werden. Menschen können sich verändern.“
So wie Abby Hamilton es getan hatte. „Ja, sicher. Menschen ändern sich.“
„Abby ist nicht viel älter als ich“, fuhr Rory fort. „Sie war schon immer unkonventionell. Meinst du, es stört sie, dass ich noch minderjährig bin?“
Amüsiert lachte Clayton auf. „Ja, ich fürchte, es stört sie.“
Enttäuscht sah Rory ihn an. „Vielleicht wartet sie ja auf mich?“
„Wir sind fertig“, rief Lara, die gerade wieder in die Küche kam. „Können wir jetzt gehen?“
„Hast du nachgesehen, ob Abby fertig ist?“, erkundigte sich Mrs. McClintock.
Clayton schüttelte den Kopf. „Nein, noch nicht. Geht doch einfach schon los. Ich werde Abby sagen, wo ihr seid.“
Rory kniff die Augen zusammen und lehnte sich zu Clayton herüber. „Du willst also mit ihr allein sein?“, flüsterte er drohend. „Komm nicht auf die Idee, mit meinem Mädchen zu flirten.“
Offensichtlich hatte auch Rory noch nichts von dem Kuss auf der Tanzfläche gehört.
„Wir sollten besser auf sie warten“, wandte ihre Mutter ein. „Ich möchte Lara nicht ohne Abbys Erlaubnis mitnehmen.“ Sie kannte Abbys Vorbehalte gegen die Menschen in Cloverville.
„Ich bin mir sicher, dass sie nichts dagegen hat“, beruhigte Clayton sie. Sein Bruder hatte ganz richtig vermutet: Er wollte mit Abby allein sein – auch wenn es sich beim letzten Mal als äußerst gefährlich erwiesen hatte.
Abby legte auf und presste dann ihre Hand an ihr gerötetes Ohr. Sie brauchte unbedingt ein richtiges Büro und eine Assistentin. Es kostete sie viel zu viel Zeit, persönlich mit ihren Geschäftsführern in Detroit und Chicago zu sprechen. Zeit, die eigentlich Lara gehören sollte. Und ein Kindermädchen brauchte sie ebenfalls. Würde es ihr gelingen, eine so liebevolle Frau wie Mrs.
Ramsey zu finden? Sie hoffte es sehr.
Entschlossen stand sie auf und trat in den Flur. Dabei wäre sie fast mit dem Mann zusammengestoßen, der vor der Tür gewartet hatte. Um zu verhindern, dass sie mit Schwung in ihn hineinlief, griff er nach ihren Schultern.
„Wirst du mich jetzt wieder treten?“ Seine tiefe Stimme klang heiser.
„Keine schlechte Idee“, entgegnete sie und trat einen Schritt zurück, um seine Hände abzuschütteln. Sie wollte nicht, dass er sie berührte. Und sie fürchtete ihre eigene Reaktion bei der Berührung seines Körpers.
„Ich hätte es verdient“, sagte er. „Es tut mir leid.“
Was tat ihm leid? Ihre Küsse?
„Ist schon okay. Es ist nicht wichtig.“ Wen wollte sie überzeugen? Sich selbst, oder Clayton?
„Doch, es ist wichtig. Ich weiß jetzt, dass es ein Fehler war, voreilige Schlüsse zu ziehen. Vor acht Jahren und auch jetzt.“
„Vor allem jetzt.“ Sie holte tief Luft. „Ich weiß nicht, wie ich dich davon überzeugen soll, dass ich nicht mehr das schreckliche Kind von früher bin.“Vielleicht sollte sie als Erstes damit aufhören, ihn zu küssen. Doch ihre Lippen sehnten sich nach ihm. Sie schüttelte den Kopf. „Es ist egal.“
„Hast du mit dem Flughafen telefoniert?“
„Tut mir leid, dass ich dich enttäuschen muss. Nein, ich reise noch nicht ab.“
Erleichtert sah Clayton sie an. Wie gern wäre er die wenigen Schritte zu ihr
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