JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
schüttelte den Kopf. „Du warst acht Jahre lang fort, weil du diese Stadt hasst. Warum willst du unbedingt eine Niederlassung in Cloverville eröffnen?“
„Du möchtest nicht, dass es einen Grund für mich gibt, gelegentlich in der Stadt zu sein.“ Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag.
„Es ist mir völlig egal, ob du zu Besuch kommst“, entgegnete er. „ Du bist mir völlig egal.“
„Lügner!“, sagte sie ruhig und erkannte, dass er sie zum ersten Mal belogen hatte. Doch vermutlich war er nicht einmal zu sich selbst ehrlich. „Wenn es dir gleichgültig wäre, dann würdest du an mich vermieten.“
„Du brauchst meine Büroräume nicht. Es gibt genügend andere Gewerbeobjekte.“
„Dann ist es dir also egal, ob ich in Cloverville ein Büro habe. Du möchtest mich nur nicht in deinem Haus haben. Du hast Angst vor meiner Nähe.“
„Ich habe Angst davor, so zu enden wie er“, erklärte Clayton und wies auf die ramponierte Statue des Colonels. „Von dir zerstört auf deinem fluchtartigen Weg aus der Stadt hinaus.“
„Clayton …“
„Komm schon, Abby“, unterbrach er sie, „das ADHS erklärt zwar eine Menge, aber im Grunde bist du dadurch ein noch größeres Risiko für mich. Du wirst dich nach kurzer Zeit langweilen und wieder einmal deine Meinung ändern. Vielleicht brichst du sogar den Mietvertrag.“
Viel größere Angst hatte er jedoch davor, dass sie etwas ganz anderes brechen könnte. Sein Herz zum Beispiel. Sie war die erste Frau, der es gelungen war, seinen Lebensplan in Frage zu stellen. Er befürchtete, sich zu verlieben und die Kontrolle über sein Leben zu verlieren. Abby und Lara. Sie trafen einen Nerv in seinem Inneren, den er schon lange abgestorben geglaubt hatte. Er konnte es nicht riskieren, ihnen sein Herz zu öffnen. Auf keinen Fall wollte er das Risiko eingehen, so zu leiden wie seine Mutter es beim Tod seines Vaters getan hatte.
„Ich würde niemals einen Mietvertrag platzen lassen“, erklärte Abby gereizt. „Ich bin schon eine ganze Weile in diesem Geschäft und es gefällt mir immer noch sehr.“
Skeptisch hob er eine Augenbraue. „Wenn du hier eine Niederlassung eröffnest, musst du monatelang in Cloverville bleiben. Die Formalitäten erledigen, einen Kundenstamm aufbauen, Leute einstellen und so weiter.“
Abby spürte, wie ihr Tränen in die Augen schossen. Der Grund, weshalb Clayton nicht an sie vermieten wollte, war, dass er sie einfach nicht in seiner Nähe haben wollte. „Wir wissen doch beide, dass du mich nicht hier in Cloverville haben willst“, stellte sie fest. „Deshalb weigerst du dich, mir die Räume zu vermieten.“
„Ich will einfach keinen Stress“, erklärte er. „Du würdest den Vertrag brechen. Nach all den Jahren in der Großstadt ist Cloverville viel zu langweilig für dich. Du würdest in kurzer Zeit das Interesse verlieren.“
Sprachen sie wirklich über die Stadt? Oder meinte er ihr Interesse an ihm. Hatte er Angst, sie nicht halten zu können? „Clayton …“
„Und wenn du diesmal gehst, wirst du jemandem das Herz brechen.“
Fassungslos blickte Abby in sein Gesicht. Doch Clayton hatte sich abgewandt. Er blickte zur Schaukel.
Zu Lara, der es das Herz zerreißen würde, Cloverville zu verlassen, wenn sie noch länger bei den McClintocks bliebe.
„Du hast recht“, stimmte Abby ihm zu.
Sie wusste, was sie zu tun hatte.
11. KAPITEL
„Was machst du da?“
Ohne zu antworten, blickte Abby ihre Freundin an. Colleen stand mit besorgtem Blick im Türrahmen. Abby wandte sich wieder ihrem Koffer zu. Ihre Hände zitterten, als sie ein paar T-Shirts zusammenfaltete. „Ich schätze, es ist offensichtlich.“
„Aber warum reist du denn gerade jetzt ab?“ Colleen sah sie verständnislos an. „Du hast doch darüber nachgedacht, wieder nach Cloverville zu ziehen.“
„Um ein Büro zu eröffnen – ja. Aber hier leben?“ Es gelang ihr nicht, die Freundin zu belügen. „Ich habe es in Betracht gezogen.“
„Ich möchte so gern, dass du hier eine Niederlassung aufmachst. Ich könnte dir helfen, sie zu leiten.“
„Klar. Clayton wäre sicher begeistert, wenn ich ihm seine Büroleiterin abwerbe“, entgegnete Abby sarkastisch.
„Wenn er dir die Räume in unserem Gebäude vermietet, könnte ich für euch beide arbeiten. Mom hat auch schon gesagt, sie würde dir gern helfen.“
Abby konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als Mrs. Mick als Laras Kinderfrau einzustellen. Claytons Mutter machte nicht den geringsten
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