JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
in den Nacken legen, um ihm ins Gesicht zu sehen. Sonnenschein strömte zur Kirchentür herein und ließ sein goldblondes Haar glänzen.
Wie geblendet schloss sie für einen Moment die Augen. Ihr war ein wenig schwindelig, und doch sah sie hinter den geschlossenen Lidern keine schwarzen Punkte, sondern seine hellgrünen Augen.
„Ich habe die Probe versäumt“, sagte er ein wenig rau. „Haben Sie eine Ahnung, welche Brautjungfer ich zum Altar begleiten soll?“
Colleen blickte ihm in die funkelnden Augen und war zu keinem klaren Gedanken mehr fähig.
Offensichtlich war er daran gewöhnt, dass es Frauen die Sprache verschlug. Er grinste; in einer Wange erschien ein tiefes Grübchen. „Ich bin der Trauzeuge“, erklärte er in überheblichem Ton, als wäre es ein ganz besonderer Ehrentitel.
Sie zog eine Augenbraue hoch, obwohl seine Arroganz sie nicht wirklich überraschte. „Dann gehen sie natürlich mit der Trauzeugin zum Altar“, erwiderte sie zu ihrer eigenen Verblüffung nicht minder hochmütig.
Er schmunzelte. „Ich hoffe, dass Sie das sind.“
Die Schwestern im Krankenhaus von Grand Rapids, in dem Colleen ehrenamtlich arbeitete und Nick zur festen Belegschaft gehörte, hätten sie um ein Lächeln von ihm beneidet, war es doch eine Rarität. Ihre Knie und dazu andere Körperteile zitterten als Reaktion. Doch sie erwiderte in unterkühltem Ton: „Nein, ich bin nicht die Trauzeugin.“
Theatralisch, mit übertrieben bekümmerter Miene, legte er sich eine Hand auf das Herz. „Man kann Ihrem Zeugnis also nicht trauen?“
Eine vertrauenswürdige Person würde nicht die Schuld für eine Untat an eine Freundin abschieben …
Nick fragte sich, womit er die Farbe von ihrem Gesicht vertrieben und diesen gequälten Ausdruck in ihren Augen hervorgerufen hatte. Sie war noch so jung, vermutlich Anfang zwanzig. Was konnte sie schon von Misstrauen und Unehrenhaftigkeit wissen?
„Sie sind also Dr. Jameson“, stellte die Rothaarige fest. Ohne auf eine Bestätigung zu warten, nahm sie Nick am Arm und zog ihn mit sich an die Spitze der Delegation, die sich vor der Brautgarderobe eingefunden hatte.
„Ich würde echt gern mit ihm tauschen“, murrte der Teenager, der den frei gewordenen Platz an der Seite der Brünetten einnahm. „Mit der eigenen Schwester zum Altar gehen ist total uncool.“
Rein zufällig wusste Nick inzwischen, dass der Junge Rory McClintock hieß und der kleine Bruder der Braut war. Demnach musste die Brünette ihre jüngere Schwester sein. Wie mochte sie heißen?
Die McClintocks waren allesamt dunkelhaarig und braunäugig. Nick konnte sich kaum an den Namen der Braut erinnern, geschweige denn an die ihrer Verwandtschaft. Schließlich kannte Josh diese Mandy … Mindy … Molly noch nicht lange. Jedenfalls nicht lange genug, um den Rest seines Lebens mit ihr verbringen zu wollen.
Nick glaubte nicht an ewige Liebe und zog es daher vor, ganz für sich allein zu leben. Diese Option stand Josh allerdings nicht frei. Er musste die Zwillinge aufziehen.
Buzz und T. J. stürmten gerade mit erhobenen Stimmen durch die Halle. Nach einer Ermahnung von der Rothaarigen reihten sie sich jedoch gehorsam in die Schlange ein und bekamen das Ringkissen überreicht.
Einen Moment später ertönten die ersten Klänge des Hochzeitsmarsches. Die Trauzeugin nahm Nick am Arm und setzte sich in Bewegung. Verstohlen warf er ihr einen Blick zu. Kein Lächeln erhellte ihr Gesicht. Offensichtlich wollte sie die Zeremonie genau wie er schnell hinter sich bringen. Kaum erreichten sie den Altar, da ließ sie seinen Arm auch schon los und stellte sich auf die Seite der Braut.
Er nahm seinen Platz hinter Josh ein. Seit frühester Kindheit waren sie füreinander da. Mit vereinten Kräften hatten sie in der Grundschule ihre Widersacher besiegt, im College Streiche ausgeheckt und sich durch das Medizinstudium gebüffelt. Und nun wollten sie gemeinsam das Wagnis eingehen, eine Privatpraxis zu eröffnen.
Nick klopfte seinem besten Freund auf die angespannte Schulter und murmelte: „Noch kannst du einen Rückzieher machen.“
Josh warf ihm einen finsteren Blick zu. Natürlich war er zu anständig, um die Braut am Altar stehen zu lassen und in Verlegenheit zu bringen. Beide wandten sich wieder dem Mittelgang zu.
Clayton McClintock, der ältere Bruder der Braut, trat mit der Blonden zum Altar. Offensichtlich widerstrebend ließ er sie dort stehen und eilte über den Seitengang zurück nach hinten, um als Ersatzbrautvater
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