JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
deutlich sagen müssen. Das beweist nur mal wieder, dass man Frauen nicht trauen kann.“
Colleen rang empört nach Atem, aber sie konnte nicht widersprechen. Sie hatte gelogen. Sie hatte Geheimnisse. Nick Jameson lag bei ihrer Schwester zwar falsch, aber bei ihr dafür goldrichtig. Man konnte ihr nicht trauen, sosehr sie sich in den letzten Jahren auch bemüht hatte, stets das Richtige zu tun. Nicht einmal sie selbst vertraute darauf, dass sie nie wieder eine Dummheit beging.
Wie mich in einen Mann zu verlieben, der nicht an die Liebe glaubt …
2. KAPITEL
Bunte Lichterketten zierten die Stadthalle von Cloverville, in der alle Hochzeitsempfänge und Jubiläen, Abschlussfeiern und Beerdigungen abgehalten wurden.
Die Stimmung im Saal war letzterem Ereignis am ehesten angemessen. Zumindest, was Colleen anging, die am Gabentisch stand. Tränen verschleierten ihre Sicht, sodass all das bunte Geschenkpapier zu einem Kaleidoskop an Farben verschwamm. Sie sehnte sich danach, Molly zu sehen, mit ihr zu reden, damit auch sie einige Dinge für sich klären konnte. Wie ihr Verhältnis zu einem gewissen blonden Doktor. Da er sie endlich bemerkte, verstärkten sich ihre Gefühle für ihn so sehr, dass sie nicht länger als harmlose Schwärmerei abzutun waren.
Sie schreckte aus ihren Überlegungen auf, als ihre Mutter zu ihr trat und ihr einen Arm um die Taille legte.
„Wir hätten den Empfang absagen sollen“, bemerkte Colleen düster.
Mary McClintock schüttelte den Kopf. „Und all das gute Essen verkommen lassen? Dein Bruder hätte einen Anfall bekommen, nachdem er dafür bezahlt hat.“
„Wahrscheinlich bekommt er jetzt erst recht einen Anfall, weil du den Empfang einfach zu einer Willkommensparty für Abby erklärt hast. In seinen Augen hat sie einen schlechten Einfluss auf seine Schwestern.“ Schließlich weiß er nicht, dass seine klei ne Schwester die wahre Übeltäterin ist …
„Ach, weißt du, es ist gut für deinen Bruder, wenn nicht immer alles nach seinem Plan verläuft. Abby würde ihm guttun.“
„Vorsicht, Mom.“
„Bist du anderer Meinung?“
„Nein. Aber eine Willkommensparty für Abby garantiert noch nicht, dass sie auf Dauer hierbleibt. Sie hat mir erst gestern Abend auf der Junggesellinnenparty erklärt, dass sie entschlossen ist, nicht zurückzukommen.“
Mary lächelte mit funkelnden Augen. „Dann werden wir sie wohl umstimmen müssen, oder?“
„Okay. Allerdings werde ich nicht mit dir zusammen Ehestifterin spielen.“ Colleen seufzte. Abby war wie Clayton viel zu starrsinnig, um jemals die Zuneigung einzugestehen, die schon ewig zwischen ihnen schwelte. „Aber ich wünsche mir auch, dass Abby und Lara bleiben.“ Und zwar nicht nur, damit sie sich nicht mehr so schuldig fühlte. Sie vermisste ihre Freundin. „Vor allem möchte ich, dass Molly wieder nach Hause kommt. Ich mache mir Sorgen um sie.“
„Wer sagt denn, dass sie nicht zu Hause ist?“
„Ich habe in ihrer Wohnung angerufen. Es hat sich niemand gemeldet. Und ihr Handy ist abgeschaltet. Ist sie etwa bei euch?“
Mary schüttelte den Kopf.
„Aber du weißt, wo sie ist?“
„Ich denke, das wissen wir alle.“
Bei Eric .Er war seit ewigen Zeiten der Vertraute, bei dem Molly Trost und Hilfe suchte. „Bei Eric haben wir auch angerufen. Er hat behauptet, dass sie nicht bei ihm ist.“
„Es geht ihr gut“, versicherte Mary. „Sie braucht nur Zeit, wie sie in ihrer Nachricht geschrieben hat.“
Colleen musterte die betont ausdruckslose Miene ihrer Mutter und stellte vorwurfsvoll fest: „Du hast mit ihr gesprochen.“
Statt einer Antwort deutete Mary auf den voll beladenen Tisch. „Guck dir all die Geschenke an!“
„Wir müssen sie zurückgeben.“
„Ich lasse Clayton über Mikrofon durchsagen, dass die Gäste ihre Geschenke abholen sollen, bevor sie gehen. Oder vielleicht sollte ich es selbst tun. Er hat schon genug Verantwortung.“
„Verantwortung bringt ihn erst zur vollen Entfaltung.“
„Das mag sein. Aber er braucht mehr im Leben. Er braucht eine Ehefrau und Kinder.“
Colleen stieß einen spöttischen Laut aus. Denn ihr Bruder teilte Dr. Jamesons Ansicht über die Ehe.
„Was du auch brauchst.“
„Was? Eine Ehefrau?“
Mary rügte den Scherz mit einem Klaps auf den Arm. „Einen Ehemann.“
Im Geiste sah Colleen Dr. Nick Jameson am Altar stehen. Ihr Puls beschleunigte sich. „Ich bin doch erst dreiundzwanzig.“
„Ich war kaum zwanzig, als ich deinen Vater geheiratet habe.“
Und
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