JULIA HOCHZEITSBAND Band 20
Molly den Heiratsantrag überstürzt angenommen? Clayton musste dringend mit seiner Schwester unter vier Augen sprechen. Seit sie vor knapp zwei Wochen von der Universität nach Hause gekommen war, hatte er kaum Gelegenheit gehabt, mit ihr zu reden. Bis heute hatte er gedacht, sie sei einfach zu beschäftigt mit den Hochzeitsvorbereitungen. Doch nun kam ihm der Verdacht, dass sie ihm aus dem Weg gegangen sein könnte.
„Tut mir leid, dass wir zu spät gekommen sind“, sagte Abby gerade. „Sind denn alle anderen Gäste inzwischen da?“
Molly schüttelte den Kopf. „Eric … hat auf meinen Anrufbeantworter gesprochen. Er kann nicht kommen.“
„Schade“, sagte Abby. „Aber ich sehe ihn ja morgen.“
„Er wird auch morgen nicht kommen“, entgegnete Molly mit brüchiger Stimme.
„Geht es ihm gut?“, fragte Clayton, während die vier Frauen sich vielsagende Blicke zuwarfen.
„Ja, Eric geht es gut“, antwortete Molly und wechselte dann schnell das Thema. „Mom! Abby und Lara sind da!“.
„Wie war deine Reise, mein Schatz?“, begrüßte Mrs. McClintock die Neuankömmlinge und umarmte Abby liebevoll.
Abby schlang ihre Arme um Mrs. McClintock und drückte die ältere Frau an sich. Glücklich atmete sie den vertrauten Duft von Vanille und Zimt ein. Sie liebte die Mutter von Clayton und seinen Schwestern sehr und bewunderte sie aufrichtig dafür, wie sie ihr Leben mit den vier dickköpfigen Kindern nach dem Tod ihres geliebten Mannes gemeistert hatte. Als Kind war es Abbys sehnlichster Wunsch gewesen, ebenfalls eines ihrer Kinder zu sein. Bei der Erinnerung an ihre Kindheit musste Abby schlucken. „Wir hatten einen guten Flug“, antwortete sie.
Mrs. McClintock ließ Abby los und nahm Clayton die schlaftrunkene Lara ab. „Sie ist ja so groß geworden, seitdem ich sie das letzte Mal in Chicago gesehen habe. Immer wenn ich sie sehe, sieht sie dir ein bisschen ähnlicher!“
Immer wenn sie sie sieht ? Molly war nicht das einzige Familienmitglied, mit dem Clayton reden musste. Warum hatte seine Mutter ihm nie erzählt, dass Abby eine Tochter hatte?
Und, was noch wichtiger war, warum spürte er dieses Gefühl von Verlust, nachdem seine Mutter ihm die Kleine aus den Armen genommen hatte? Clayton holte tief Luft – und nahm dabei den verlockenden Duft von gegrilltem Fleisch wahr. Mr. Kelly war für sein Barbecue genauso berühmt wie für seine Backwaren, doch Clayton verspürte erstaunlicherweise keinen Hunger. Das fing ja gut an. Abby Hamilton war erst seit einer Stunde in der Stadt, und schon hatte er seinen Appetit verloren.
Er blickte zu ihr hinüber und nahm widerwillig wahr, wie ihre Kurven das Top und die engen Jeans ausfüllten. Ihre Freundinnen waren wegen der Probe in der Kirche alle anständig angezogen, doch sie sah noch immer aus wie ein Teenager. Ein verdammt sexy Teenager, wie er zugeben musste.
Doch noch interessanter als ihre Figur fand er ihre neue Ausstrahlung. Ihr Gesicht spiegelte eine tiefe Zuneigung wider, wenn sie seine Mutter oder Lara ansah. Diese offensichtliche Liebe berührte ihn sehr und ließ ihn eine Sehnsucht verspüren, für die in seinem Leben kein Platz war.
„Clayton, wo ist denn Erin?“, fragte seine Mutter.
„Erin?“, wiederholte er abwesend.
„Sie meint Ellen“, erklärte Colleen. Auch außerhalb des Büros benahm sie sich oft wie Claytons Assistentin. „Wolltest du sie nicht mitbringen?“
„Sie hat es nicht geschafft.“
„Ziemlich viele Leute haben es heute Abend nicht geschafft“, stellte Brenna fest. Die Stimme der Ersten Brautjungfer klang frustriert, als sie hinzufügte: „Selbst der Trauzeuge ist nicht aufgetaucht. Es wird sicher furchtbar chaotisch morgen.“
Obwohl Brenna sehr besorgt aussah, musste Abby lächeln. Brenna hatte schon immer die Rolle der fürsorglichen Mutter innerhalb ihrer Clique übernommen. Genau wie Clayton liebte sie es, immer alles unter Kontrolle zu haben. Deshalb hatte sie auch schon früh das Geschäft ihrer Eltern übernommen und die Bäckerei zu einem erfolgreichen mittelständischen Unternehmen ausgebaut. Gelegentlich hatte Abby sich schon gefragt, weshalb Clayton sich nie für die üppige Rothaarige interessiert hatte, obwohl die beiden so viele Gemeinsamkeiten hatten. Doch er hatte Brenna immer wie eine seiner Schwestern behandelt. Ganz im Gegensatz zu Abby, die für ihn immer eine unerwünschte Außenseiterin gewesen war.
Acht Jahre waren vergangen, und Abby war nicht mehr darauf aus, von Clayton
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