Julia Liebeskrimi Band 09
einem breiten Grinsen.
„Hey, Jamie! Sie sehen gut aus, Junge, wie immer.“
Der sonnengebräunte blonde Jamie Chavez ließ seiner Frau den Vortritt und führte sie durch den Raum an Reese’ Tisch.
„Hey, Lula. Sie sehen wie immer wunderbar aus.“ Er schaute ihren Gast an und schloss ihn in sein Lächeln ein. „Was macht der Wasserstand, Henderson?“
Reece stand auf und nahm die Hand, die Chavez ihm hinstreckte.
„Er sinkt stetig“, gab er leichthin zurück. „Freut mich, Sie wiederzusehen, Mrs. Chavez.“
Die rothaarige Frau an Jamies Seite, die dünn war wie ein Strich, lächelte scheu. „Bitte nennen Sie mich Arlene. Nach all den vielen Stunden, die Sie mit Jamie und meinem Schwiegervater auf der Ranch verbracht haben, glaube ich, dass wir auf Förmlichkeiten verzichten können.“
Sie war sogar noch magerer, als Reece sie in Erinnerung hatte. Ihre Wangen waren eingefallen, und die Augen lagen tief in den Höhlen. Das geschickt aufgetragene Make-up ließ die ausgemergelten Konturen ihres Gesichts, das von flaumigem Haar eingerahmt war, etwas weicher erscheinen, und ihre natürliche Eleganz lenkte von ihrer Magerkeit ab, aber Reece entdeckte in ihren Augen dasselbe Elend, das er vor nicht allzu langer Zeit in den Augen seiner Mutter entdeckt hatte.
Beide Frauen hatten es gelernt, mit der Tatsache zu leben, dass der Mann, den sie liebten, sie betrogen hatte. Seine Mutter hatte die Treulosigkeit ihres Ehemanns nach dessen Tod herausgefunden. Jamies Fehltritt hatte sich während seiner Verlobungszeit mit Arlene ereignet, vorausgesetzt, die Geschichte, die sich vor zehn Jahren abgespielt haben sollte, stimmte. Jetzt holte Arlene die Vergangenheit und die damals erfahrene Demütigung wieder ein, um sie erneut zu quälen.
Reece musste zugeben, dass die grünäugige Brünette, die heute Morgen eng an ihn gepresst eine steile Felswand hinaufgeklettert war, dieser Frau hier durchaus einigen Grund zur Beunruhigung geben konnte. Er verspürte Mitleid mit der alarmierten Frau in sich aufsteigen.
Lula stand auf. „Kommt ihr zwei zum Essen? Ich habe mir für diese Hollywoodleute einen extragroßen Vorrat an Steaks zugelegt, aber sie haben gesagt, dass sie nur was Leichtes essen wollen, wenn sie heute Abend zurückkommen. Was immer leicht auch heißen mag“, brummte sie.
„Vielleicht Tofu und Sojabohnensalat“, scherzte Jamie.
„Ha!“ Lula band sich die Schürze über ihre ausladenden Hüften. „Wenn sie Tofu und so Zeugs erwarten, sollten sie wirklich nicht ins Lone Eagle Café gehen.“
„Wo sind sie denn?“, erkundigte sich Jamie behutsam.
Zu behutsam, dachte Reece. Arlene dachte offensichtlich dasselbe. Sie warf ihrem Ehemann einen misstrauischen Blick zu.
„Na ja, sie haben zwei Autos vollgeladen und sind kurz nach eins losgefahren“, erzählte Lula. „Sie wollten mit Einbruch der Dunkelheit wieder zurück sein, deshalb erwarte ich sie jeden Moment. Wenn sie diese Steaks nicht essen, muss ich mir irgendwas einfallen lassen. Also was ist, soll ich für Sie beide zwei davon auf den Grill werfen?“
Arlene schüttelte den Kopf. „Nein danke. Wir wollten nur kurz …“
„Ja klar“, unterbrach ihr Ehemann sie freundlich. „Warum nicht? Und bringen Sie uns auch zwei Bier.“
„Aber Jamie …“
„Wir können uns ruhig etwas Zeit lassen, Darling. Haben Sie etwas dagegen, wenn wir uns ein bisschen zu Ihnen setzen, Henderson?“
Reece zuckte die Schultern. „Natürlich nicht. Bitte, nehmen Sie Platz.“
Eine schmallippige Arlene glitt auf den Stuhl, den er ihr anbot. Sie wollte kein Steak, das war offensichtlich. Aus ihren nervösen Blicken zur Tür ließ sich ebenso unzweifelhaft schließen, dass sie nicht hier sein wollte, wenn die Hollywoodleute, wie Lula sich ausdrückte, zurückkamen.
Reece erinnerte sich daran, dass ihn weder Jamie Chavez und seine Ehefrau noch die Frau, die die beiden fast auseinandergebracht hätte, etwas angingen, aber auch das konnte nicht verhindern, dass er ein bisschen Mitleid mit Arlene verspürte, als zwanzig Minuten später die Tür aufging und Sydney mit ihrer Truppe hereinkam.
Es war wirklich ein bunter Haufen, angefangen von dem Jungen mit den Ringen in Ohren und Nase, bis hin zu der statuenhaften, bestimmt einsachtzig großen Schwarzen, die über jeder Schulter zwei Kamerataschen baumeln hatte und ein türkises T-Shirt mit einer quer über die Brust verlaufenden Goldschrift trug. Der Bursche mit den Kopfhörern um den Hals war offensichtlich der
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