Julia Liebeskrimi Band 09
Sebastian Chavez’ Ranch im Norden, wie ihm die freundliche, breithüftige Lula Jenkins erzählt hatte, die zusammen mit ihrer Schwester Martha das Lone Eagle Motel und das Café führte. Die Pintobohnen stammten von einer örtlichen Farm, die wie alle Farmen in der Umgebung mit dem Wasser aus dem Chalo-River-Staubecken bewässert wurde.
„Und wenn Sie diese Bohnen weiter in sich reinschaufeln wollen“, erinnerte Lula Reece, während sie den riesigen Teller mit einem leisen Klirren vor ihn hinstellte, „sollten Sie zusehen, dass das Becken rechtzeitig vor der Herbstpflanzung wieder voll ist.“
„Ja, Ma’am.“
„Die Leute hier sind nämlich dringend auf dieses Wasser angewiesen. Und auf das Geld, das die Touristen und Angler in die Stadt bringen, auch.“
„Ich weiß.“
Ohne auf eine Einladung zu warten, platzierte Lula ihren gut gepolsterten Allerwertesten auf dem Stuhl gegenüber und durchbohrte Reece über das grün-weiß karierte Tischtuch hinweg mit einem Blick aus ihren dunklen Augen, die wie bei vielen hier in der Gegend ihre indianische Abstammung verrieten.
„Wie lange wird es dauern, bis wieder Fische in das Staubecken eingesetzt werden können, nachdem ihr Jungs fertig seid?“
Reese’ Nasenlöcher bebten, als ihm der verlockende Duft seines Steaks in die Nase stieg. Er hatte nichts mehr gegessen, seit er heute früh kurz nach Sonnenaufgang in aller Eile die Portion Rühreier mit Speck und Bratkartoffeln verspeist hatte. Aber ihm war klar, dass sich sein knurrender Magen noch ein Weilchen gedulden musste. Lulas Frage war nicht einfach so dahingesagt. In ihr spiegelten sich die Sorgen der Bewohner einer Kleinstadt wider, deren Lebensunterhalt von dem Chalo River Reservoir abhing.
„Es wird wohl ein Jahr oder etwas mehr dauern, bis die Ausbeute wieder so üppig ist wie vorher, aber für die Sportangler und Urlauber müsste es eigentlich ausreichen. Die Regierung hat auf jeden Fall ihre Unterstützung zugesagt.“
„Na hoffentlich“, brummte Lula. „Im Moment ist hier nämlich wirklich ziemlich tote Hose, das kann ich Ihnen sagen. Martha sagt, dass sie bis jetzt noch nicht eine einzige Zimmerreservierung hat, wenn Sie und Ihre Leute und Miss Piekfein Scott mit ihrer Crew wieder weg sind.“ Die Frau schüttelte den Kopf. „Sich vorzustellen, dass sie um ein Haar in den Canyon gestürzt wäre!“
Reece nahm einen langen Schluck von seinem Bier, während Lula sich lang und breit über die Beinahe-Katastrophe ausließ. Piekfein war nicht unbedingt die Kategorie, in die er die Frau, die er heute Morgen aus einer verkrüppelten Föhre gepflückt hatte, einordnen würde. Es sei denn, sie trüge unter diesen ausgebeulten Armeehosen etwas entschieden Eleganteres.
Ein Bild der langbeinigen Brünetten mit den zerzausten Haaren in einem schwarzen Seidenslip schoss ihm durch den Kopf. Reece schob es entschieden beiseite. Es ging ihn nichts an, was sie unter ihrer Arbeitskleidung trug oder nicht trug. Seine einzige Sorge war es, dass sie und ihre Crew während der Dreharbeiten in der Umgebung der Baustelle sicher waren. Was sie ansonsten trieb, interessierte ihn nicht.
Das konnte man von den Einwohnern des Städtchens nicht behaupten. Die bevorstehende Ankunft der Filmemacherin und ihres Teams war seit Wochen Gesprächsthema Nummer eins in dem Café. Jeder hatte eine Meinung darüber, warum sie zurückgekommen war, und die meisten waren nur allzu gern bereit, diese auch lautstark zu vertreten. Lula, die offensichtlich nicht geneigt war, Reece schon allein zu lassen, gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf den Unterarm.
„Na los, essen Sie schon endlich Ihr Steak, solange es noch heiß ist. Ich leiste Ihnen noch ein bisschen Gesellschaft, bis die Hollywoodleute eintrudeln. Wissen Sie eigentlich, dass dieser Junge, den die Scott dabeihat, an allen möglichen und unmöglichen Stellen gepierct ist?“
Reece, der an einer derartigen Diskussion nicht sonderlich interessiert war, machte sich über sein Steak her. Allerdings war mehr nötig als ein desinteressiertes Brummen, um der geschwätzigen Lula den Wind aus den Segeln zu nehmen.
„Martha sagt, dass sie ihn kurz gesehen hat, als sie heute Morgen ins Zimmer kam, um die Bettwäsche zu wechseln. Sie konnte ihn ja wohl kaum übersehen, wirklich. Rannte splitternackt im Zimmer herum mit nichts an außer seinen Ringen.“
Glücklicherweise veranlasste das Geräusch der sich öffnenden Tür die Wirtin, herumzufahren. Sie verzog das Gesicht zu
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