Julia Liebeskrimi Band 09
greller Blitz den winzigen Raum in ein strahlend weißes Licht, was Sydney veranlasste, einen schrillen Schrei auszustoßen, sich Reece an den Hals zu werfen und ihr Gesicht an seiner Hemdbrust zu vergraben.
Er schlang tröstlich seine Arme um sie und zuckte zusammen, als sich ihr Ellbogen schmerzhaft in seine Hüfte bohrte. Nach einer langen Reihe von Blitzen, denen auf dem Fuß Donnerschläge folgten, murmelte er beruhigend: „Es ist okay, Sydney, es ist okay.“
„Das sagst du jetzt!“, murmelte sie. „Vor Kurzem haben wir noch über zwanzig Millionen Ampere gesprochen!“
„Zwanzigtausend.“
„Was auch immer.“
Er hätte sie vielleicht überreden können, sich wieder von ihm zu lösen, wenn jetzt nicht der Wolkenbruch eingesetzt hätte, auf den er schon den ganzen Nachmittag gewartet hatte. Es goss in Strömen, und der scharfe Wind peitschte das Wasser durch den Fensterschlitz in den Raum.
Reece rollte sich geistesgegenwärtig von der kalten Dusche weg und zog Sydney mit sich. Ob es von ihm beabsichtigt war, dass sie auf seinem Schoß landete, hätte er um nichts in der Welt sagen können, auf jeden Fall saß sie plötzlich dort, und sie blieb auch sitzen und presste, ihr Haar feucht und seidig dicht unter seiner Nase, ihre Schulter gegen seinen Brustkorb. Er beschloss, sie einfach nur zu wärmen und festzuhalten, bis sie aufhörte zu zittern.
Seine guten Absichten währten exakt so lange, wie Sydney brauchte, um sich auf seinem Schoß bequemer hinzusetzen. Ihr Körper berührte den seinen überall dort, wo er es nicht sollte. Reece, eben noch locker und entspannt, war in genau zweieinhalb Sekunden hart und angespannt.
Seine missliche Lage schien ihr nicht entgangen zu sein. Sie rutschte wieder auf seinem Schoß herum und erzeugte eine Art Kettenreaktion. Ihr Kopf kam hoch und krachte gegen die Unterseite seines Kinns. Ihr Ellbogen bohrte sich noch ein bisschen tiefer in seine Hüfte. Ihre Brust prallte gegen seinen Brustkasten, und er wurde noch härter.
Sie stemmte sich gegen seinen Oberkörper und bog sich zurück. Es war ihm unmöglich, in der Dunkelheit ihren Gesichtsausdruck klar zu erkennen, er hörte nur ihre schnellen, unregelmäßigen Atemzüge. Er zerbrach sich gerade den Kopf, wie er die peinliche Situation am geschicktesten überspielen könnte, als ihre Stimme, weich und nervös und ein bisschen atemlos, an sein Ohr drang.
„Reece?“
„Ja?“
„Weißt du noch, gestern Nacht, am Wasserfall?“
Ein gespanntes Schweigen erfüllte den Raum. Reece räusperte sich.
„Was war denn gestern Nacht am Wasserfall?“, erkundigte er sich vorsichtig.
„Ich wollte, dass du mich küsst. Fast so sehr, wie ich dich küssen wollte.“
Er widerstand dem Drang, genau dies eben jetzt zu tun. „Aber?“
Sie umrahmte sein Gesicht mit den Händen. „Ich will es immer noch, aber ich möchte dir vorher sagen, dass du keine Angst zu haben brauchst, ich könnte den Fehler von vor zehn Jahren wiederholen. Ich werde mich ganz bestimmt nicht in dich verlieben, weil ich … weil wir … Sie seufzte entschlossen auf. „Deshalb.“
Aus ihm unerklärlichen Gründen gefiel Reece das, was sie sagte, überhaupt nicht, denn schließlich wollte er doch gar nicht, dass sie sich in ihn verliebte, um Himmels willen! Bis zu diesem Moment war sein einziger Gedanke gewesen, sie unter sich zu ziehen, mit Küssen zu überschütten und mit ihr in einem Taumel der Lust zu versinken. Jetzt aber wollte er plötzlich mehr, doch da Sydneys weiche, feuchte Lippen und ihre begierigen Hände seine Konzentration störten, war es ihm um nichts in der Welt möglich herauszufinden, was.
Später, entschied er. Er würde später darüber nachdenken, was hinter seiner irrationalen Reaktion auf ihre Erklärung steckte. Zu mehr war er in diesem Augenblick, in dem sie sich an ihn schmiegte und gierig mit den Lippen seinen Mund suchte, unmöglich imstande.
Er ließ sich zurücksinken und zog sie über sich. Zungen begegneten sich. Beine verhedderten sich. Hände glitten, umfassten, erforschten. Die Dunkelheit des Raums, ab und zu nur für Sekundenbruchteile von Blitzen erhellt, hüllte sie ein. Der Wind peitschte den Regen durchs Fenster, aber Reece spürte die Nässe nicht. Seine Sinne waren ganz von Sydney erfüllt. Ihm war, als stände er in Flammen. Sein Blut rauschte ihm wie ein reißender Fluss, angetrieben von riesigen Turbinen, in den Ohren.
Sie bestand nur aus langen Beinen und weichen Brüsten, einem hungrigen Mund und
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