Julia Liebeskrimi Band 09
du willst.“
Sie biss sich auf die Unterlippe. Die Einladung, die in seinen Worten mitschwang, ließ sie alles andere als kalt. Sie konnte es ihm nicht verdenken, dass er sie ein zweites Mal wollte. Sie wollte ihn auch. So sehr, dass es in ihrem Bauch schon wieder zu kribbeln begann. Und für dieses träge räuberische Glitzern in seinen Augen war ganz allein sie verantwortlich. Sie war schuld, dass es überhaupt so weit gekommen war.
„Ich mache mir keine Sorgen“, versicherte sie ihm. „Ich möchte nur dieses traumhafte Mondlicht ausnutzen, um noch ein paar Außenaufnahmen zu machen.“
Sein sexy Lächeln verblasste.
„Ich hoffe nur, dass Zack einen hochempfindlichen Film dagelassen hat“, fügte sie hinzu und sprang mit mehr Hast denn Würde in ihre Hose.
„Warte einen Moment. Wir müssen reden.“
„Nein, müssen wir nicht.“ Sie bewerkstelligte das wahrscheinlich gekünsteltste Lächeln der Welt. „Wir haben vorher geredet, erinnerst du dich? Ich habe dir versprochen …“
Er zerrte seine Jeans über die Hüften. „Verdammt, Sydney …“
„Es ist okay.“ Und damit war sie auch schon in der Dunkelheit verschwunden.
Erst als sie bereits an der Leiter war, holte er sie ein. „Ich habe die Computersimulationen bekommen.“
„Und?“, fragte sie und blieb stehen.
„Sie sind nicht ganz so ausgefallen wie erwartet. Wir beginnen morgen mit den Sprengarbeiten. Du wirst diesen Teil des Canyons zwei Tage lang nicht betreten können.“
Sie schluckte den Protest, der ihr auf der Zunge lag, hinunter. Immerhin hatte sie zugestimmt, auf seinen Terminplan Rücksicht zu nehmen. Aber zwei volle Tage!
Ihre Gedanken wirbelten wild durcheinander. Vielleicht schaffte sie es ja trotzdem, ihren eigenen Zeitplan einzuhalten. Sie würde während dieser Zeit die Interviews machen. Die Unterlagen aus dem Staatsarchiv für Geschichte durchsehen, ob irgendetwas Brauchbares für ihren Film dabei war. Sie war so in ihre Überlegungen versunken, dass ihr Reese’ nächste Bemerkung fast entgangen wäre.
„Ich habe heute Nachmittag mit Martinez gesprochen. Wir haben uns die Stelle, an der du abgestürzt bist, etwas genauer angesehen.“ Er machte eine kleine Pause und fuhr dann fort: „Manche Leute fragen sich, wie dieser Felsbrocken auf die Straße kam.“
„Wer denn zum Beispiel?“
„Ich.“
„Ich dachte …“ Sydney versuchte, hinter die eigentliche Bedeutung seiner Worte zu kommen. „Ich hatte angenommen …“
O Gott! Sie war davon ausgegangen, dass dieser Felsbrocken als natürliche Folge von Witterungseinflüssen abgebrochen war.
„Willst du damit sagen, dass das jemand absichtlich gemacht hat? Irgendjemand, der wusste, dass ich diese Strecke nach Einbruch der Dunkelheit entlangfahren würde?“
„Ich sage nur, dass es möglich ist.“ Er ließ sie nicht aus den Augen. „Ich habe einige Spuren an dem Stein gefunden, die von einem Brecheisen stammen könnten.“
„Von einem Brecheisen“, wiederholte Sydney und spürte Übelkeit in sich aufsteigen.
„Aber bis jetzt ist es nicht mehr als ein Verdacht. Martinez lässt eine Gesteinsprobe in Tucson untersuchen. In ein oder zwei Tagen dürften wir mehr Klarheit haben.“
Sie schlang die Arme um ihre Taille, um die plötzliche Kälte abzuwehren, die sich in ihren Fingerspitzen eingenistet hatte und sich jetzt den Weg in ihr Herz bahnte.
„Sebastian.“ Ein Schauer rieselte ihr über den Rücken.
Reece, der ihre Angst sah, presste die Kiefer hart aufeinander. „Bis jetzt gibt es noch keinen Beweis dafür, dass irgendjemand von der Chavez-Familie in deinen Unfall oder die Zerstörung deines Videomaterials verwickelt ist.“
„Es war Sebastian, das weiß ich genau.“
Reece war geneigt, ihr zuzustimmen, aber bis jetzt konnten sie nichts beweisen. Und bis es so weit war, würden er und Henry Sydney und ihre Crew nicht aus den Augen lassen.
Und Reece würde die Nachtschicht übernehmen.
Sydney wickelte sich in eins der knapp bemessenen Badetücher des Lone Eagle Motels und steckte die Enden über der Brust fest. Nach der langen heißen Dusche, die sie eben genommen hatte, fühlte sie sich fast wieder wie ein Mensch. Langsam und gedankenverloren wischte sie den beschlagenen Spiegel klar, drehte den Wasserhahn auf und griff nach ihrer Zahnbürste.
Hier, in der Stille ihres Motelzimmers, begannen die Zweifel, die sie während der Heimfahrt entschlossen unterdrückt hatte, an ihr zu nagen. Vielleicht sollte sie das ganze Projekt einfach
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