Julia Liebeskrimi Band 09
sonderlich. Schließlich hatte sie Erfahrung darin, denn ihre ersten Filme hatte sie ganz allein gedreht. Sie wusste, wie man eine Minikamera handhabte.
Hinzu kam die Tatsache, dass sie auf diese Weise über genug freie Zeit verfügen würde, um Reese’ Arbeitswelt, für die sie sich brennend interessierte, zu erkunden. Davon abgesehen, dass sie ihn dadurch besser kennenlernen würde, würde sie vielleicht ihre Geschichte noch von einem ganz anderen Blickwinkel ausleuchten können oder eine Idee für eine neue Dokumentation bekommen.
Mit diesem Gedanken im Kopf schaffte sie es, ihre Enttäuschung mit ihrem Bier hinunterzuspülen und das Gespräch von ihren Angelegenheiten weg auf seine zu lenken.
Nachdem er ihr, immer wieder unterbrochen durch interessierte Nachfragen von ihrer Seite, den Stand der Dinge und seiner Probleme in aller Ausführlichkeit geschildert hatte, stieß Sydney einen langen, durchdringenden Pfiff aus. „Du lieber Himmel, und ich dachte, ich wäre in Zeitdruck.“
„Ich will dir die grellen Einzelheiten der Briefe, die wir von den verschiedenen Anglervereinen bekommen haben, ersparen“, sagte er trocken. „Sie mussten sämtliche Angel- und Jagdveranstaltungen abblasen. Oder über mein Treffen mit den einheimischen Farmern. Oder die Lektionen, die Lula mir jeden Tag erteilt, indem sie mich daran erinnert, was ihr und Martha an Geschäft durch die Lappen geht, solange der Damm nicht wieder in Betrieb ist.“
„Guter Gott! Wie kannst du da nachts noch ruhig schlafen?“
„Irgendwie schaffe ich es.“ Er streckte eine Hand aus und fuhr ihr mit den Fingerknöcheln über die Wange. „Und irgendetwas sagt mir, dass ich heute Nacht sogar noch besser schlafen werde.“
Der Ausdruck in seinen Augen bewirkte, dass Sydneys Zehen zu kribbeln begannen. Das Brot zerbröselte unter ihren Fingern, die Krümel fielen auf die Bettdecke.
Oje! Sie steckte in Schwierigkeiten. In ernsthaften Schwierigkeiten.
Doch wie ernsthaft diese waren, wurde ihr erst endgültig klar, als Reece sie wieder in die Arme nahm.
12. KAPITEL
Als Reece mit seinem Mund ihre Wange streifte und ihr sagte, dass sie ihn später auf dem Damm anrufen sollte, erwachte Sydney zum ersten Mal. Sie machte mühsam ein Auge halb auf, spähte auf den Wecker neben dem Bett, sah, dass es 4.20 Uhr war, murmelte eine Erwiderung und vergrub ihr Gesicht wieder im Kissen.
Beim zweiten Mal wurde sie von einem entfernten Donnergrollen geweckt. Mit missbilligend verzogenem Gesicht lauschte sie dem Rumpeln. Warum zum Teufel mussten die Wetterfrösche ausgerechnet in den letzten Tagen so verdammt präzise sein, wo sie doch sonst so oft danebenlagen?
Inzwischen hellwach, erörterte sie mit sich selbst ein weiteres Mal die Vor- und Nachteile, die es haben würde, die Dreharbeiten abzubrechen und die Crew nach Hause zu schicken. Hin- und hergerissen zwischen den beiden Möglichkeiten, musste sie sich schließlich eingestehen, dass sie keine andere Wahl hatte. Sie würde ihre Mitarbeiter für die tatsächlichen Drehtage bezahlen und die in diesen Fällen übliche Arbeitsausfallentschädigung drauflegen. Auf Albert wartete bereits ein neuer Job, und Tishs Mann würde zweifellos glücklich sein, seine Frau mit diesem langbeinigen Gang zur Tür hereinschlendern zu sehen, während Zack … nun, mit Zack würde sie die Nachproduktion starten.
Gegen neun begann es zu regnen, was sie in ihrem Entschluss nur bestärkte. Den Rest des Vormittags verbrachte Sydney damit, den Terminplan für die Nachproduktion mit Zack auszuarbeiten, während Albert und Tish ihre Ausrüstung in den Van luden. Gegen Mittag verabschiedete sich die Crew mit großem Hallo und dem Versprechen auf ein baldiges Wiedersehen.
Diesmal werde ich alle Register ziehen, entschied Sydney, als sie kurz nach acht an diesem Abend aus der Dusche trat. Sie hatte den ganzen Nachmittag mit Reece auf dem Damm verbracht, wo sie viel Neues gelernt und gefilmt hatte. Bisher hatte Reece sie nur in ihrer Arbeitsmontur gesehen oder eingewickelt in ein Badetuch und ganz nackt. Heute Abend würde er eine völlig andere Frau zu Gesicht bekommen, eine Frau, die die hohe Kunst des dezenten Schminkens von einem der erfahrensten Maskenbildner Hollywoods gelernt hatte.
Leider hatte sie sich nichts Elegantes zum Anziehen mitgebracht. So etwas Raffiniertes wie das hautenge, glitzernde rote Abendkleid zum Beispiel, mit dem sie bei der Oscarverleihung Furore gemacht hatte. Das Beste, was sie nach langem Suchen
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