Julia Liebeskrimi Band 09
Molly.“
„Einfach Molly tut’s auch.“ Ihr Gesicht fühlte sich heiß an, was nichts mit der Wärme zu tun hatte, die der Backofen abstrahlte. „Es gibt Hühnchen-Stew mit Milchbrötchen.“
Raleighs Sporen klirrten, als er zum Herd trat und den Topfdeckel lüpfte. „Sie sind aber nicht als Köchin engagiert“, sagte er und sog genüsslich den appetitlichen Duft der Hühnerbrühe ein, die Molly dem Stew zugegeben hatte, ein Geheimtipp ihrer Mutter. „Aber ich danke Gott, dass Sie eine so gute sind.“
Sein anerkennendes Lächeln sandte prickelnde Wonneschauer über ihren Rücken. „Vielen Dank, aber Sie haben wohl recht, mir wird nicht genug Zeit bleiben, um jeden Tag zu kochen. Heute sondiere ich hier erst mal das Gelände. Für morgen habe ich mir vorgenommen, zusammen mit Sharleen – und vielleicht auch mit Etta Sues Unterstützung – das Haus vom Boden bis zum Keller zu putzen. Bis zur Jahrhundertwende könnten wir es geschafft haben.“
Raleigh machte einen weiteren Schritt auf sie zu, die Brauen sorgenvoll gerunzelt. Er fuhr sich mit der Hand durch das haselnussbraune Haar, sodass es anschließend wirr vom Kopf abstand. Schlaff um den Hals geschlungen trug er ein Tuch, dessen Enden in den offenen Hemdkragen gestopft waren. Auf seinen hautengen Jeans prangten Schmutzflecken, und Molly fragte sich, ob er wohl vom Pferd abgeworfen worden war. Die Cowboys hatten sich nämlich für heute vorgenommen, ein paar besonders heimtückische Gäule zuzureiten, damit diese die zu erwartenden Touristen in ihren Designer-Jeans nicht bis zum nächsten Planeten katapultierten.
Raleigh drehte den Wasserhahn auf und fing an, das schmutzige Geschirr abzuwaschen. „Sie könnten noch eine Hilfskraft gebrauchen.“
Mollys Blick schoss zu seinen sehnigen, kräftigen Händen. In ihrem Bauch tanzten tausend Schmetterlinge. „Etta Sue …“ Sie schüttelte den Kopf. „Sogar Sharleen …“
Er krempelte die Ärmel hoch, und ein Lächeln stahl sich um seine Lippen. „Ich werde dafür sorgen, eine Hilfskraft anzuheuern, zumindest auf Teilzeitbasis.“
„Ob Mr. Wyatt damit einverstanden ist?“
Raleigh plätscherte ungeschickt im Abwaschwasser. „Er wird die Notwendigkeit schon einsehen.“ Er hob die Brauen. „Sie werden mich doch unterstützen?“
„Ja, sicher.“ Sie brauchte wirklich Hilfe. „Sharleen arbeitet nicht effektiv, und Etta Sue ist überhaupt nicht zu gebrauchen.“
„Dann wäre das ja geklärt.“ Er trocknete sich die Hände an einem Geschirrtuch ab. Obwohl Molly sich wunderte, warum er so zufrieden aussah, fiel ihr kein vernünftiger Grund ein, ihn zu fragen. Sein Einfluss, was die Leitung der Lodge betraf, war nur zu ihrem Vorteil. Und zwar nicht nur in ihrer Eigenschaft als Angestellte, sondern in erster Linie für sie als Frau.
In Raleighs Gegenwart fühlte sie sich ganz als Frau. Und das zum ersten Mal in ihrem Leben mit Haut und Haaren.
Sein Blick wanderte tiefer. „Hey, kleine Pussy …“
Molly starrte ihn entgeistert an. „Was?“
Er bedachte sie mit seinem unwiderstehlichen Lächeln. „Die kleinen Pfotenabdrücke machen mir ja nichts aus, aber auch ich habe meine Grenzen. Und die ziehe ich bei Katzenhaaren in meinem Essen.“
Molly fuhr herum. Jetzt hatte sie begriffen. Seine Worte bezogen sich auf Krümel, der unbemerkt aus ihrer Schürzentasche entwichen und jetzt auf Erkundungstour über die Arbeitsplatte war. Sie konnte den kleinen Racker noch gerade rechtzeitig packen, bevor er die Pfötchen in die glasierten Ananasscheiben ihrer berühmten Ananastorte drücken konnte.
„Molly? Brennt da nicht etwas an?“ Raleighs Stimme klang alarmiert.
„Die Brötchen!“ Dicke Rauchschwaden stiegen aus dem Backofen auf, als Raleigh die Tür aufriss. Mit einem Laut des Bedauerns zog Molly das Blech mit den harten schwarzen Klumpen heraus. „So etwas ist mir noch nie passiert!“ Sie war völlig außer sich. „Wirklich nie! Ehrlich!“
„Ist doch nicht so schlimm.“ Raleigh wedelte den Rauch beiseite. „Die menschliche Lebensform basiert auf Karbon. Was macht da schon ein bisschen Kohlengeschmack?“
„Sie verstehen nicht. Ich produziere keine Desaster. Ich beseitige sie. Ich bin der ruhige, besonnene Typ.“ Molly war sich bewusst, dass sie aus einer Mücke einen Elefanten machte, aber sie war ehrlich erschüttert. Raleigh hatte sie bis auf die Knochen durchnässt und mit Schlamm bespritzt erlebt, mit gelben Plastikhandschuhen an den Händen auf den Knien herumrutschen
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