Julia Liebeskrimi Band 09
sehen und jetzt staubig und völlig aufgelöst. Die einzige Waffe, die sie noch hatte, war, ihn mit einem Dinner nach Hausmacherart außer Gefecht zu setzen. Andere Frauen konnten mit Covergirl-Körpern aufwarten oder mit einer schillernden Persönlichkeit. Sie hatte Rezepte.
Er klaubte eines der angebrannten Brötchen vom Blech. „Vielleicht sind sie ja doch noch genießbar.“ Mit einem Messer kratzte er die schwarze Kruste ab und nahm mutig einen Bissen. „Nicht schlecht. Nur ein bisschen heiß.“
„Oh, um Himmels willen!“ Sie riss ihm das dampfende Brötchen aus der Hand und reichte ihm stattdessen ein Glas kaltes Wasser. „Kein Grund, sich die Zunge zu verbrennen, nur um zu beweisen, dass ich kein kompletter Reinfall bin. Sie wollten mich ja von Anfang an nicht einstellen.“
Er maß sie lächelnd von Kopf bis Fuß. „Ein großer Fehler.“ Raleigh streckte die Hand aus und berührte leicht ihre Wange. „Ein süßes Grübchen. Und hübsche Augen.“
Molly starrte ihn an. Er flirtete tatsächlich mit ihr! Und das, noch bevor er von ihrer Ananastorte gekostet hatte.
„Ob ich Sie wohl dazu überreden kann, eine neue Ladung Brötchen zu backen?“
Molly erwachte aus ihrer Trance. Na also! Raleigh wollte sie wegen ihrer Rezepte!
Fröhlich vor sich hin summend, setzte sie rasch den Teig an für eine dreifache Ladung Brötchen. Tief in ihrem Innern wusste sie, dass noch ein anderes Dessert als die Ananastorte auf dem heutigen Menü stand. Es hieß Küss-mich-Cowboy, und sie brauchte bloß ihr Grübchen aufblitzen zu lassen, um mit einem großzügig bemessenen Stück Liebeskuchen belohnt zu werden!
Bei dem Gedanken hätte sie beinahe laut losgelacht. Sie fiel seinen Reizen schneller zum Opfer als ein Soufflee bei einem Erdbeben.
Als die Brötchen fertig waren, hatte Molly bereits den Tisch im Esszimmer gedeckt und trug die Speisen auf.
„Keine Ahnung, wie das sonst hier üblich ist, aber da dies mein erster Tag ist, dachte ich, wir könnten alle zusammen essen, Mr. Wyatt mit eingeschlossen.“
„Ich klingele mit der Glocke“, bot Jocelyn sich an und verschwand. Sekunden später erklang aus Richtung Hintertür ein blechernes Läuten.
„Dieses Geräusch hab ich nicht mehr gehört, seit Mrs. Peet die Mücke gemacht hat.“
Molly horchte auf. „Ich denke, Mrs. Peet hat sich das Bein gebrochen?“
Raleighs Miene war undurchdringlich. „Stimmt. Nachdem sie von hier weg ist.“
„Ach so …“
Beide Türen, die ins Esszimmer führten, schwangen gleichzeitig auf. Durch die eine rauschten Jocelyn und die zwei weiteren Cowboys herein, Cord Wyatt, Sharleen und Etta Sue durch die andere. Alle redeten fröhlich durcheinander, die Vorfreude auf das hausgemachte Dinner war ihnen von den Gesichtern abzulesen. Doch die gute Stimmung dauerte nicht lange an. Kaum hatten sich alle reichlich aufgetan und den ersten Bissen verschlungen, als plötzlich das Gespräch versiegte und alle Blicke sich in sprachlosem Entsetzen auf Molly richteten.
Etta Sue war die Erste, die die Sprache wiederfand. „Himmel und Hölle! Dieses Stew schlägt alle Rekorde. Bäh!“, fügte sie voller Abscheu hinzu.
Cord schmiss seinen Löffel hin. „Sie erwarten doch nicht etwa, dass ich diesen Mist esse?“
Mollys Gesicht brannte vor Scham und Entrüstung. Gegen die Tränen anblinzelnd, starrte sie auf ihren Teller. Das Stew sah völlig in Ordnung aus. Sie nahm einen Löffel voll … und musste würgen.
Das lastende Schweigen wurde unterbrochen von Sharleens schrillem Kichern, das deutlich schadenfroh klang.
Salz, dachte Molly völlig außer sich.
„Das war nicht ich“, erklärte sie mit fester Stimme.
Sie begegnete Raleighs Blick. Ihr wurde bewusst, dass sie sich heute schon zum zweiten Mal für ihr misslungenes Essen entschuldigen musste. Zuerst die Brötchen, jetzt das Stew. In seinen Augen musste das einen ziemlich merkwürdigen Eindruck machen.
„Das war sicher nur ein Missgeschick“, meinte er beschwichtigend, mit einem gezielt scharfen Blick auf Wyatt, der diesen zum Schweigen bringen sollte. „Eine fremde Küche, da passiert so was schon mal …“
„In dem Stew ist mindestens ein Becher Salz. So etwas passiert nicht mal eben aus Versehen“, hielt Molly ihm entgegen.
Raleigh zuckte die Achseln. „Aber was …“
„Sabotage“, erklärte sie düster. Ihr Blick wanderte von einem zum anderen. Weder Wyatt noch Etta Sue waren in die Nähe des Herdes gekommen, soweit sie wusste. Blieben Sharleen, die ein-,
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