Julia Liebeskrimi Band 09
hörte er sich selbst sagen. „Ich erzähle dir alles.“
„Du bist ein Undercoveragent, der sich als Cowboy ausgibt“, wiederholte Molly, nur um ganz sicher zu sein. Sie wusste noch nicht so recht, wie sie zu seiner Enthüllung stand, aber zumindest war sie erleichtert, endlich die Wahrheit zu kennen. „Du arbeitest für das Schatzamt.“
„Secret Service“, korrigierte er sie.
„Kein Cowboy, ein Geheimagent“, staunte sie. Ihre Augen wurden schmal. „Ich wusste doch, dass du mir einen Bären aufbindest!“
„Nicht ganz.“ Er rieb sich das Kinn. „Ich bin auf einer Ranch aufgewachsen, genau wie ich gesagt habe. Meine Art zu reden hab ich mir von meinem Dad abgeguckt, einem echten Sheriff so wie in den alten Western-Schinken, der noch für Gesetz und Ordnung einsteht.“
„Das ist unglaublich.“ Sie schüttelte leicht den Kopf.
„Ich möchte, dass du ihn kennenlernst.“
Sie hob abwehrend die Hand. „Immer schön langsam. Ich hab mich noch nicht entschieden, ob ich dir trauen soll. Was, wenn …“
Unvermittelt zog Raleigh sie in die Arme. „Du vertraust mir“, flüsterte er ihr ins Ohr. Er knabberte an ihrem Ohrläppchen. „Du vertraust mir völlig, Darling.“
„Du bist dir deiner wirklich zu sicher.“ Sie stieß ihn weg. Das Bewusstsein, dass er sich sein Selbstvertrauen tausendfach verdient hatte, was sie betraf, ließ sie erröten. Ein Mann ist ein Mann ist ein Held. „Ich würde gern mehr über den Fall erfahren, an dem du arbeitest.“
„Ich möchte dich nicht darin verwickeln.“
„Ich bin bereits darin verwickelt. Bis zu beiden Ohren.“
„Stimmt“, räumte er ein. „Aber ich will dich nicht auch noch in Gefahr bringen.“
„Komm schon“, wehrte sie ab. „Niemand auf der Triple Eight ist ein Killer.“
„Ein Krimineller ist potenziell zu allem fähig, wenn er fürchtet aufzufliegen.“ Er stand auf und holte seine Brieftasche. Gesenkten Hauptes blätterte er konzentriert ihren Inhalt durch.
Molly starrte ihn an wie gebannt. Gott, es tat ihrem Herzen weh, ihn zu lange anzusehen! Und doch verspürte sie das übermächtige Bedürfnis, sich jede Einzelheit, die ihn ausmachte, für immer einzuprägen.
Sein Haar war zerzaust, die Füße und die Brust waren nackt. Unter seinem Schlüsselbein hatte er eine kleine weiße Narbe, in seiner linken Armbeuge entdeckte sie ein Muttermal. Die Konzentrationsfalten auf seiner Stirn wirkten über der rechten Augenbraue tiefer. Seine Jeans waren abgetragen, fransig an den Säumen. Seine Nase hatte einen winzigen Rechtsdrall, was ihn nur noch attraktiver machte.
Mollys durchdringender Blick irritierte Raleigh.
Hatte sie Angst, ihn zu verlieren? Vertraute sie ihm oder nicht?
Er reichte ihr eine Zwanzigdollarnote. „Nein danke“, scherzte sie. „Ich bin umsonst.“
„Das ist ernst, Molly.“
Seufzend nahm sie den Geldschein. Die Ereignisse des Abends hatten sich überschlagen, da kam sie einfach nicht mehr mit. Erst Wyatt, dann Raleigh, jetzt das Falschgeld auf der Triple Eight? Das war doch lächerlich.
„Kannst du erkennen, ob der Schein echt ist?“, forschte Raleigh.
Sie prüfte den Geldschein eingehend von beiden Seiten. „Sieht echt aus.“
„Er ist falsch. Wyatt hat mit genau so einem Schein an der Tankstelle in Treetop bezahlt. Weitere Noten sind in der ganzen Gegend im Umlauf. Der Secret Service hat eine Untersuchung eingeleitet.“
„Wenn das wahr ist, warum hat man Wyatt dann nicht längst verhaftet?“
„Zu diesem Zeitpunkt der Untersuchung würde er vermutlich noch glimpflich davonkommen. Wir wollen wissen, ob es noch mehr von diesem Zeug gibt und wer alles in die Sache verwickelt ist. Vermutlich ist dieser Zwanziger nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Nach Saisonbeginn wird wahrscheinlich noch viel mehr davon in Umlauf gebracht werden, weil die Händler alle Hände voll zu tun haben und Teilzeitmitarbeiter nicht so geübt sind im Erkennen von Falschgeld.“
Sie glättete den Schein. „Woran erkennt man Falschgeld denn?“
„Am Papier. Es ist dem echten sehr ähnlich, aber eben nur fast. Und betrachte mal die Einfassung. Siehst du, wie verschmiert die feinen Linien sind?“
Sie hielt den Zwanziger gegen das Licht. „Genauso wie das Porträt von Jackson.“
„Gut beobachtet. Wenn wir ein Vergrößerungsglas hätten, dann könnte ich dir noch weitere Anzeichen zeigen. Da sind Polyesterfäden und Mikroprints, die ein Kopierer nicht wiedergibt.“
„Ein Kopierer?“, warf Molly erstaunt ein.
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