Julia Liebeskrimi Band 09
nicht noch mehr Zurückweisung.“
„Du musst dir bewusst machen, dass nichts davon deine Schuld ist.“
Molly fuhr fort, als hätte Laramie nichts gesagt. „Ich nehme an, das war auch der Grund, warum Sharleen – oder wer auch immer – mich loswerden wollte. In meiner Position hier habe ich einfach Gelegenheit, zu viel zu sehen.“
Das Koffein hatte Laramie munter gemacht. „Was hast du denn gesehen? So viel hab ich verstanden, dass Sharleen und Cord Wyatt einem Fälscherring angehören, aber woher stammen all die Juwelen? Grace und ich, wir haben beide gehört, wie die Süße aus dem Thunderhead sagte, sie könne sich nicht vorstellen, dass die alle echt sind.“
„Du meinst Melissa Stankle?“ Mollys Lächeln gewann die Oberhand. „Raleighs Kollegin vom Secret Service. Wir sollten sie fragen, ob sie Mitglied im Cowgirl-Club werden möchte.“
„Secret Service!“, stieß Laramie ungläubig hervor. „Ein Undercover-Cowboy! Das ist der Hit für unsere Club-Annalen. Unfassbar! Ich hab doch gerochen, dass etwas mit dem Kerl nicht stimmt!“, schloss sie triumphierend.
Molly stellte die Schüssel mit den Eiern in den Kühlschrank und ging zur Kühlkammer, um Würstchen und Speck zu holen. Sie plante ein richtig herzhaftes Frühstück, zu dem auch Hafergrütze und Pfannkuchen gehörten. Der köstliche Geruch gebratenen Specks würde hoffentlich Grizzlys stinkendes Vermächtnis übertönen.
„Ich möchte mal klarstellen, dass ich nicht so vertrauensselig bin, wie du annimmst“, verteidigte sich Molly. „Ich habe sehr wohl gemerkt, dass Raleigh nicht mit offenen Karten gespielt hat, und trotzdem hab ich beschlossen …“ Sie brach ab und strich sich mit den Fingerspitzen gedankenverloren über die lächelnden Lippen.
Laramie bedachte sie mit einem scheelen Blick. „Dich mal so richtig ins Leben zu stürzen, auch wenn’s kriminell wird?“
„Offensichtlich kann ich das gar nicht“, räumte Molly sogleich ein. „Selbst inmitten einer Horde Krimineller bleibe ich immer die nette, normale Molly.“
„Zu schade“, konterte Laramie ironisch.
„Insgeheim habe ich mir immer gewünscht, so exotisch und einmalig wie du zu sein“, gestand Molly der völlig verblüfften Freundin.
„Und ich hab mir immer gewünscht, nett und normal zu sein, da hast du’s.“
„Ist es zu spät für uns wegzulaufen und Cowgirls zu werden?“
Beide lachten und gestanden sich ein, dass ihre Cowboy-Fantasien nicht so ganz der Wirklichkeit entsprachen. Selbst Grace, die in vielerlei Hinsicht ihre schönsten Träume lebte, war gezwungen gewesen, sich zunächst einmal mit ihren früheren Idealen auseinanderzusetzen. Und dann tauchten neue Probleme auf, damit das Leben nur ja nicht langweilig wurde.
Knarrende Dielen und leises Poltern signalisierten Molly, dass die Gästeschar langsam munter wurde. Sie beschleunigte ihre Frühstücksvorbereitungen, während sie mit Laramie ihre weiteren beruflichen Perspektiven auf der Triple Eight diskutierte. Sollte sich herausstellen, dass Cord Wyatt wirklich ein Fälscher war, sahen die nicht so besonders rosig aus. Da sich jedoch im Moment keine Lösung für dieses Problem auftat, wechselten sie das Thema und unterhielten sich über Laramies neuen Job in einem Reisebüro, was sie schließlich auf Graces und Shanes Flitterwochen brachte. Die Frischverheirateten wollten in einem Pick-up die Pazifikküste bis hinunter nach Mexiko fahren.
Laramie half Molly, den Tisch im Esszimmer zu decken, und verschwand dann nach oben, um sich umzuziehen. Molly fütterte die Menge ab, wobei sie mit einem schier endlosen Nachschub an Rühreiern und Pfannkuchen aufwartete. Ihre einzige Küchenhilfe war die schweigsame und ernste Jocelyn, die die Kätzchen in einem geschlossenen Pappkarton mit nach unten gebracht hatte. Sie schien fest entschlossen, sich ganz brav zu benehmen.
Dieses Verhalten erinnerte Molly noch aus ihrer eigenen Kindheit. Sie hatte geglaubt, wenn sie alles, was in ihrer Macht stand, richtig machte, dann würde auch alles andere, das außerhalb ihrer Machtbefugnis lag, in Ordnung kommen. Eine Angewohnheit, mit der sich nur schwer brechen ließ.
Molly drückte Jocelyn liebevoll an sich und gesellte sich dann zu den Gästen ins Esszimmer. Nicky Peet bot einen Ausritt in die verschneite Landschaft an. Laramie und ein paar von Graces Freunden aus New York waren sofort Feuer und Flamme. Die Farrows hingegen waren im Begriff aufzubrechen, sie wollten weiter zum Skilaufen nach Aspen.
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