Julia Liebeskrimi Band 09
rührt.“ Mollys Blick huschte suchend über die tanzenden Paare. „Oh! Die liebe Familie traulich vereint. Und beide haben Angst vor den Kätzchen.“
„Verstehst du jetzt, warum ich dir geraten habe, jegliche Konfrontation zu meiden? Pass auf, was du sagst. Stell keine neugierigen Fragen. Das ist mein Job.“
„Deiner und der von Melissa Stankle. Denkst du etwa, ich hätte nicht gemerkt, wie du sie hier eingeschleust hast?“
„Verdammt, Molly. Du dürftest nicht mal wissen, dass es Stankle überhaupt gibt. Behalt’s für dich, ja? Bitte.“
Gedankenverloren ruhte ihr Blick auf dem frisch verheirateten Paar. „Wenn ihr Grace die Feier verderbt, dann … dann …“
„Dann was?“
„Dann kitzle ich nie wieder deine Füße!“
„Holly? Bist du okay? Krümel, pst! Du bringst mich noch in Schwierigkeiten.“ Die Kätzchen in ihrem langen Rock geborgen, schlich sich Jocelyn an den Tanzenden vorbei zur Treppe. Niemand bemerkte sie, nicht mal ihre Mutter. Jocelyn presste sich ans Geländer, ganz sicher, dass man sie erwischen würde, doch keiner schaute zur Treppe.
„Lasst uns nach oben gehen, schnell“, flüsterte Jocelyn den Kätzchen zu. „Ihr könnt heute Nacht in meinem Zimmer schlafen.“
„Was ist los mit diesem Raleigh?“, wollte Laramie wissen, als es ihr endlich gelungen war, zu Grace und Shane durchzudringen.
„Was meinst du damit?“, fragte das junge Paar unisono.
„Er führt Molly an der Nase herum.“
„O Laramie.“ Grace schob sich eine widerspenstige Haarsträhne unter die perlenbesetzte Kappe. Den Schleier hatte sie gleich nach der Trauung abgelegt. „Du bist einfach zu misstrauisch. Raleigh ist ein netter Kerl – ich mag ihn sehr.“
„Du kaufst ihm doch nicht etwa diese Cowboynummer ab, oder?“
Grace und Shane wechselten einen erstaunten Blick.
Ungeduldig tippte Laramie mit der Spitze ihres silberbeschlagenen Stiefels auf den Boden. „Wenn der ein Cowboy ist, fress’ ich ’nen Besen.“
Grace blickte verliebt zu Shane auf. „Was denkst du, mein lieber Gemahl?“
„Er versteht sein Handwerk“, erwiderte Shane und fügte ein für ihn ungewohntes „mein liebes Frauchen“ hinzu.
„Spart euch diesen Schmus für die Flitterwochen“, polterte Laramie. „Ich will die ganze Geschichte hören.“
„Ich möchte es nicht beschwören, aber ich vermute, dies ist sein erster Job als Wrangler. Seine Hände sind nicht schwielig genug.“ Shane hob seine eigenen Hände hoch – abgearbeitet und wettergegerbt.
Laramie fühlte sich in ihrem Verdacht bestätigt. „Das dachte ich mir schon“, meinte sie düster.
Raleigh folgte seinem Verdächtigen aus der Lobby durch den Speisesaal in die Küche. Dort lauerten ihm die Arbeitsbienen auf. Die Damen gluckten und gurrten und nötigten ihm so viele Reste auf, dass er damit eine Woche lang hätte überleben können. Schließlich gelang es ihm, in den Keller zu entkommen.
Zuerst glaubte er, er habe die Spur verloren. Der Keller wirkte stockdunkel. Er griff sich im Vorbeigehen eine Taschenlampe aus dem Regal, schaltete sie aber vorerst nicht ein. Vorsichtig tastete er sich die Treppe hinunter, wobei er darauf achtete, keine Geräusche zu machen. Unten angekommen entdeckte er in einer entfernten Ecke ein gedämpftes Licht – der hin und her huschende Kegel einer weiteren Taschenlampe. Leises Papiergeraschel drang an seine Ohren.
Raleigh umschiffte einige Haufen mit altem Trödel und spähte angestrengt in die Dunkelheit. Aha!
Er schlich sich dichter an das Objekt seiner Aufmerksamkeit heran. Abrupt schaltete er seine Taschenlampe ein und richtete den Kegel auf … Sharleen Jackleen.
Sie fuhr zu Tode erschrocken herum, die Angst stand in ihrem Blick geschrieben. Einen leisen Schrei ausstoßend, barg sie das Gesicht in beiden Händen. „Ich hab nichts genommen! Das schwöre ich!“
Raleigh betrachtete die zur Seite gerissene staubige Plane und den Stapel Zeitungen, der darunter zum Vorschein gekommen war, aufgetürmt auf einer alten Tretnähmaschine. Sharleen hatte die Schnur des obersten Stapels durchtrennt und den Stapel bereits zur Hälfte durchwühlt. Dabei waren zwischen den Zeitungsseiten mit Währung bedruckte und weiße Seiten Papier aufgetaucht. Raleigh trat näher und rieb das unbedruckte Papier zwischen seinen Fingerspitzen. Eine gute Qualität, die der des Schatzamts sehr nahe kam.
Sharleen blinzelte in den grellen Strahl seiner Taschenlampe. „Ach, Sie sind’s bloß. Sie haben hier im Keller nichts zu
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