Julia Liebeskrimi Band 09
geben“, meinte Molly aufmunternd. „Selbst wenn sie dann woanders ein neues Zuhause finden, gehören sie irgendwie immer noch dir.“
„Ja.“ Jocelyn nahm eines der Kätzchen hoch und lächelte tapfer. „Das wäre schön.“
Molly stand auf und drückte tröstend ihre Schulter. „Die armen Dinger haben sich womöglich verkühlt. Könnten Sie mir wohl einen Pappkarton und ein Heizkissen leihen?“, wandte sie sich an Sharleen.
Doch diese hatte offensichtlich das Interesse an dem Thema verloren. „Nicht meine Sache. Jocelyn wird alles herrichten.“ Sie fingerte an ihrem Satinkragen, während sie Molly von Kopf bis Fuß musterte. „Nichts für ungut, aber Ihnen könnte es auch nicht schaden, sich ein bisschen herzurichten.“
„Oh.“ Molly hob die Hand an die Wange. Schmutzspuren überzogen ihr Gesicht wie die Kriegsbemalung eines Indianers, ihre Frisur war ruiniert, und vorne auf der weißen Bluse und auf dem Hinterteil ihrer Hose prangten große feuchte Flecken. Verflixt! Sie war schon gepflegter zu Vorstellungsgesprächen erschienen.
„Wenn Sie für Cord Wyatt arbeiten wollen, dann ist gutes Aussehen oberstes Gebot“, fuhr Sharleen herablassend fort. „Na gut, eins spricht für Sie – Cord mag Frauen mit Kurven an den richtigen Stellen.“ Sie tätschelte ihre Stundenglas-Hüften. Ihr dünnlippiges Lächeln enthielt die Warnung, nur ja die Finger von ihrem Mann zu lassen.
„Ich ziehe es vor, auf meine Berufserfahrung und auf mein Können zurückzugreifen“, konterte Molly kühl.
„Ja, ich auch!“, höhnte Sharleen. „Mensch, Mädchen, regen Sie sich bloß nicht künstlich auf!“
Ein greller Blitz zuckte über den grauen Himmel, und Molly fuhr erschrocken zusammen. Doch sie fing sich sogleich wieder und zog ihre Bewerbungsmappe aus der Schultertasche. „Ich habe meinen Lebenslauf mitgebracht.“
Das laute Krachen des Donners ließ die Fensterscheiben klirren. Im selben Moment wurde die Hintertür aufgestoßen, und ein eiskalter Wind wehte herein, gemischt mit dem Geruch von nassem Leder.
Molly blickte auf und direkt ins Gesicht des Kino-Cowboys. Seine attraktiven Züge, das Zahnpasta-Lächeln und die unglaublich blauen Augen waren reif für eine Großaufnahme. Tatsächlich war es aber Molly, die im Fokus stand, doch anstatt sich auf ihren Text vorzubereiten, verlor sie den Kopf und stammelte: „ Sie sind das!“
Sein Lächeln erlosch, und mit verwirrter Miene sagte er etwas, was Molly nun ganz und gar nicht erwartet hatte. „Aber Sie sind nicht die richtige Frau …“
Und dann ging glücklicherweise das Licht aus.
2. KAPITEL
„Iiiiee!“ Sharleen stieß ein helles Quieken aus und warf sich Raleigh an die Brust. Verzweifelt schlang sie ihm die Arme um den Nacken. „Halt mich fest, Sugar“, stieß sie hervor. „Ich hab Angst im Dunklen.“
„Keiner bewegt sich“, befahl Molly mit fester Stimme. „Jocelyn?“
„Ja, Madam?“
„Hast du die Kätzchen?“
„Nur das eine.“
Raleigh hörte, wie sich die Fremde vorsichtig in der Dunkelheit bewegte und sagte: „Wir versuchen mal, die anderen zu finden, bevor sie uns entwischen.“ Ihr besonnenes Verhalten und ihre beruhigende Art waren ihm sofort sympathisch. Doch er war verdammt sicher, dass sie nicht die Agentin war, die er erwartet hatte.
„Kätzchen?“, fragte er und befreite sich aus Sharleens Umarmung. Im dämmrig-grauen Licht, das durch das Fenster hereinfiel, konnte er vage Schemen auf dem Fußboden herumkriechen sehen.
„Ausgesetzte Kätzchen.“
Er trat näher, wobei er geschickt Sharleens grabschenden Händen auswich. Suchend klopfte er seine Taschen ab, fand ein Briefchen mit Streichhölzern und riss eines an. Einige Fuß weit entfernt entdeckte er die Frau auf allen vieren auf dem Boden kriechen. Im flackernden Schein des Streichholzes wirkte ihr rundes Gesicht fast geisterhaft, die hübschen Züge entstellt durch die tanzenden Schatten. Das Weiße in ihren Augen glänzte.
Einen Moment lang starrten die beiden sich schweigend an – lange genug für Raleigh, um sich zu fragen, wie sie wohl auf einen Kuss reagieren würde –, und dann erlosch die Flamme, wobei er sich fast die Fingerspitzen verbrannte. „Autsch!“ Er ließ das Streichholz fallen.
„Ich hab eins gefunden!“, ertönte Jocelyns triumphierende Stimme aus der Mitte des Raums.
Er riss ein weiteres Streichholz an und erhaschte einen Blick auf den hübsch gerundeten Po der Unbekannten, als sie über den Küchenfußboden auf Jocelyn
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