Julia Liebeskrimi Band 09
Molly Broome. Sie kennen mich nicht, aber Lilah Evers hat mir von der freien Stelle erzählt. Ich bin gekommen, um Ihnen meinen Lebenslauf vorbeizubringen.“ Sie holte tief Luft, was einen dramatischen Effekt auf ihren Busen hatte. Der feuchte Stoff ihrer weißen Bluse stand dem eines nassen T-Shirts in nichts nach. Die Spitzen ihrer vollen Brüste, nur unvollständig verhüllt von einem zarten Spitzen-BH, pressten sich an den halb durchsichtigen Stoff. „Leider bin ich nicht mehr so ganz präsentabel. Der Sturm, der Schlamm, die Kätzchen … Sie sehen ja selbst.“
„Oh, im Gegenteil, Sie sind sogar mächtig präsentabel.“
Molly schnaubte entrüstet. Sie beugte sich vor, um ihm in die Augen zu sehen, wandte den Blick aber rasch wieder ab. Ihre Wimpern warfen lange Schatten auf ihre rosigen Wangen. Kein Zweifel, das Licht der Taschenlampe stand ihr gut.
„Sharleen hat mich schon gewarnt, dass Sie das so sehen.“ Ihr scheuer Blick hatte sich in ein wütendes Funkeln verwandelt. „Da ich es gewohnt bin, eine Stelle aufgrund meiner beruflichen Qualifikationen zu erhalten, sollte ich wohl lieber wieder gehen.“
Raleigh schwieg dazu. Schließlich wollte er sie doch loswerden. Oder?
Sie wirbelte herum und scheuchte Jocelyn und die Kätzchen vor sich her ins Esszimmer. Doch plötzlich blieb sie stehen und drehte sich noch einmal zu ihm um. „Eine kleine Warnung, Mr. Wyatt. Nehmen Sie sich lieber in Acht. Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist heutzutage ein ernst zu nehmendes Vergehen. Nicht alle Bewerber und, äh, Angestellten …“, sie warf einen bezeichnenden Blick in Sharleens Richtung, „… sind so … großmütig.“ Damit rauschte sie aus dem Zimmer.
Sharleen sah ihr mit gerunzelten Brauen nach, offensichtlich unschlüssig, ob sie sich durch Mollys Worte beleidigt oder geschmeichelt fühlen sollte.
Raleigh rieb sich das kratzige Kinn, während er in sich hineinschmunzelte. Was für eine Frau! Süß, weich und hübsch anzusehen, aber ganz und gar kein Marshmallow. Verdammt, sie hatte sein Blut ganz schön in Wallung gebracht!
Er eilte ihr nach. „Nur eine Minute, Miss Broome.“
Unbeirrt setzte sie ihren Weg fort, ohne sich auch nur umzudrehen. An der Tür holte er sie ein und packte sie am Ellbogen. „Miss Broome – Sie machen einen Fehler.“
Sie fuhr herum und schüttelte seine Hand ab. „Oh, das wage ich zu bezweifeln, Mr. Wyatt.“
„Mein Name ist Raleigh Tate.“
„Raleigh Tate?“, wiederholte sie, plötzlich verunsichert. „Wer …?“
„Ich bin der Vormann hier auf der Triple Eight. Cord Wyatt ist der Besitzer. Aber es war schon richtig, sich wegen des Jobs an mich zu wenden. Wenn Wyatt nicht in der Stadt ist, bin ich für Personalangelegenheiten zuständig.“
Zweifelnd wägte sie seine Worte ab. „Der Vorarbeiter stellt den Lodge-Manager ein?“
„Yep.“ Er beugte sich vertraulich vor und raunte: „Würden Sie das etwa Etta Sue oder Sharleen Jackleen überlassen?“
„Hmm.“ Nachdenklich legte sie die Stirn in Falten. „Ich bin zugegebenermaßen verwirrt. Etta Sue erwähnte, man würde eine Bewerberin erwarten. Vermutlich hat sie mich irrtümlich für diese andere Person gehalten.“
„Ach, ja?“ Die Identität der erwarteten Agentin war selbstverständlich nur ihm bekannt. „In meinem Terminkalender ist ein Bewerbungsgespräch eingetragen. Vielleicht hat die Interessentin sich wegen des Sturms verspätet. Aber da Sie nun einmal hier sind, Miss Broome, und mir auch noch mit strafrechtlicher Verfolgung drohen, können wir ja auch genauso gut das Gespräch führen. Sie erwähnten etwas von einem Lebenslauf?“ Er verlagerte sein Gewicht auf ein Bein und verschränkte lässig die Arme vor der Brust. Obwohl er nicht im Traum daran dachte, sie einzustellen, konnte es nicht schaden, sich zum Schein auf das Spielchen einzulassen.
„Nun, gegen ein Gespräch ist nichts einzuwenden.“ Molly warf ihm einen misstrauischen Blick unter lang bewimperten, gesenkten Lidern zu. „Aber ich muss zuerst noch nach den Kätzchen sehen.“
„Jocelyn wird mit Begeisterung den Babysitter spielen“, bot er an, als das Mädchen mit einem Pappkarton hereinkam.
Rasch inspizierte Molly den Inhalt. Die Kätzchen kuschelten sich in ein Nest aus weichem gelbbraunem Cordsamt, kurz davor, einzuschlafen.
„Das Heizkissen können wir im Moment ja nicht benutzen“, sagte Jocelyn. „Aber ich habe eine Wärmflasche gefunden. Ich fülle sie lieber rasch, bevor wir auch kein heißes
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