Julia Liebeskrimi Band 09
Dann wurde seine Stimme tiefer, während er Mary zärtlich über die Wange fuhr und fragte: „Wie fühlst du dich, mein Herz?“
„Verrückt“, murmelte sie. „Und du?“
Er lachte leise in sich hinein, dann zwinkerte er Hope zu. „Ich glaube, das Schlimmste ist vorüber. Zumindest ihren Humor hat deine Mom nicht verloren.“
„Hilf mir auf“, murmelte Mary.
Daniel half ihr beim Aufstehen.
„Pass auf“, warnte er sie. „Vielleicht wird dir ja wieder schwindlig.“
Als Mary auf den Beinen stand, schwankte sie einen Moment, doch schließlich fand sie ihr Gleichgewicht wieder.
„Geht’s?“, fragte er.
Sie atmete tief durch, dann nickte sie.
„Mommy?“
Marys Magen verkrampfte sich, als sie auf das kleine Mädchen hinunterschaute.
„Wenn ich heute kein Vanilleeis bekomme, ist es auch nicht so schlimm“, sagte Hope.
Mary runzelte die Stirn, dann fiel ihr ein, dass vorhin irgendwie von Vanilleeis mit Erdbeersoße die Rede gewesen war.
„Das ist lieb von dir, aber mir geht es schon wieder gut.“
„Au toll“, jauchzte Hope. „Und mit einem Eis geht’s dir bestimmt gleich noch viel besser.“
Daniel legte einen Arm um Marys Taille und führte sie zur Tür.
„Hope, bist du so lieb und trägst Mommys Handtasche?“
„Klaro. Wenn Mommy beim Einkaufen alle Hände voll hat, trage ich auch immer ihre Tasche“, erwiderte die Kleine, während sie Marys Handtasche vom Boden aufhob und sich über die Schulter hängte.
Mary unterdrückte ein Auflachen, weil sie Angst hatte, dass sie womöglich nicht mehr aufhören könnte zu lachen, wenn sie erst einmal angefangen hatte. Vielleicht sollte sie irgendwem erzählen, was da passierte. Doch diesen Gedanken verwarf sie sofort wieder, denn wer sollte ihr schon glauben?
Bevor sie den Laden verließen, blieb sie noch einmal stehen und sah sich um, aber der alte Mann war nirgends zu sehen. Kein Wunder. Ihn hatte sie sich wahrscheinlich auch bloß eingebildet.
Als sie in die Sonne hinaustrat, musste sie wegen der plötzlichen Helligkeit blinzeln und senkte den Kopf. Dabei entging es ihr, dass sie zu einem wartenden Auto geführt wurde. Als Daniel davor stehen blieb, schaute sie auf, und beim Anblick des großen weißen Cadillacs, den er nun aufschloss, weiteten sich ihre Augen vor Überraschung.
„Aber ich bin doch zu Fuß hergekommen“, murmelte sie.
Daniel musterte sie einen Moment mit nachdenklich gerunzelter Stirn, dann betastete er ihren Hinterkopf.
„Was tust du da?“, fragte Mary.
„Nach einer Beule suchen. Du redest im Moment ein bisschen wirr, vielleicht hast du ja eine leichte Gehirnerschütterung. Ich habe eigentlich geglaubt, ich hätte dich aufgefangen, aber vielleicht habe ich mich ja geirrt.“
„Ich habe mir nicht den Kopf gestoßen“, sagte sie. „Ich habe den Verstand verloren.“
Hope kicherte. „Mommy ist echt witzig.“
Mary setzte sich ins Auto und beobachtete, wie Daniel Hope auf den Rücksitz setzte. Ohne vorher darüber nachzudenken, drehte Mary sich um, kniete sich auf den Sitz und schnallte das Mädchen an. Erst als sie sich wieder umgedreht und ihren eigenen Sicherheitsgurt angelegt hatte, wurde ihr bewusst, was sie getan hatte. Es war so natürlich gewesen. Als ob sie es schon unzählige Male gemacht hätte. Sie klappte die Sonnenblende herunter und betrachtete sich in dem kleinen Spiegel, der dort integriert war. Sie suchte das Gesicht, das ihr entgegenschaute, eingehend nach Anzeichen von Wahnsinn ab. Doch alles, was sie sah, war Verständnislosigkeit.
Dann glitt ihr Blick zu dem Kind auf dem Rücksitz. Nachdem Daniel eingestiegen war, nahm er Marys Hand und drückte sie leicht.
„Honey … bist du sicher, dass du immer noch Eis essen gehen willst?“
„Ich weiß nicht, aber ich werde es bald wissen.“
„Wir müssen es nicht tun, es ist nicht wichtig“, versicherte ihr Daniel. „Hope würde es nichts ausmachen.“
„Aber mir“, murmelte Mary. „Also, los, fahren wir. Ich kann es kaum erwarten zu sehen, was als Nächstes passiert.“
4. KAPITEL
Marys Verhalten beunruhigte Daniel mehr als nur ein bisschen, während er durch die Straßen Savannahs fuhr. Obwohl es in dem Laden sehr warm gewesen war, war es untypisch für Mary, dass ihr so etwas passierte. Er konnte sich nicht erinnern, dass sie jemals ohnmächtig geworden war. Als er an einer roten Ampel anhalten musste, nahm er wieder ihre Hand und verflocht seine Finger mit ihren.
„Wie fühlst du dich?“
Ihre Augen weiteten sich, während
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