Julia Liebeskrimi Band 09
Hitze räumen.“
Er rollte sich von ihr herunter und hatte, ehe sie es sich versah, das Zimmer verlassen. Mary rollte sich auf den Bauch und vergrub frustriert ihr Gesicht in den Kissen. Nein, sie hatte keine Zeit, frustriert zu sein. Sie sollte sich besser aufsetzen und das Schlafzimmer in Ruhe betrachten.
Der Raum war fast schwelgerisch eingerichtet, gleichzeitig strahlte er etwas fast gemütlich Verwohntes aus, das ihr irgendwie vertraut erschien. Als ihr Blick auf den großen begehbaren Kleiderschrank fiel, sprang sie auf. Während sich ihre Finger um den Türgriff schlossen, ertappte sie sich dabei, dass sie in gespannter Erwartung den Atem anhielt. Langsam machte sie die Tür auf, betrat den Schrank und knipste das Licht an.
Rechts hingen, ordentlich wie gewohnt, Daniels Sachen, angefangen von Anzügen, über Sportsakkos bis hin zu Freizeithosen. Auf einem Regal lagen sauber gefaltete Jeans und daneben ein Stapel T-Shirts. Auf dem Boden standen Schuhe, und an der Tür hingen Krawatten. Alles war genauso wie erwartet.
Als sie den Blick nach links wandte, atmete sie in einem Schwall aus, als ob sie einen Schlag in den Magen bekommen hätte. Dort hingen Kleider, Blusen, Röcke und Hosen … und alles in ihrer Größe.
Okay, dann träume ich also in allen Einzelheiten und Farben … und mit Empfindungen. Na und? Ich habe mich ja sowieso schon damit abgefunden, dass ich dabei bin, den Verstand zu verlieren.
Sie trat wieder aus dem Schrank heraus und machte das Licht aus. Ihr Blick wanderte zur Schlafzimmertür, die Daniel offen gelassen hatte. Sie ging auf den Flur und betrat das Zimmer, in dem Hope schlief.
Auch wenn sie nicht wusste, warum und für wie lange ihr diese Gnade gewährt sein würde, hatte sie doch nicht nur Daniel, sondern auch ihre Tochter wieder. Als sie jetzt ungläubig auf das sechsjährige Mädchen hinunterschaute, erschien ihr das, was sie mit dem Baby verbunden hatte, wie eine lange zurückliegende Erinnerung. Und je länger sie hinsah, desto enger wurde ihre Brust. Sie schlich auf Zehenspitzen zum Bett, lächelte, als ihr Blick auf den einohrigen geliebten Plüschhasen neben Hopes Kopf fiel, und zog dem Mädchen die Decke über die Schultern. Dann – zögernd aus Angst, die Verbindung könnte abbrechen – strich sie ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und streifte ihre Stirn ganz sacht mit den Lippen, wobei es ihr erschien, als ob sie das vorher schon unzählige Male getan hätte. Ihr wurde das Herz ganz weit, während sie beobachtete, wie die Lider der Kleinen im Schlaf flatterten.
Das ist mein Baby.
Sie beobachtete Hope noch einen Moment, bevor sie sich abwandte, um wieder zurück in das Schlafzimmer zu gehen, das sie sich mit Daniel teilte. Dort angelangt blieb sie einen Moment auf der Schwelle stehen, um den Gefühlen nachzulauschen, die dieser Anblick heraufbeschwor. Schließlich atmete sie tief durch, trat ein und begann sich auszuziehen. Sekunden später stand sie im Bad unter der warmen Dusche. Auch wenn es vielleicht nur symbolisch war, verspürte sie das starke Bedürfnis, alle Rückstände ihres früheren traurigen Lebens abzuwaschen.
In Daniel stieg eine wilde Enttäuschung auf, als er das leere Bett sah, doch als er gleich darauf im Bad das Wasser rauschen hörte, lächelte er. Nachdem er sich mit einem kurzen Blick über die Schulter davon überzeugt hatte, dass Hopes Zimmertür immer noch geschlossen war, machte er die Schlafzimmertür hinter sich zu und legte den Riegel vor. Marys Kleider lagen am Fußende des Betts. Er legte seine dazu und beeilte sich dann, ins Bad zu kommen.
Mary, die mit geschlossenen Augen unter der Dusche stand, genoss es, das warme Wasser auf ihrer Haut zu spüren, doch als sie hörte, dass die Schiebetür der Duschkabine zurückgeschoben wurde, hielt sie den Atem an. Einen Moment später spürte sie auch schon Daniels Hände auf ihrem Rücken, die gleich darauf nach vorn kamen, ihre Brüste umfingen und sie an seinen Körper zogen.
„Ich liebe dich, Mary Faith.“
Unter Marys geschlossenen Lidern sammelten sich Tränen. Diese Worte zu hören und nach all dieser Zeit die Berührungen ihres Mannes zu spüren war unendlich schön. Warum und wie dies passieren konnte, interessierte sie nicht länger. Und falls sich der Wahnsinn ihrer bemächtigt haben sollte, konnte sie es auch nicht ändern. Es war auf jeden Fall besser als alles, was sie vorher gehabt hatte.
Sie drehte sich in seinen Armen um, wobei ihr Herz hämmerte und ihre Knie
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